Die, die den Sturm forttragen Drautran

Eine hoffnungsvolle Band aus dem hohen Norden Deutschlands hat bei mir mit ihrem erstklassigen atmosphärischen Black Metal mit Viking und Pagan Einflüssen einen sehr guten Eindruck hinterlassen (s. auch im Reviewteil). Da Drautran bislang alles, auch ihre erste Demo-CD "Unter dem Banner der Nordwinde", in Eigenregie geregelt haben, ist dies ein Grund mehr, euch diese Band in einem Interview noch etwas vertrauter zu machen. Für die Antworten stand mir Vocalist Jorge Blutaar zur Verfügung, der als einer von sieben Bandmitgliedern seine Meinung über die Band und das drunherum preisgibt.
Viel Spass beim Lesen! (eller)


Vielleicht kannst du unseren Lesern zur Beginn kurz ein paar Informationen über eure Band geben?
Die Musik DRAUTRAN's ist eine kalte Welt voller Brutalität, nordischer Atmosphäre und sprühender Melodie. Das Debut ist die selbstfinanzierte Demo-CD "Unter dem Banner der Nordwinde". Im Einklang mit der Musik stehen atmosphärische Texte voll Epik und Mythologie. Wir entschlossen uns im Winter '96 mit 5 Mitgliedern, von denen heute noch Arn (g), T.Winter (lg), Doomguard (b), und ich, Jorge Blutaar (v), aktiv mitwirken, unsere Vorstellungen dieser Musik zu verwirklichen. Leider liess das optimale Line-up länger auf sich warten. Die obligatorischen Probleme erfolgten sowie die ewige Misere des Schlagzeugers, doch es schlossen sich Oluf (v) und Mondgarmr (syn) an. Mit dem Anschluss Orloc's (dr) an DRAUTRAN im September '98 vervollständigten wir uns und die Lieder des Debuts sind in dieser Schaffensperiode geschrieben oder revidiert worden. So wurden das musikalische und lyrische Konzept abgerundet. Leider musste Oluf (v) uns aus beruflichen Gründen verlassen, dafür ist nun Atergatis (v) eingestiegen.

Was bedeutet Drautran?
Drautran ist, entgegen unserer konzeptionellen Ausrichtung, ein mystischer Begriff aus Mittelerde, der Welt Tolkiens. In hier explizit darzulegen, wäre eine Schmach für unsere Vorliebe für das Phantastische, die uns allen inne ist. Soviel soll gesagt sein.

Wovon handeln eure Songs?
Unsere Texte bilden eine spirituelle Einheit mit der Atmosphäre, Kälte und Brutalität der Musik. Sie werden im Enstehungsprozess immer im Einklang mit der Musik geschaffen. Relevantestes Element ist dabei die Natur, im Speziellen das Meer und die Küste. Eingebunden in die nordische Mythologie, die den grössten Teil dieser Begeisterung reflektiert, beschäftigen sich die Texte mit den nassen Fluten und den Sagen und Mysterien um das 2. Element. Auch finden Berserkertum, Schlachten, Misanthrophie und nihilistische Aspekte Einfluss.

Was fasziniert euch an dem Thema?
Die Identifikation mit dieser inspirierenden Mythologie ist mir als Pantheist sehr wichtig. Daher rührt meine Intentionen, darüber schreibe ich meine Texte. Hier finde ich die meisten Aspekte der Natur wieder, die eine gravierende Rolle im Leben haben. Alle Mitstreiter DRAUTRAN's empfinden ähnlich. Es ist einfach die Vorliebe für eine andere, bedeutungsvollere Seite der Welt, die weit ab vom tristen Kommerz und Alltag des gewöhnlichen Menschen Einzug in unser Leben erhällt.

Wie sind bislang die Reaktionen auf eure erste CD?
Die Fachpresse hat "Unter dem Banner der Nordwinde" hauptsächlich als positiv gewertet, ergo haben wir gute Resonanzen mit konstruktiver Kritik bekommen. Das freut uns und stärkt unser Bewusstsein, auf dem richtigen Weg zu sein, ist es doch schwer, heutzutage Aufmerksamkeit zu erreichen. (Auch wir sind weiterhin stolz, schliesslich präsentiert es einen gravierenden Teil unseres gemeinsamen Pfades, nämlich den Anfang! Trotzdem ist ein hohes Mass an Selbstkritik bei uns vertreten, wahrscheinlich weil wir hohe Ansprüche stellen.)

