Glaubende Engel CREMATORY

Am 11.09. erscheint das neue Album der Mannheimer Gothic Metaller. "Believe" setzt da an, wo "Act seven" aufhörte. Wunderschöne Melodien, fetter Sound, growliger und cleaner Gesang. Hart aber herzlich präsentiert uns das Krematorium ihren Sound. Die Kritiken zum neuesten Werk reichen von super bis hin zu phänomenal. Die Werbemaschine tut ihr übriges. Bleibt nur eine Frage? Werden Crematory die Vorherrschafft der Big Brothers in den Charts beenden. Wir können es nur hoffen. Für ein Interview beantwortete Bassist Markus (s.Foto) meine Fragen. Dieser Kulturbanause sagte doch glatt, daß er unsere Seite noch nie besucht hat. Sein einziger Fehler, hoffe ich!
Wie geht's, und wie seid ihr mit eurem neuesten Werk zufrieden?
Wir sind im Moment ein bißchen sehr im Streß, weil wir drei Tage lang bei Nuclear Blast sind und Interviews machen. Aber die Sache ist hier ziemlich locker. Mit dem Album sind wir sehr zufrieden. Die Reaktionen der Presse sind bis jetzt ausschließlich positiv. Man hat uns endlich mal ernst genommen, was ja nicht immer der Fall war.

Habt ihr eine Vorgabe was Verkaufszahlen angeht?
Nein, von Nuclear Blast nicht. Im eigenen Interesse wollen wir aber unser letztes Album toppen. Bis jetzt ging es immer einen Schritt nach vorne, das wollen wir natürlich beibehalten. Wir waren ja mit 'Act Seven' Nummer 46 der Charts, so ein, zwei Plätze mehr wären nicht schlecht.

Ihr habt auf jedem relevanten Magazin eure Werbung auf der Rückseite. Seid ihr da nicht mal auf die Idee gekommen, eure Fans aufzuforden, in den Läden diese Zeitschriften alle umzudrehen?
Das wäre natürlich eine gute Idee, ist uns gar nicht eingefallen. Aber im Ernst, die Werbung, welche Nuclear Blast macht, ist natürlich perfekt. Wir sind auch sehr zufrieden mit unserer Plattenfirma.

Wie kamt ihr auf die Idee eine Duft CD heraus zu bringen?
Das war auch die Idee von Nuclear Blast. Die Fans sollen ja was besonderes in ihren Händen halten. Sie haben uns halt gefragt ob wir das nicht machen wollen. Wir haben dann gefragt wie es technisch vonstatten gehen soll, und dann begeistert zugestimmt.

Was hat sich musikalisch im Vergleich zum Vorgänger geändert?
Gitarrenmäßig ist es wieder ein bißchen härter geworden. Es wurde erneut mit Samples gearbeitet. Dann hat sich der cleane Gesang von Matthias wesentlich weiter entwickelt. Er bewies ja schon auf 'Act Seven' sein Potential. Da er diesmal auch am Songwriting beteiligt war, konnte er sich mehr einbringen. Geblieben sind die melodischen Parts und der Keyboard Sound.

Euer Album heißt 'believe', was bedeutet für euch Glaube?
Also der Albumtitel bezieht sich rein auf die Band. Viele Leute hatten uns damals, als Lotte die Band verließ, für Tod erklärt. Er war schließlich der Hauptsongwriter, und für ca. 70 bis 80 % unseres Sounds verantwortlich. Wir haben aber an uns geglaubt und trotz aller Kritik weitergemacht. Wir haben uns dann halt noch mehr reingehängt, und ein neues Feeling bekommen. Deshalb haben wir auch gezielt diesen Titel gewählt. Es bedeutet auch, daß egal was passiert, man den Glauben an sich nicht aufgeben sollte. Felix hat natürlich den Begriff ein bißchen in seine Texte eingebaut. Er interessiert sich halt für verschiedene Religionen wie das Christentum oder den Buddhismus. Es geht da auch um Erfahrungen die er mit den jeweiligen Richtungen gemacht hat.

Seid ihr mittlerweile froh, daß Lotte euch verlassen hat?
Man kann sagen, es war Glück im Unglück. Wir konnten uns dadurch weiter entwickeln. Es gab durch den Zugang von Matthias neue Einflüsse, ich glaube das hört man auch. Es war natürlich anfangs sehr problematisch. Aber wir haben uns alle zusammengerauft, und was neues geschaffen. Ob wir mit Lotte so weit wären, steht auf einem anderen Blatt.

Eure Single Auskopplung heißt 'the fallen', worum geht es in dem Song?
Den hat sich Felix ausgedacht. Er hält sich da an die Bibel. Es geht darum das Engel verstoßen werden. Wir haben letzten Samstag dazu ein Video gedreht. Dieses wurde von Kamelot, eine berühmte Video Firma, gedreht. Wir haben dafür Chantall (der berühmteste Erotik Star) verpflichtet und noch andere hübsche Mädchen, die natürlich die Engel spielen. Man sieht eine öde Landschaft, auf der die Engel landen. Außerdem ist ein riesengroßes Windrad zu sehen. Matthias und ich standen die ganze Zeit im Regen, soll heißen, wir wurden andauernd von Feuerwehrleuten naß gespritzt. Wir hoffen natürlich, daß sich dieser Aufwand lohnt, und wir bei irgendeinen Musiksender gespielt werden. Mit diesem Song, für uns der eingängigste auf dem Album, haben wir eine große Chance. Für die Fans gibt es allerdings auch so die Chance, in den Genuss dieses Filmchens zu kommen. Auf dem Nuclear Blast Video oder durch eine Video Collection von uns.

