Räudige Todesbleimelodien In Blackest Velvet

Etwas untergegangen in der Flut der Veröffentlichung ist das Debütalbum der Melodic Death Band IN BLACKEST VELVET Anfang des Jahres schon ein bisschen. Dabei tauchen bei der Bandvorstellung und für die Aufnahmen die Namen der gut bekannten Bands NIGHT IN GALES und EMPYRIUM auf. Durch Zufall stiess ich nun wieder auf das Album "Edenflow" und war gleich sehr angetan von ihrer Musik. Eine CD, die man sich als Freund des melodischen Todesbleis ruhig mal anhören sollte, denn die Jungs haben einige echt klasse Melodien aus dem Hut gezaubert. Und um die Band ein wenig mehr in ihr verdientes Rampenlicht zu drängen, wurden sie mit Hilfe einiger Fragen durchleuchtet.
www.inblackestvelvet.de (eller).

Bei euch singt nun Ex-Night In Gales Shouter Christian Müller. Wie kam es zu dem Wechsel?
Unser ursprünglicher Sänger Damian war genau genommen eher eine Notlösung, da wir in den Anfangstagen der Band einen geeigneten Mann suchten, und gute Schreihälse bei uns in der Umgebung ziemliche Mangelware sind. So hatte sich Damian bereit erklärt, den Job zu übernehmen, und statt die Klampfe zu bedienen, die Vocalparts im Studio einzusingen. Der Kontakt zu Christian bestand schon seit vielen Jahren. Allerdings sind wir davon ausgegangen, dass er nach dem N.I.G.-Engagement kein Interesse an einer neuen Band mehr zeigen würde und hatten ihn eben nicht gefragt. Es stellte sich dann aber heraus, dass er wieder absolut hochmotiviert war und eine neue Band suchte. Wir waren natürlich sehr happy, als er bei uns einstieg, da er nicht nur auf nationaler Ebene gesehen zur Spitze der extremen Stimmbandathleten gehört und unseren Songs den zusätzlichen Arschtritt verpasst.

Und wie hat sich der Rest gefunden und wer ist das jetzt überhaupt alles?
In Blackest Velvet besteht aus den folgenden Herren Musikanten:
Christian Müller - Vocals, Texte
Tobias Bruchmann - Bass, Vocals, Texte
Piotr Kowalski - Gitarre
Michael Kugler - Gitarre, Songwriting
Guido Conrad - Drums
Tobias und ich haben die Band vor einigen Jahren gegründet, der Rest ergab sich im Laufe der Zeit. Ich möchte aber an dieser Stelle betonen, dass es sich bei In Blackest Velvet auf keinen Fall um ein Sideproject von Night In Gales-Leuten handelt, sondern eine absolut eigenständige Band darstellt. Bei beiden Bands sind unterschiedliche Personen für das Songwriting verantwortlich, so dass das Material sich doch erheblich voneinander unterscheidet. Die Ursprünge bzw. die Einflüsse mögen in den Anfangstagen noch recht nahe beieinander gelegen haben, mittlerweile haben sich beide Bands jedoch völlig unterschiedlich voneinander entwickelt und bieten daher für den Hörer jede für sich einen eigenständigen Sound.

Warum spielt ihr Melodic Death Metal? Habt ihr da Vorbilder?
Gute Frage, ich schätze mal, weil wir keine Ahnung von Jazz haben... Im Ernst, wir sind eben dieser Art von Musik verfallen und lieben es einfach, Death Metal zu spielen. Vorbildfunktion haben natürlich primär die skandinavischen Vertreter dieser Gattung. Allerdings hat jeder einzelne von uns natürlich seinen eigenen musikalischen Background, welcher nicht nur von Metal geprägt ist, sondern auch zahlreiche Bestandteile von anderen (Non-Metal-)Stilen eingenommen hat. Ich persönlich kann auch mit "stinknormaler" Rock/Alternative-Mucke was anfangen.

Wie seid ihr mit eurem Debütalbum zufrieden?
Nun ja, die erste Scheibe ist ja immer was besonderes. Einerseits freut man sich natürlich, dass man seine eigenen Songs auf einem Silberling präsentiert bekommt und somit auf dem Markt präsent ist bzw. sich einen Namen machen kann. Andererseits ist man nach einigem Abstand etwas zwiegespalten, ob man es nicht noch besser hätte machen können. Das betrifft unserer Meinung nach speziell den Sound, mit dem wir im Nachhinein nicht besonders glücklich sind. Kritikpunkte daran gab's kurioserweise recht wenig seitens der Presse und den Fans, was wohl daran lag, dass der Mix sich nicht an den einschlägigen schwedischen Produktionen orientiert hat. Verglichen damit ist unser Sound noch relativ unbearbeitet und daher eben nicht so glattgeschliffen (oder "räudig", wie's Markus Stock immer so vortrefflich formulierte...) - was aber, im Ganzen gesehen, schon ganz gut zur Stilrichtung passt.