Habt ihr vielleicht schon ein Label in Aussicht?
Nein, es hat zwar schon hoffnungsvolle Bekundigungen gegeben, jene haben wir aber immer abgewiesen. Zur Zeit befindet sich DRAUTRAN in einer kreativen Fortschrittsphase, in der die Souveränität des eigenen Schaffens und des persönlichen Engagements einer komplizierten und intransparenten Verbindung zu einer Plattenfirma vorzuziehen ist. Das schliesst natürlich keine unbedingte Aversion unsererseits gegen einen generellen Deal ein. Viele jüngere Plattenfirmen sind engagiert und kompetent. Jedoch schätzen wir noch ein wenig die Eigenständigkeit ohne allzu kommerzielle, abstruse ökonomische Aspekte. Bis jetzt hin haben die Gruppe, Freunde und Unterstützer für das Fortschreiten gesorgt. Und jener Zustand soll einfach noch ein bisschen währen...doch verschliessen wir uns nicht vor dem Deal. Die nächste Scheibe soll ein offizieller Release werden.

Die Aufmachung hat mir auch sehr gut gefallen, alles in schwarz weiss, aber sehr gutes Layout und tolle Bilder. Wer zeichnet sich dafür verantwortlich?
Ausgesucht wurden jene Bilder, Hintergründe, Verzierungen und Inschriften, die im Booklet zu betrachten sind, von uns allen, primär jedoch von mir. Alle graphischen Gestaltungen und Umsetzungen wurden dann in Zusammenarbeit mit meiner Schwester erarbeitet. Sie ist firm in solchen Dingen und konnte durch ihr berufliches Umfeld alle unsere Ideen realisieren. Wie oben schon erläutert, basiert alles Förderliche im Umfelde DRAUTRAN's auf dem Engagement diverser Personen. So war diese Art der konzeptionellen Visualisierung nur durch Unterstützung möglich.

Ich kenne den Norden (Rendsburg) nur von der Bundeswehr. Da war tote Hose. Wie sieht's in Kiel mit der Metalszene und den Clubs aus?
Traurig! Wir sind jedoch ein kleiner Kreis von Eingeschworenen, die sich wohl alle irgendwo um DRAUTRAN und ein paar andere Gruppen herum bewegen. Insgesamt sind das ca. 20-30 Individuen. Zu empfehlen wären an Gruppen hier besonders EUSOPHOBIA, die mit gutem und technischem Death Metal aufwarten. Doch der Zusammenhalt trotz der kleinen Anzahl ist sehr gut; schliesslich hat man sich gegen Wochenend –Grufties und –Metaller zu verteidigen. Diese profanen Moorleichen und Spacken stehen nicht für das ein, was sie sagen oder täuschen Spiritualität vor, bzw. versuchen welche zu imitieren. Opportunisten und Bastarde! Stattdessen bevölkern und infiltrieren sie die Clubs, die früher nur selten Metal gespielt haben. Heute wird da nicht mal mehr Maiden gespielt, lediglich EBM. Aber eigentlich gibt es hier sowieso keine Klubs...

Welches sind so deine Lieblingsbands?
Mein persönlichen Faves sind sehr verschieden, da ich allen Arten des eher extremeren Metals meine Aufwartung gebiete. So stehe ich besonders für Sinister, Cannibal Corpse und mittlerweile Broken Hope ein. Im Black Metal Bereich fröhne ich speziell der Kunst von Enslaved, Setherial oder Abigor. Im besinnlichen und ruhigeren Stunden präferiere ich dagegen My Dying Bride, Anathema oder (alte) Ulver. Aber auch der Funeral Doom hat es mir angetan, Thergothon, Skepticism, Esoteric oder Shape of Despair.

Arbeitet ihr schon an neuem Material?
Natürlich. Es stehen bereits mehrere Songs in Arbeit. Wir pfeilen an unseren technischen Fertigkeiten sowie unserem Können. Und auch bühnentechnisch wollen wir 2001 unsere Präsenz zeigen und den Sturm erneut entfesseln! So stehen viele Auftritte in Deutschland oder auch Polen zur Debatte.

Wie stellst du dir vor, wie es mit Drautran weitergeht/weitergehen könnte?
Ungern spreche ich von Skulds Verstrickungen, ungern knüpfe ich es an etwaige Konditionen, da die Zukunft ist für uns Wesen immer ungewiss ist. Doch gewiss ist dann aber, dass die Wogen DRAUTRAN´s den Sturm forttragen und intensivieren werden, sollten die Gruppe den gemeinsam eingeschlagenen Pfad weiter beschreiten.Und dem ist wohl so... Übrigends wird spätestens im Anfang Februar unsere Website eröffent.

Noch einige Worte zum Abschluss?
Danke für das Interview und die Unterstützung! Gruss an alle Freunde, Bekannte und jene die so denken wie wir! A great Fuck off to goes to all posers, fascists and Gothic –Trendies!!!! Demo-CD, Kontakt und Austausch unter:
DRAUTRAN, Postfach 1926, 24018 Kiel. Email: Blutaar@web.de. Demo-CD erhältlich für 20 DM / 10 US$.