Wie darf man sich eure Studioarbeit vorstellen, eher wie im Krematorium oder wie auf der Kirmes?
Wenn wir im Studio sind, arbeiten wir sehr professionell. Es ist halt für uns Arbeit. 80% des Sounds steht. Als erstes nehmen wir die Keyboards auf, danach folgen Schlagzeug, Gitarre und Bass und am Schluß der Gesang. Da wir schon seit einigen Jahren mit Gerhard Magin als Produzenten zusammen arbeiten, ergänzen wir uns perfekt. Wir verstehen uns auch privat sehr gut. Und er bringt auch immer wieder gute Ideen für die Sounds.

Ich hätte gerade erwartet, dass nach so langer Zeit nichts neues mehr passiert?
Das denken viele. Wir haben auch schon mal überlegt, einen anderen Produzenten zu nehmen. Aber warum sollten wir etwas ändern was perfekt klappt. Never change a winning Team.

Hat Matthias eigentlich Gesangsunterricht genommen oder mußtet ihr ihm die Stimme ebenso wie den Crematory Sound einhämmern?
Gesangsunterricht hat er nicht genommen. Er hat halt immer die Songs so mitgesungen. Soundmäßig mußten wir ihn einige Male bremsen. Aber mittlerweile hat er den Sound verinnerlicht und macht ein bißchen langsamer. Da er aus dem Trash Metal Bereich kommt, hat er natürlich eine andere Art Gitarre zu spielen. Aber sowohl musikalisch, wie stimmlich paßt er mittlerweile perfekt in den Crematory Sound.

Ihr geht bald als Headliner auf die Nuclear Blast Tour. Wie seht ihr diese Tour im Hinblick auf die sehr harte Konkurrenz?
Da diese Tour eine Woche nach Veröffentlichung unserer CD beginnt, sehen wir dieses als Promotion Gig. Es werden also viele Songs vom aktuellen Album gespielt. Ein Problem, daß die anderen Bands einen anderen, härteren Sound spielen, sehe ich nicht, da sich sowohl die Metal wie auch die Gothic Szene geöffnet haben. Diese Konzerte werden sich auch für reine Crematory Fans lohnen. Bei fünf Bands haben die Leute genug Stoff, das Ganze zu genießen. Wir haben als Headliner natürlich ein bißchen mehr Zeit und wollen das ganze abrunden.

Trotzdem werden sich die Fans mehr auf eure Tour im nächsten Frühjahr freuen.
Sicherlich. Es ist dann unser 10- jähriges Bestehen. Wir bieten zweieinhalb Stunden Programm. Das besteht natürlich nicht nur aus dem Konzert. Wir planen eine Karaoke Show. Wir werden uns auch hinsetzen und mit den Fans alte Videos schauen. So Sachen aus dem Backstage Bereich oder von alten Konzerten. Es soll alles eine Riesenshow werden, mit viel Spaß. Es wird viele Überraschungen geben. Wir haben noch sehr viele Ideen, welche sich davon umsetzen lassen, wird man sehen.

Wie seit ihr eigentlich auf die Idee gekommen, die growligen Parts mit cleanen Geangslinien zu erweitern?
Das hat ja schon auf der 'Awake' angefangen, als Lotte noch die cleanen Parts übernahm. Wir haben uns gedacht, wir haben Melodien, warum sollen wir nicht auch melodischen Gesang einfliessen lassen. Außerdem haben wir auch ein bißchen Abwechslung gebraucht. Durch die Hinzunahme von Matthias hat sich dieses natürlich noch verstärkt. Durch diesen Kontrast wird dem Sound neben Abwechslung auch mehr Leben eingehaucht.

Ist time for Tears ernst gemeint und wer kam auf die Idee, den Keyboardsound rückwärts zu spielen?
Der Song ist natürlich ernst gemeint. Es war allerdings bei der Umsetzung komischerweise der schwierigste Song. Den Grund für den Song gaben uns die Fans, die meinten wir sollten doch mal sowas wie "Tears of Time" machen. Wir hören natürlich auf unsere Fans und so entstand die Idee zu diesem Cover. Es steckt im Endeffekt auch eine ganze Menge Selbstironie in dem Song. Wir wollten diesen alten Song im neuen Crematory-Gewand präsentieren. Anfangs waren wir mit dem Resultat nicht zufrieden. Unser Produzent brachte uns darauf, daß die Keyboard Melodie fehlen würde. Und Katrin (s. links) kam dann auf die Idee, diese Melodie rückwärts zu spielen, das wars.

Eure Songs sind mittlerweile sehr tanzbar, was glaubt ihr, werdet ihr mehr in Gothic oder Metal Discos gespielt?
Tanzbar ist der richtige Ausdruck. Ich glaube, daß für beide Discos genug Material vorhanden ist. Bei uns in Mannheim hören wir die Songs meistens in Gothic Discos, was aber auch daran liegt, das es hier keine Metal Läden gibt.

Danke für das Interview und alles gute für die anstehende Tour. (andreas)