Es tanzt der Biba Teufelmann TANZWUT im Interview

Eine Name, der perfekt die Musik der Berliner beschreibt. Auf ihrem neuem Album "Im Labyrinth der Sinne" (siehe Review) verarbeiten sie in perfekter Symbiose Metal-Klänge mit dem Dudelsack, und benutzen einige Komponenten aus dem Electro Bereich. Es ist ein Album entstanden, welches auf der einen Seite durch seine Eingängigkeit überrascht, auf der anderen Seite einen großen Spaßfaktor besitzt. Ein Ärzte Cover hatte man wohl nicht erwartet. Es zeigt, daß diese Band mittlerweile ihren eigenen Humor perfekt in die, teils kritischen, teils dunklen Texte einbringt. Jeder Refrain fordert förmlich dazu auf, ihn mit zu singen. Das bei dieser Begeisterung die peripheren Glieder nicht still stehen, dafür sorgt die einzigartige Kraft der melodischen Härte. Im Gegensatz zum Debüt verzichtete man auf Experimente, und schaffte ein Werk welches auch außerhalb ihres Genres nicht auf taube Ohren stoßen wird. Trotzdem ist es weit ab, von Partymucke. Dazu sind die Texte zu perfekt geschrieben. Einige Titel werden für viele, wie ein Spiegel sein. Die einen werden ihn frustiert weg werfen, andere werden in Tränen ausbrechen. Die Band, die es schafft unterschiedliche Musik und unterschiedliche Richtungen zu einer Einheit zu führen, läßt Hoffnung aufkommen, auf einen tollen Konzertherbst. Über ihr Programm hüllen sich die Musiker in Schweigen. Da eine Jahreszeit nie so schlecht sein kann, wie die vorherige, wird der Oktober zum Sommer für die Tanzwut Fans. Während die Erde weiter auf ihre Klima Katastrophe hinsteuert, werden wir, mit Tanzwut, dieses mit einem melancholischen Lächeln begleiten.

Hallo Teufel, heute schon Interviews gegeben? Was war die blödeste Frage?
Ja. Die Frage, wie unser Name entstand. Das müßte eigentlich jedem bekannt sein und es nervt irgendwie, immer die gleiche Geschichte zu erzählen.

Euer Album ist seit über einer Woche draußen, die Presse war begeistert. Gab es schon Reaktionen von Fans?
Ja, sehr viele. Hauptsächlich über das Internet in unserem Gästebuch. Die Leute sind alle begeistert und singen schon die Refrains mit.

Das Album ist sehr eingängig. Ein Angriff auf die Charts?
Wir sind Neueinstieg auf Platz 60. Aber wir planen keinen Angriff auf die Charts. Da müßten wir schon anders spielen, und auf einige ungeschriebene Gesetze achten. Für uns ist es wichtig, daß das Album uns und den Fans gefällt. Wenn wir damit einen größeren Erfolg haben, haben wir natürlich nichts dagegen, aber es ist nicht unser Ziel.

Wie kamt ihr auf die Idee, einen Song von den Ärzten zu covern?
Das Stück ist ja schon ein paar Jahre alt. Wir versuchen auch immer einen gewissen Witz auf unsere Alben zu bringen. Dudelsäcke und Keyboard der Ärzte haben irgendwie die gleiche Tonart. Deshalb haben wir es auch mitten auf der CD platziert. Normalerweise bringt man sowas ans Ende einer CD, aber es paßt halt sehr gut ins Gesamtprogramm. Der Text gefiel uns, und die Umsetzung gefiel sogar den Ärzten. Es sorgt halt auf der Scheibe für Abwechslung und den nötigen Spaß.

Ist im Song "Lügner" eine bestimmte Person gemeint, die dich mal beschissen hat?
Der Song ist eigentlich nicht sehr spezifisch gemeint. Ist eher Imaginär gemeint. Es beschreibt eine Situation oder Zustand, der jedem von uns bekannt vorkommt. Wir haben den Song ja schon vorab Live gespielt. Einige Leute singen den Text vehement mit, andere schauen verschämt zum Boden. In der Zeit, als wir dieses Stück schrieben, gab es aber eine Person, auf der dieser Text am besten trifft, es war Helmut Kohl. Ob er uns aber wirklich zu diesem Song inspiriert hat, lasse ich offen.

