Eintauchen in eine düstere Dimension Dorn

Dorn ist die Soloband des ex-RIGER Keyboarders Roberto Liebig, der sich mit seinem Projekt und dem zweiten Album "Brennende Kälte" seinen dunklen Traum weiter verwirklicht. Da mich dieses Album sehr fasziniert hat und es eine sehr interessantes, düsteres Album geworden ist, habe ich dem Mann, der hinter all dem steckt, ein paar Fragen gestellt, die er für euch ehrlich und ausführlich beantwortet hat. Aber lest sellbst. (eller)

Wie kam es zur Gründung von Dorn?
Ich gründete DORN im Jahre 1998 weil ich mich bei RIGER nicht mehr weiter verwirklichen konnte. Ich spielte die Synths und das reichte mir persönlich nicht mehr aus. Drum holte ich mir eine Klampfe, fing an zu spielen und zu üben. Ich fand es überraschend einfach und bald merkte ich, dass mir Gitarre spielen zunehmend ebenso viel Spaß wie das Keyboardspiel bereitete. Anfangs spielte ich eigentlich nur so für mich. Da aber mein Kopf voller Ideen zu platzen drohte, komponierte ich Songs für alle Instrumente. Diese waren allerdings nicht für RIGER gedacht, da ich dort lediglich Themen für die Synths schrieb. DORN ward geboren. DORN ist also meine persönlichste Kristallisierung meiner dunklen stilistischen Musikneigungen, die ich nie in RIGER hätte verwirklichen können.

Fällt es dir leicht, die Musik alleine zu komponieren oder suchst/bekommst du Rat und Ideen von anderen?
Solobands haben es manchmal schwerer und manchmal leichter. Ich würde sagen, dass sich das Gleichgewicht zwischen beidem bei DORN hält. Mir fällt es leicht, meine vielen Ideen in ein gesundes Arrengement umzuwandeln, meine Neigungen auf die metallenen Seiten zu spiegeln oder meinem Hang nach Dramatik in Moll auf den Tasten Rechnung zu tragen. Solange man Ideen hat und kein Krea"tief", hat es eine Soloband eigentlich nicht schwer. Wobei das jetzt absolut meine subjektive Meinung darüber ist. Du bist dein eigener Chef, du kannst alles selber steuern und alles nach deinen eigenen Wünschen perfektionieren, wenn dir danach ist. Und wenn nicht, dann lässt du es einfach. Um deine Frage zu beantworten: Nein, ich suche keinen Rat von anderen und auch nein, ich bekomme keinen Rat von anderen. DORN ist wirklich mein ureigenster Stil. Wenngleich manche Kritiker Gleichheiten zu RIGER erkennen vermögen, so lässt es doch darauf schließen, dass ich bei RIGER mit dem ersten Gitarristen zusammen ebenfalls Themen für die Songs komponierte.

Fehlt dir manchmal dieses Bandgefühl?
Ja, manchmal fehlt es mir. Allerdings nicht mehr bei RIGER; dort war es nicht mehr vorhanden. Generell ist dieses Bandgefühl unvergleichbar mit einer Soloband. Mit einer Band kann man sich zusammen freuen über einen gelungenen Song, man kann nach einem geilen (oder scheiß) Gig zusammen saufen, man erlebt alle Höhen und Tiefen. Die Zusammengehörigkeit ist etwas sehr wertvolles an einer Band. Deshalb will ich nicht ewig DORN als Soloband durch die weltliche Dimension schreiten lassen. Aber das steht noch in den Sternen...Doch das ist alles nur so weit gut, wenn innerhalb einer Band einfach die Chemie stimmt. Ist das nicht der Fall, sind einzelne Mitglieder nicht mehr zufrieden und es geht auf kurz oder lang auseinander. Nun habe ich beide Seiten kennengelernt und bis jetzt zieht es mich mehr zur Einzelkämpfer - Variante.

Wie ist dein momentanes Verhältnis zu deiner alten Band Riger?
Nun, eher abgeschwächt würde ich sagen. Da ich schon seit fast einem Jahr nicht mehr in Frankfurt wohne, sondern in die Nähe von Berlin gezogen bin, ist der Kontakt so gut wie nicht mehr vorhanden. Mit zwei Mitgliedern habe ich noch etwas zu tun und mit einem speziell unternehme ich auch noch sehr viel. Ein paar Emails und Grüße schicken wir uns. Der Grund meines Verlassens im März diesen Jahres hat ja auch viel mit persönlichen Problemen zu tun, so dass es mich gar nicht mehr zu RIGER zieht. Die Trennung war zwar nicht unbedingt leicht für mich, aber ich denke, dass sie das Richtigste war, was ich für mich und meinen Musikstil tun konnte.

