Positive Melancholie
Daylight Torn
(Gothic Rock)

Die Österreicher legen mit ihrem Zweitwerk ein beeindruckendes Gothic Rock Album ab, welches neben nostalgischen Momenten sehr modern und frisch rüber kommt. Nicht ganz so depressiv wie auf dem Debüt, verarbeitet die Band melancholische Klänge mit einem druckvollen Rock Sound. Zwar besitzt auch "new skin" tieftraurige Passagen, gibt sich aber wesentlich positiver den dunklen Klängen hin. Tragendes Element ist die betörende Stimme der Sängerin. Sie versteht es durch ihre variablen Stimmbänder den Hörer in die jeweilige Gefühlswelt zu ziehen. Dunkle Ausdruckskraft, wie sie von amerikanischen Goth Bands der 80er geprägt wurde wechselt mit zerbrechlich wirkenden Vocals. Musikalisch verarbeitet man Stimmungen, wie sie nur im Herbst entstehen können. Die passende Musik für Nachtmenschen, daher ist ihr Bandname Programm. Österreich war mal ein weißer Fleck im düsteren Musikbereich, bekommt aber durch "Daylight Torn" einen schwarzen Punkt. Wer seinen Freunden ein außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk machen will, dürfte mit dem aktuellen Werk richtig liegen. Aber Vorsicht! Einmal gehört macht diese CD süchtig und ihr müßt euch wieder was neues einfallen lassen. (andreas)

Nach dem Abgang von Sänger Max war eine Neuorientierung nötig, wo liegen die Hauptunterschiede zum Debüt?
"Death alone from Life can save", das Debüt, ist von einer sehr depressiven bis hoffnungslosen Grundstimmung geprägt. Ein Spiegelbild unserer damaligen Gefühlswelt. Die Songs passten mit dem typischen Männer- und Frauengesang sehr gut in das Doom- und Goth-Metal-Genre. "New Skin" ist gewissermaßen der Soundtrack zu unserem neuen (Band)-Leben - es groovt, versprüht wesentlich mehr positive Energie und Kraft. Die Neuorientierung wurde aber nicht aus irgendeinem Kalkül vollzogen, sie hat sich langsam entwickelt.

Warum kam es zur Trennung von Max?
Es war seine eigene Entscheidung.. Er wollte in die von uns eingeschlagene Richtung nicht mehr mitziehen und hat sich ehrlicherweise von uns getrennt. Ohne irgendwelche Streitereien oder üble Nachreden - wir sind noch immer gute Freunde.

Hattet ihr überlegt einen neuen Sänger zu suchen oder war von vornherein klar, dass Mea die alleinige Verantwortung hinterm Mikro übernimmt?
Nein, warum suchen, wenn das Gute so nah war. Außerdem sind gute Rock-Sänger in unserer Gegend in Österreich so rar gesät, wie Sauerstoffmoleküle am Mond.

Ihre Stimme klingt sehr variabel, hat sie eine Gesangsausbildung?
Sie besuchte für ein Jahr eine Schauspielschule und hatte dort Stimmbildungsunterricht. Ihre Gesangsmelodien werden vorwiegend von emotionalen Stimmungen inspiriert.

Die Keyboarderin stieß erst später zur Band, waren die Kompositionen von Anfang an mit Keyboard geplant?
Bei fast allen Songs haben wir bei den Arrangements einen Freiraum für die Keyboards gelassen. So konnte unser neues Bandmitglied Nora, nachdem wir ihr die Demobänder übergeben hatten, gleich viele eigene Ideen einbringen.

Worum geht es in euren Texten und wie wichtig sind sie im Vergleich zur Musik?
Unsere Texte beschreiben persönliche Erlebnisse und Gefühle wie Angst, Trauer, Wut, Freude,...- viele Menschen können wahrscheinlich eigene Erfahrungen aus dem täglichen Leben darin wiedererkennen. Wir wollen die Wichtigkeit der Songtexte zwar nicht überbewerten, freuen uns aber, wenn die ehrlichen Emotionen, die sie ausdrücken, von anderen Menschen nachempfunden werden.