In der heutigen Zeit ist es angesichts der Flut an neuen Bands sehr schwierig seine CDs zu verkaufen. Wie würdet ihr jemanden beibringen gerade Eure CD zu kaufen?
Wir appellieren an sein Grundbedürfnis, sein Leben an das hell scheinende Vorbild von reichen und schönen Rockstars zu unterwerfen und sich so zu einem wertvollen Konsumenten der Musikindustrie aufzuwerten. Das sollte er natürlich vorzugsweise mit unserem Album erreichen...

Wovon handeln eure Songs?
Von Geschlechtsverkehr, Drogen und rollenden Steinen... Vorwiegend geht's aber auch um die Mächte der Natur und den dunklen Gefühlen bzw. menschlichen Abgründen, die jeder in uns beherbergt.

In wie weit habt ihr die Gastmusiker Markus Stock (Empyrium) und Jens Basten (Night In Gales) in eure Songs integriert?
Markus hat uns bei einigen Songs, wie zum Beispiel "Sylvan Sanctuary" und "Losing my Religion", seine Stimmbänder geliehen. Er hat eben eine sehr charakteristische Stimme, die bei den Songs für eine gewisse Atmosphäre gesorgt hat. Jens hat bei "The Delightful Temptress" ein Gitarrensolo eingespielt. Wir fanden das eine ganz nette Idee, weil wir uns untereinander immer mal im Studio auf die Finger schauen und hier und da mal etwas einzocken, um die Atmosphäre eben lebendiger zu halten.

Warum habt ihr den R.E.M. Song "Losing my Religion" für einen Coversong ausgewählt?
Wenn ich für diese Frage jedesmal ein Pils bekommen würde, dann könnte ich jetzt eine Kneipe aufmachen... Die Idee zu diesem Song hatte eigentlich unser damaliger Sänger Damian. Ich fand die Idee eigentlich ganz gut, da ich es für besonders reizvoll halte, absolut genrefremdes Material so umzuschreiben, dass ein eigenständiger Song dabei herauskommt. Coversongs mag ich eigentlich am liebsten, wenn man beim ersten Hören noch nicht merkt, dass es ein Cover ist und der Charakter der covernden Band erhalten bleibt.

Werdet ihr vom Prophecy Sublabel Sturmesflügel angemessen unterstützt?
Das Kapitel Prophecy ist für uns zum Glück beendet, da unser gemeinsamer Vertrag von vornherein nur ein einziges Album vorsah und dieses eben jetzt in den Läden steht. Ich kann nicht unbedingt behaupten, dass ich von der Zusammenarbeit mit Martin Koller enttäuscht wurde, da ich von Anfang an keine besondere Erwartung an dieses Label gestellt hatte. Ich habe zum Beispiel bis heute nicht verstanden, dass er uns gesigned hat, da Prophecy nun Mal kein Metal-Label sind und es wohl auch nie sein werden/wollen. Probleme gab es primär im Bereich Promotion, da die zugesagte Werbung nicht oder nur durch mehrmaliges Nachfragen geschaltet wurde. Aber da geht's ja leider vielen Bands ähnlich. Wir haben daher vieles in Eigeninitiative machen müssen.

Ist schon das nächste Album geplant?
Wir arbeiten gerade mit Hochdruck an neuem Material für das nächste Album. Ich bin überzeugt, das die neuen Songs vor allem im Bereich Arrangement und Melodieführung einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht haben. Mit etwas Abstand betrachtet, sind viele der "Edenflow"-Songs doch schon relativ betagt und etwas abgenutzt. Die Scheibe ist zwar relativ vielfältig ausgefallen, doch fehlt mir etwas der rote Faden. Auf jeden Fall sind die neuen Songs eingängiger und strukturierter, und natürlich mit der gewohnen Aggression und Härte versehen. Ich kann es eigentlich kaum erwarten, das neue Material im Studio einzuholzen.

Spielt ihr ausser auf der Nebelmondparty (Anm: 1.9. bei Bocholt, s. Festivals) noch andere Livegigs?
Wir sind gerade eben vom Summer Breeze Festival in Abtsgmünd zurückgekommen, wo wir am Samstag gespielt haben. Neben der NMP sind noch andere Gigs im Laufe des Jahres im Gespräch, näheres erfährt man auf unserer Website www.inblackestvelvet.de.

Na denn, viel Spass und Erfolg weiterhin beim Einholzen und Feiern.