Warum hast du die deutsche Sprache für deine Lyrics gewählt und woher nimmst du die Ideen für die Texte?
In anderer Sprache kann ich meine Ansichten und Erfahrungen über Menschheit, Welt und sonstige Dinge über das Diesseits nicht richtig umsetzen. Ich hab es probiert, es ist einfach nicht möglich. Ich kann keine andere Sprache so gut wie meine eigene Muttersprache. Auch beim Singen (wenn man das so nennen kann) kommt die zackige deutsche Sprache besser zum Ausdruck als z.B. das weiche Englisch. Ich kann auch meine Gefühle, die unweigerlich beim zitieren meiner Texte auftreten, besser betonen wie ich es wünsche. Wenn jemand meine Texte verstehen will, der deutscher Sprache nicht mächtig ist, dann soll er sich ein Wörterbuch zu Hilfe nehmen. Ich muss das schließlich auch bei anderen Bands tun. Was die Ideen für die Texte angeht, so muss ich sagen, dass jene mir nicht einfach so in den Sinn kommen, sondern es sind Ansichtssachen und Erfahrungen, die mich mehr interessieren und berühren als ein klassisches Black - Metal - Gedicht über Satan und seine Jünger oder so...Meine Lyrics sind von eigener Philosophie und folglicher Schlussfolgerungen geprägt, die vielleicht sogar einem Gedicht gleichen wollen. "Brennende Kälte" zeugt von Ironie, die sich in allen Texten des Albums wie ein roter Faden durchschleicht, doch soll jeder die Lyrics für sich selber interpretieren und verstehen. Das ist nämlich genau das, was ich auch erreichen will. Wir werden schon genug mit beschlossenen und engstirnigen Sachen, kaum Platz für Alternativen im Denken, überschüttet und berieselt.

Du hast auf "Brennende Kälte" fast alle Instrumente selber eingespielt. Seit wann machst du Musik?
Also die Synths bediene ich seit meinem 14. Lebensjahr ungefähr. Wobei ich mich mit Gänsehaut an meine damaligen Fähigkeiten erinnere. Bis 16 war es schreckliches Geklimper, ohne jeglichen Antrieb. Ich war ja auch nie auf einer Musikschule oder ähnlichem. Mit 16 gründeten wir ja dann RIGER und ab da ging es dann mit dem Feeling für den Tastenkunststoff aufwärts. Durch DORN ist die Priorität für das Keyboard noch mehr gestiegen, ebenfalls meine Ansprüche an mich. Das geile Instrument Gitarre spiele ich seit 18 oder 19. Ich weiß es nicht mehr genau. Auch hier fand ich schnell meine Vorliebe für das tiefe dunkle Metall, für die fetten Riffs, für die dramatisch klingenden Schrammelideen. Blutige Finger waren damals keine Seltenheit. Auch hier zog es mich nie zu einer Musikschule. Ich mochte und mag es eigentlich immer noch, meine Ideen solange zu üben, bis ich sie dann spielen konnte. Und so wird es bei DORN immer weiter gehen. Ich liebe die Musik einfach so sehr, um sie aufzugeben.

Wie bist du mit dem Album zufrieden?
Ich bin mit dem Album sehr zufrieden. Zwar wird es nie ein perfektes geben, aber das will ich auch nicht. Also gegenüber "Falschheit", meinem Debüt, ist eine mir wohlgesonnene Verbesserung zu bemerken. Nun denke ich auch, dass dies an dem Zusammenarbeiten zwischen meinem Produzenten, der mich und meine Wünsche nun schon seit langem kennt, liegt. Weiterhin bin ich ja bestrebt, Besserungen in Fähigkeit und Sound zu vollziehen und auch hier lässt mich "Brennende Kälte" nicht im Stich. Der Sound ist für mich sehr zufriedenstellend. Ebenfalls hat das Innersleeve im Gegensatz zu "Falschheit " auch bessere Aussagekraft.