Sind die traurig düsteren Arrangements Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühl?
Interessanterweise schreiben wir die meisten Songs im Herbst und Winter, eine gerade in unserer Gegend sehr finstere Jahreszeit. Diese trübe Stimmung inmitten endloser Nebel färbt offensichtlich auf die Kompositionen ab. Unser kollektives Lebensgefühl hat sich in letzter Zeit dennoch sehr zum Positiven gewandelt, auch wenn wir den Hang zur Melancholie gewiss nie gänzlich abstreifen werden.

Braucht ihr eine bestimmte Stimmung um derart melancholische Songs wie z.B "Sebastian" zu schreiben?
Die Musik zu diesem Song stammt von Gitarrist Chris und war ursprünglich für einen ganz anderen Text vorgesehen. In einem magischen Moment hat Mea den jetzigen, von ihr stammenden Text, dazu ausprobiert. Das wars. Ein sehr persönlicher Track!

Ihr lebt ja nicht alle in einer Stadt, wie habt ihr euch zusammengefunden?
Die Band gibt's schon seit 1995, (noch unter dem Namen Avalon) damals wohnten noch alle Mitglieder in Bad Ischl, Oberösterreich. Durch berufliche Gründe, Studienbeginn und Umbesetzungen hat es uns in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Wir treffen uns in unser Heimatstadt aber regelmäßig an den Wochenenden zum Proben.

Österreich gilt nicht gerade als Hochburg des düsteren Rocks. Gibt es dort genügend Fanpotential und Auftrittsmöglichkeiten?
Die Situation für Bands unserer Stilrichtung ist leider deprimierend. Kaum Gigs, beinahe Null Airplay und wenig Unterstützung durch die Presse, machen eine Karriere in der Alpenrepublik einfach unmöglich. Fans unserer Musik gibt's genug, hauptsächlich aber in den wenigen Ballungszentren wie Wien, Graz und unserem Lieblingsauftrittsort Salzburg.

Gibt es Bands, welche euch nachhaltig beeinflußt haben?
Anfänglich haben uns Acts wie Paradise Lost, Tiamat, Anathema und andere zu einigen Inspirationen verholfen. Im Laufe der Jahre haben wir aber zu unserem sehr eigenständigen Stil gefunden. Auch wenn manche Reviewer auf Bands verweisen, die ihrer Meinung nach sehr ähnlich klingen.

Könnt ihr von eurer Musik leben und wie wichtig ist euch der Erfolg?
Nein, leider nicht - sollte sich aber eine Möglichkeit ergeben die Musik zu unserem Hauptberuf zu machen, würden wir diese Chance natürlich sofort ergreifen. Aber sicher nicht unter allen Umständen.

Wie seit ihr mit den bisherigen Kritiken zufrieden? Wie wichtig sind euch die Pamphlete der Rezensenten?
"New Skin" wurde mit einer breiten Palette an Kritiken - von sehr gut bis sehr mies - bedacht. Aber warum sollte die Scheibe auch jedem gefallen. In manchen Magazinen hat der Rezensent aber so geschrieben, als hätte er die CD kaum gehört, oder als würde er diese Art von Musik grundsätzlich hassen. Das ist nicht gerade fair - aber darauf haben wir natürlich keinen Einfluss. Schade ist nur, dass dadurch manch interessierter Musikliebhaber vom Kauf bzw. sogar vom Testhorchen abgehalten wird. Konstruktive Kritik nehmen wir aber sehr ernst und befassen uns auch damit.

Was sind die Pläne für die Zukunft? Wann wird man euch in Deutschland live bewundern können?
Wir würden liebend gern eine Tour durch Germany machen, am liebsten in einem feinen Package mit anderen netten Bands. Aber einem alten Spruch zufolge 'wo ka Geld, da ka Musi" ist derzeit noch nichts fix geplant. Wir bemühen und derzeit um Kontakte zu Agenturen. Zukunft: Neue, tolle Songs für ein drittes Album schreiben und damit den großen Durchbruch schaffen. Das wünschen wir vom Christkind *g*.

Wie würdet ihr einem Viva Moderator eure Musik beschreiben?
Emotionaler Goth-Rock mit Groove, Power und einer zarten Prise Melancholie

Vielen Dank für das Interview