Der Kampf zwischen Gut und Böse Graveworm

Das Rohe und Böse des Black Metals und die Schönheit Gotischer Musikeinflüsse zu verbinden, das ist das Bestreben von GRAVEWORM, die mit ihrem dritten Album "Scourge of malice" ein wahres Prachtexemplar in dieser Mischung (s. Review) hingelegt haben. Für mich ganz klar und bislang unangefochten das Album des Jahres. Hintergründe und mehr zu der konsequenten Weiterentwicklung seit ihrem letzten Werk "As the Angels reach the beauty" erfahrt ihr hier im Interview mit Gitarrist Steve. www.graveworm.de (eller)


Wie ist eure kleine Tour mit Vintersorg, Dornenreich, Suidakra und Darkwell im Gepäck gelaufen?
Die Tour ist überaschend gut gelaufen. Wie du in deiner Frage ja schon richtig angedeutet hast, war es eine wirklich kleine Tour. Es war unsere erste Headlinertour und wir hatten schon befürchtet, daß wir vor leeren Hallen spielen werden. Doch widererwartet kamen mehr Leute als damals auf der letzten Tour mit Siebenbürgen und Agathodamion. Als unser Label von einer Headlinertour sprach waren wir alle dagegen und wollten die Tour eigentlich gar nicht machen. Erst als wir keine Ersatztour machen konnten und wir vor der Frage "entweder Headliner oder zu Hause bleinben" standen, war für uns klar, daß wir wir als Headliner durch Deutschland ziehen mußten. Jetzt im Nachhinein war es eine große Erfahrung, aber erneut möchten wir das nicht nochmal machen. Da bleibt ja keine Zeit mir für ausgiebiges Feiern und Leute kennenlernen....

Das dritte Album, euer reifstes Werk. Unterstreicht ihr diese Aussage?
Ich hoffe es zumindest! "Scourge of malice" ist, wie schon viele in Reviews geschrieben haben, die Weiterentwicklung von unserem letzten Album "as the angels..." Die Veränderungen sind im Detail zu finden. Wir haben aus unseren letzten Alben gelernt, so wie wir auch von "scourge of malice" lernen werden. Wir haben auf große Veränderungen oder gar Stilwechsel verzichtet und etwas an der Gitarrenarbeit und v. a. dem Sound gewerkelt.

Was hat sich mit Erscheinen dieser CD für euch geändert?
Verändert hat sich eigentlich nicht viel. Die Presse interessiert sich etwas mehr an uns als bei den Vorgängeralben, aber ansonsten ist unsere neue Scheibe nur wie jede andere.

Zu Zeiten eurer ersten zwei Alben vielen ab und zu mal Vergleiche mit Crematory, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Was sagt ihr zu diesem Vergleich?
Die Vergleiche waren doch etwas heftig, denn wir waren schon als Crematoryabklatsch abgestempelt worden. Ganz konnte ich den Vergleich zwar auch nicht nachvollziehen, aber das hat mich nicht gröber gestört, denn wir waren damals alle begeistert von der Mucke der Pfälzer. Und irgendwie muß man ja eine neue Band einordnen. Schon nach der ersten Platte waren wir uns alle einig nicht den selben Weg wie Crematory zu gehen und uns bewußt von deren neuen Outputs zu unterscheiden. Wir entschieden uns für den entgegengesetzten Weg. Weg vom Death-Pop, wie sie oft bezeichnet werden und wir zogen Richtung Black Metal ohne unsere Melodien zu verneinen. Sie werden immer unsere Trademarks bleiben.

Gerade die Streicher geben eurem Album das gewisse Etwas und erzeugen eine sehr gänsehautartige Atmosphäre. Wie habt ihr es geschafft, die klassichen Gastmusiker für eine Zusammenarbeit mit eurer, für sie bestimmt "grässlichen" Musik, zu überzeugen?
Das war eigentlich kein Problem - immerhin haben sie auch Geld dafür gekriegt!!!! Hahaha! Nein, ich habe einen alten Zivikumpel getroffen, der sich hauptberuflich mit Musik beschäftigt. Er ist fest in der klassischen Musik verwurzelt und leitet einen kleinen Chor. Er erzählte mir, daß er von Scheiben wie die alten Black Sabbath begeistert ist und entdeckte zum ersten Mal elektrische Gitarren für sich!! Ich habe ihn sofort eine Zusammenarbeit vorgeschlagen und bin mit jeder Menge Melodiebögen zu ihm gekommen und habe sie mit ihm ausgearbeitet. Die Zusammenarbeit ist richtig gut gelaufen und wir werden wohl bei unserem nächsten Album intensiver mit ihm zusammenarbeiten.