Was ist Dein Lieblingssong auf der neuen CD und warum?
Oh, das ist schwer zu sagen. Ich könnte mich nicht zwischen "Aggression" und "Wahre Worte" entscheiden. Genauso gefällt mir aber auch "Sehnsucht Gegen Trotz" und "Liebe, Hass, Leben und Tod". Jeder Song hat sein eigenes Feeling und jeder Song hat seine Tief - und Höhepunkte. Ich nehme ja keinen Song aufs Album mit rauf, an dem mich irgendwas stört. Bin ich nicht mit allen Songs total zufrieden, dann fahre ich nicht ins Studio, sondern warte und arbeite noch weiter, bis die Titel endlich reif sind, für ein Recording. Ich kann mich also nicht definitiv auf einen Lieblingssong festlegen.

Wann ist dir aufgefallen, dass du einen Hang zum düsteren Metal hast und was fasziniert dich daran?
Mit 16, kurz vor der RIGER - Gründung hab ich die ersten Metal - Bands durch einen Zufall von einem Kumpel ausgeliehen bekommen. Es waren Moonspell "Wolfheart" und Samael "Ceremony Of Opposites". Die haben mir auf Anhieb gefallen und von dort an wusste ich, dass diese Musikrichtung die meine ist. Natürlich bin ich sehr anspruchsvoll und höre nicht alles, was unter dieser Sparte veröffentlicht wird. In der Musik, die ich höre steckt so viel an Energie und Gefühl, viel Aggression und Rebellion. Außerdem ist für mich guter Metal von eingehend melodischer Einfachheit bis kompliziert stampfender Rythmik geprägt. Aber brauche ich das mystisch klingende Keyboard fast in jedem Fall. Erst diese Stereowände im Einklang mit den Klampfen bringen mein Blut in Wallung. Dunkel muss es sein, nicht unbedingt schnell. Den besten Ausgleich zum meist beschissenen Alltagsleben bringt DORN auf jeden Fall für mich. Metal ist eine fast andere Dimension, in die man einfach untertauchen kann.

Was für Bands hörst du (zur Zeit) gerne?
Meine absolute Lieblingsband ist, aber schon seit einer ziemlich langen Zeit, Type O Negative. Summoning, Emperor, Morgul, Falkenbach, die alten Scheiben von Dimmu Borgir (bloß nicht die neuen) aber auch Children of Bodom belegen zur Zeit meinen Wechlser. Aber das kann sich morgen sowieso wieder ändern, ich höre meistens nach Gefühlslage. Trotzdem geht die meiste Zeit für das Kreieren neuer Songs für DORN drauf, die ich vom Hören anderer Bands wegnehme.

Wie gefällt es dir bei CCP? Dorn passt ja irgendwie musikalisch genau da mit rein, passend zu Riger, Enid & Co, finde ich.
Ich bin mit CCP sehr zufrieden. Natürlich war ich ja noch nicht bei einer anderen Plattenfirma. Aber nun bin ich ja schon vier Mal im Linzer Studio gewesen und das Arbeiten mit meinem Produzenten ist schon ziemlich eingespielt. CCP ist sehr kompromissbereit und verständnisvoll gegenüber DORN und meinen Ansichten über Sound und Mastering der Songs. Sie sind ehrlich und wir spielen mit offenen Karten. Vielleicht mag CCP kein so großes Label sein, und vielleicht fehlen im Gegensatz zu größeren kommerziellen Plattenfimen ein paar nicht auffallende Connections, aber die Chemie stimmt und ich bin nicht irgendeine Nummer in der unter Vertrag bestehenden Bands. CCP hat mir mit der Veröffentlichung von DORN nicht unwesentlich geholfen, meinen größten Traum in Erfüllung gehen zu lassen.

Gibt es Ambitionen die Musik auch einmal live darzubieten?
Ich bin schon am Suchen. Doch ist es nicht unbedingt ganz einfach Musiker zu finden, die erstens in meiner Nähe wohnen, zweitens, Zeit haben und drittens, das auch so spielen wie ich das so fabriziert habe. Aber ich will die Alben live spielen und so ist es lediglich eine Frage der Zeit, die ganzen Musiker zusammen zu finden. Aber ich gebe ja nicht auf. Wenn irgendjemand Interesse daran hat, dann kann er mir unter DORN@d-o-r-n.de schreiben oder einen Eintrag auf DORN's Homepage http://www.d-o-r-n.de hinterlassen. Ich würde mich auf jeden Fall freuen.

Danke für deine Antworten und weiterhin viel Erfolg, vor allem für die Liveumsetzung!