Gehören der Song "Der Wächter" und "Dämmerung" zusammen. Im ersten singst Du "ich bin dein Wächter", im zweiten "Ich will dein Knecht nicht sein"?
Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Themen. Bei "Der Wächter" hat uns eher ein Spiel von Playstation inspiriert. In dem es dauernd um irgendwelche Wächter geht. "Dämmerung" ist eher ein düsterer Song, der etwas ganz anderes beschreibt.

Verarbeitest Du in "Niemals ohne Dich" persönliche Erfahrungen?
Nein, es geht eher um eine Frau, die man nie erreichen, kriegen kann. Es beschreibt das immer währende suchen und das nie erreichen. Irgendwie träumt jeder von seiner Traumfrau, bei der alles stimmt. Und irgendwie, begreift jeder, daß man diese wohl nie findet.

In Götterfunken schmeißt ihr Beethoven, Schiller und Goethe zusammen. Dieses hätte im 18 Jahrhundert ein perfektes Crossover gegeben. Wie kommt ihr auf die Idee, diese Melodie mit Mephisto Zitaten zu singen?
Erstmal hatten wir die Idee mit Orchester und Dudelsäcke diese Melodie nachzuspielen. Das war uns jedoch zu wenig. Wir haben dann noch ein paar elektronische Spielereien eingebaut. Die Verwendung von Mephisto Zitaten zu bringen, ist einfach ein besonderer Spaß, da Goethe und Schiller keine Freunde waren. Die Idee, diesen Song mit Dudelsäcken zu spielen, kam uns im Proberaum. Die Verbindung der beiden großen Dichter paßt halt perfekt zu Himmel und Hölle.

Wie kamst Du zu Deinem Namen, und auf die Idee, dein Äußeres dem anzupassen?
Das ist lange her. Ich habe mal eine Ballade über den Teufel gesungen. Und irgendwie ist der Name an mir hängen geblieben. Und so entstand der Spitzname. Das äußere habe ich mir passend zum Namen ausgedacht. So erinnert meine kleine, süße Haarpracht eben dem Teufel. Es ist eigentlich eher aus einer Laune entstanden.

Wenn Du so raus gehst, wechseln dann die Leute die Strassenseite?
Eher das Gegenteil. Sie sagen:"Schau mal, ein Teufel". Und beim Bäcker kriege ich immer das frischeste Stück. Die meisten Leute finden es also eher Lustig und Lachen. Blöd angemacht wird man selten.

Schafft ihr es immer Corvux Corax und Tanzwut zu trennen?
Es war am Anfang sehr schwierig. Aus dem Grund haben wir auch mit "Tanzwut eine neue Band gegründet. Die vollkommen unabhängig von Corvus Corax ist. Tanzwut hat absolut nichts mit Mittelalter zu tun. Es ist in dem Sinne, eine vollkommen eigenständige Band. Mittlerweile bin ich auch froh eine zweite Band ins Leben gerufen zu haben. Es läßt immer einen gewissen spielerischen Freiraum.

Habt ihr mal darüber nachgedacht, eure eigene Vorband zu sein?
Corvux Corax für Tanzwut oder umgekehrt? Darüber nachgedacht haben wir sicherlich, aber es wäre zu stressig. Wir haben beidemals ein zweistündiges Programm. Das würde bedeuten, daß wir 4 Stunden auf der Bühne stehen. Das ist einfach nicht machbar.

Wie bereitet ihr euch auf die Mammut Tour im Herbst vor?
Eigentlich nicht besonders. Vielleicht das ein oder andere Bier weniger. Aber im Endeffekt gibt uns jedes Konzert durch den Adrenalinausstoß soviel Energie, daß es ein leichtes ist so eine Tour durchzustehen. Wir fahren ja im Nightliner, und können uns jeden Tag ausschlafen. Für Auf und Abbau sind andere verantwortlich, und wir können uns nach Lust und Laune nach dem Konzert ins Partygetümmel oder ins Bett stürzen.