Wie würdet ihr die Atmosphäre beschreiben, die euer Album erzeugen soll bzw. welche Gefühle erzeugt sie bei euch?
Jeder Song ruft andere Gefühle hervor, da jeder seine eigene Entstehungsgeschichte hat. Wir benötigen immer jede Menge Zeit, um einen Song zu schreiben, so steht jedes Stück unter einem anderen Stern bzw. unter anderen persönlichen Gefühlen. Sicher könnte ich dir über jeden einzelnen Song eine kleine, tragische, oder auch lustige Geschichte erzählen, aber was genau hinter den Songs steht, soll jeder selbst entscheiden, denn die Gefühle, die Musik im Hörer wachrufen, hängen immer von der persönlichen Verfassung des Hörers ab.

Eure Texte beschäftigen sich mit Sagen aus Südtirol. Wieso passen gerade diese zu eurer Musik?
Eigentlich weiß ich ja gar nicht, ob sie überhaupt zu unserer Musik passen, aber ich habe keinen Bock auf typische Black Metal Texte wie Blasphemie und so! Das paßt noch weniger zu unserer Musik, finde ich. Noch dazu sind die Sagen, die Fiori in den Lyrics verarbeitet nicht autentisch. Er werkelt da ziemlich rum und da bleibt nicht viel vom Original übrig. Es kann ja auch nicht immer das Gute gewinnen.

"Fear of the dark" ist für mich eines der genialsten Cover, das je von einem Iron Maiden Stück gemacht wurde. Warum habt ihr diesen Song gewählt und hattet ihr noch andere in der engeren Auswahl?
Nein, wir wollten "Fear of the Dark" machen. Entweder das oder keines. Wir hatten ja schon auf der Mini CD Helloweens "How many tears" verwurstelt, und eigentlich wollten wirs dabei sein lassen, obwohl es immer gut angekommen ist. Vor allem live! Fiori ist eingefleischter Maiden Fan und wollte uns schon seit geraumer Zeit für 'ne Coverversion überreden. Wir haben es probiert und waren vom Ergebnis begeistert. Anfangs war nur was geplant für irgendein Sammler Stück, wie eine Picture LP oder so was. Aber wir fanden das Stück zu gut für eine limitierte Scheibe und so haben wir es noch auf "Scourge of malice" veröffentlicht. Jetzt, nach der Tour hat sich "Fear of the Dark" zu einen kleinen Höhepunkt eines jeden Graveworm Gigs herangemaustert und wir werden wohl längere Zeit nicht drumrumkommen den Song auf jeden Konzert zumindest als Zugabe zu spielen.

Bei dem meist "heiser kreischenden" Gesängen von Stefan müsste ja eigentlich jedem Gesangslehrer schlecht werden. Wie hält man seine Stimme für sowas fit?
Fiori hat eigentlich Glück mit seiner Stimme, denn er hat da weniger Probleme. Na gut. Er trinkt nichts und vielleicht verdankt er den Umstand auch seiner langanhaltenden Stimme. Bevor wir die Tour begannen, war er noch im Eishockeystadion um seine Mannschaft anzufeuern. Seine Kumpels waren alle heiser am nächsten Tag, doch er kriegt davon nicht mal ein Kratzen. Auch früher, als wir beide in Konzerten unseren Faves mit Lauten Zugaberufen, Sprechchören und sonstigen Tribut gezollt haben, war er immer fit am nächsten Tag. Ein kleines Naturtalent, sozusagen. Aber auf Tour braucht er dann doch einige Halsbonbons!!! Haha..

Das letzte und dieses Album haben ein sehr schönes Coverartwork. Wer gestaltet eure Cover und was sollen sie Aussagen?
Luis Royo ist ein begnadeter Maler und ich und Fiori sind begeistert von seinen Bildern. Früher waren Metalscheiben immer ein kleines Kunstwerk auf riesigen LP Covers, da konnte man stundenlang kleine Details an den Bildern suchen und studieren. Mit den CD's ist sowas verloren gegangen aber wir versuchen trotzdem immer etwas detailverliebte Artworks zu bringen. Immerhin werden die beiden Scheiben in Zukunft auch als limitierte Picture Disc auf Vinyl erscheinen und dann hat alles wiede seinen Sinn... Die letzten beiden Bilder, haben eigentlich die selbe Aussage. Sie sollen in etwa unsere Musik beschreiben. Auf beiden Bildern steht die Frau für die ruhigen Stücke unserer Musik, doch der erste Schein trügt, auch die schönen Dinge haben ihre schlechten Seiten. Die beiden Schönheiten haben nichts anderes als Töten im Sinn. So ist es auch in unserer Musik. Die Black Metal Parts wechseln sich mit orchestralen Parts ab. Der Kampf zwischen Gut und Böse sozusagen!

Wie geht's mit Graveworm weiter?
Tja, wie gehts weiter? Keine Ahnung, wir haben soeben begonnen neue Songs zu schreiben, aber das wird noch ein Weilchen dauern. Zusätzlich haben wir ein Angebot für einen Tribut Sampler erhalten. Mal sehen ob daraus was wird. Auf ein paar Festivals im Sommer werden wir aber sicher zu sehen sein. Sicher ist bis jetzt nur das Summer Breeze Open Air. Last Episode plant noch 'ne Tour im Herbst, aber das ist alles noch Zukunftsmusik.