Was erwartet die Fans auf der Tour, doch wohl nicht einen gesitteten Auftritt, den uns die Anzüge auf dem Cover glauben machen wollen?
Das Foto auf dem Cover (s. rechts) hat nichts mit unserem Outfit auf den Konzerten zu tun. Wir werden wieder eine spezielle Show geben. Über die ich aber nicht viel verraten will, es soll schließlich eine Überraschung werden. Wir haben uns eine ganze Menge einfallen lassen. Die Pyrotechnischen Elemente werden weitgehend fehlen. Das machen mittlerweile zu viele andere Bands, es hat sich einfach ein bißchen abgenutzt. Unser Outfit wird neu seien, und wir werden eine ganze Menge neuer Songs bringen.

Ihr wart auch beim WGT in Leipzig. Was waren eure Eindrücke?
Es war alles ein ziemliches Chaos. Wir wußten schon sehr früh, das wir auf unsere Gage verzichten müssen. Aber als wir hörten das viele Fans auch wegen uns da waren, war es für uns klar das wir dieses Konzert geben. Leider war es wesentlich kürzer als wir geplant hatten. Wir wollten auch unbedingt da spielen. Ob es eine Verlosung der Auftritte gab, weiß ich nicht. Man hat uns einfach gesagt, ihr könnt dann und dort spielen, und wir haben es unseren Fans zu liebe getan. Und nicht nur das. Wir hatten Spaß an diesem Auftritt, der ohne die Hilfe vieler Freiwilliger nicht möglich gewesen wäre.

Ihr wehrt euch ziemlich vehement dagegen, als Mittelalter-Band zu gelten, was ist wenn die Leute euch jetzt als NDH einstufen und mit Rammstein vergleichen?
NDH als Musikbezeichnung ist ziemlich merkwürdig. Aber wir hätten nichts dagegen. Mit Rammstein verglichen zu werden ist auch nicht das schlechteste. Wir kommen aus dem gleichen Bezirk und haben die Jungs kennengelernt. Das ganze negative Gerede über die Band ist Schwachsinn.

Im Booklet zu eurem Album dankt ihr auch Rudolph Moshammer, was gab er für Anregungen?
Wir haben ihn mal in Kaltenberg kennengelernt. Er war total begeistert von unserm Outfit. Wir haben uns lange unterhalten. Ob wir seine Mode jedoch inspiriert haben, glaube ich nicht.

Außerdem, befindet sich dort ein blaues Kreuz im Kreis, was hat es zu bedeuten?
Das Kreuz bedeutet das Ziel des Labyrinths, der Kreis eher das erreichte Ziel.

Außerdem erscheint auf dem Album Sven Friedrich, ist es der Sänger von Dreadful Shadows?
Ja, genau. Wir haben uns im Studio kennengelernt. Wir sind mit denen mittlerweile befreundet. Die gute Beziehung zu ihm, führte halt zur Mitarbeit für unser neues Album. Wir standen kürzlich für ein Benefiz Konzert zu Gunsten unseres tödlich verunglückten Bassisten und Freundes in Berlin gemeinsam auf der Bühne.

Ist es für euch wichtiger, ein perfektes Album zu produzieren, oder dieses dann Live zu präsentieren?
Es ist beides gleich wichtig. Die Fehler, die man bei der Aufnahme machte, kann man dann Live gut kaschieren. Außerdem spürt man Live natürlich die Reaktion der Fans. Das ist besonders wichtig, im Vorfeld einer Album produktion. Man testet die Stücke live, und man hat sofort den Background. So kann man im Studio noch einiges überarbeiten. Natürlich ist eine Live Begegnung mit dem Publikum immer interessanter und spannender.

Laßt uns also unsere Überraschung zügeln, um im Herbst in Tanzwut auszubrechen. (andreas)