Flügelschlag der Melancholie The Beat of Black Wings

Die Geschichte dieser Band begann im Jahre 96, als man mit dem Projekt "Gothica" dunkle, melancholische Klänge in des Hörers Ohr manövrierte. Zwischen 98 und 2000 entstanden unter dem jetzigen Namen drei Alben. Mit ihrem neuesten Werk machen Eric Schürmann (Vocals, Keyboard, Programming) und Yvonne Kalf (Vocals) eine Kehrtwende vom druckvollen Gothic Rock, hin zu melodischen Dark Wave mit Neo Folk Elementen. Beim aktuellen Album "Black Love" spielten erneut mehrere Gastmusiker mit, was bei TBOBW mittlerweile schon Tradition ist. Außerdem gibt es immer einen regen Musikeraustausch mit den Gothic Metallern von "Le Cri du mort". Bisher ist diese Band ein reines Studioprojekt, doch gibt es bereits Überlegungen für Live Auftritte. Das neue Album "Humility" ist ebenfalls bereits in Vorbereitung. Zu hoffen ist, das endlich mal ein Label seine Lauscher spitzt und diese Band unter Vertrag nimmt. So lange diese Kulturbanausen aber weiterhin eher die x-te Kopie einer anderen Band verpflichten, habt ihr ja die Möglichkeit die musikalischen Ergüsse der Band bei Eric Schürmann, Varnhagestr.3, 58636 Iserlohn zu bestellen. Info: http://fly.to/blackwings . Um euch diese Band ein bißchen näher zu bringen, sprach ich mit Eric. (andreas)


Was war der Grund für die musikalische Veränderung?
Eric: Bislang gab es auf jedem Album eine kleine musikalische Neuorientierung. Diesmal ging es eben weg von den Gothic-Rock-Einflüssen hin zu atmosphärischen und melancholischen Klängen, die ihre Wurzeln im Dark Wave und Neo-Folk, aber auch (im Song "Solstitium") z.B. bei Pink Floyd haben. Ursprünglich hatten wir vorgehabt, "mal eben schnell eine Maxi" aufzunehmen und daraus ist dann (mit 37 Minuten Laufzeit) das Album "BLACK LOVE" geworden. Mein Anliegen war es, mit dieser CD ein bißchen zurück zu meinen musikalischen Wurzeln zu gehen. Mit diesem Mini-Album sollte zugleich eine Brücke zwischen dem letztjährigen "AD NOCTEM" - Material und den für die nahe Zukunft geplanten Songs geschlagen werden. Davon abgesehen mag ich viele Arten von Musik, sowohl sehr ruhige, als auch schnelle und harte Sachen.

Ist diese Veränderung der Grund dafür, daß ihr auf Gastsänger André verzichtet?
Eric: Ja und nein. Um es einmal ganz deutlich zu sagen: André singt sehr gut und hat eine tolle Stimme! Allerdings wirkt er schon in 3 Bands bzw. Projekten mit (LE CRI DU MORT, LEICHENWETTER und MIDNIGHT CARNIVAL) und da ich der Meinung bin, daß Sängerin/Sänger ein wesentliches Identifikationsmerkmal einer Band sind, hatte ich die Befürchtung zu einem bloßen Anhängsel des LCDM - Umfelds zu werden. Was mich natürlich nicht so zufriedenstellen würde, da ich schließlich die Musik und die Texte von TBOBW komplett alleine schreibe und die LCDM-Mitglieder lediglich als Gäste mitwirken. Ein weiterer Grund ist, daß ich André für die etwas heftigeren bzw. hochdramatischen Stücke (wie auf "AD NOCTEM") geeigneter halte als für die verhalteneren Songs, die auf "BLACK LOVE" zum Tragen kommen.

Das neue Album ist bereits das fünfte (incl. GOTHICA), habt ihr versucht ein Label zu finden?
Eric: Ja, aber bislang ohne Erfolg. Größtenteils wurde auf unsere Bewerbungen nicht reagiert, aber es gab auch ein paar freundliche Absagen! Mit dem neuen Album werden wir mal wieder einen Anlauf starten. Leider (?) muß ich zugegeben, daß die Vermarktung nicht eine meiner Stärken ist.

Wie kamt ihr auf den seltsamen Namen?
Eric: THE BEAT OF BLACK WINGS ist der Name eines Songs von Joni Mitchell aus dem Jahr 1988. Zudem fand ich eine schöne Formulierung in dem Buch "Die Literatur der Angst" von H.P. Lovecraft "...ein Gefühl, mit unbekannten Sphären und Mächten in Berührung zu kommen, eine aufmerksame Haltung furchtsamen Lauschens, als erwarte man das SCHLAGEN SCHWARZER FLÜGEL zu hören oder die Kratzgeräusche, die außerweltliche Gestalten und Wesen am äußersten Rand des bekannten Universums machen...". Da ich den Begriff als sehr poetisch und für die Intention der Musik als treffend empfand, wählte ich diesen "seltsamen Namen" für das Nachfolgeprojekt von GOTHICA und er begleitet mich (und uns) nun schon fast 5 Jahre.

Euer neues Album hat als zentralen Punkt die Sommersonnenwende, was bedeutet sie für dich?
Eric: Da muß ich Dich erstmal korrigieren, denn es geht um die WINTER-sonnenwende. Die Sonnenwenden wie auch die Tag - und Nachtgleichen waren allen alten Hochkulturen als ständig wiederkehrendes astronomisches Ereignis bekannt und hatten Einfluß auf die Mythologien und Religionen. Im Erzähltext zu "Solstitium" werden ja ein paar Zusammenhänge aufgezeigt. Interessant ist sicherlich, daß z.B. das christliche Fest Weihnachten auf den Zeitpunkt der Wintersonnenwende gelegt wurde. Die Grundaussage lautet: jetzt ist der kürzeste Tag und die längste Nacht - ab jetzt geht es wieder aufwärts, die Dunkelheit ist überwunden und Licht kommt in die Welt! Man vergleiche dies mit den bekannten religiösen Aussagen! In unserer technisierten Welt geht es mir um einen Bezug zur Natur, zum Wechsel der Jahreszeiten, die doch immer so unterschiedliche Stimmungen hervorrufen und um die Erforschung der Entstehung von Mythologien und Ritualen.

Der Song "Der schwarze Schlag" ist gleich zweimal vertreten, was hat er für eine Aussage?
Eric: "Der schwarze Schlag" hat uns bislang in den unterschiedlichsten Versionen auf allen Album von TBOBW begleitet. Er ist schon zu einer Art Bandhymne geworden, die etwas vom Selbstverständnis von TBOBW vermitteln soll. Es geht zum einen um Hoffnungslosigkeit und vermeintliche Sinnlosigkeit des Lebens verbunden mit einer dunklen Ahnung oder Prophezeiung für die Zukunft. Zum anderen wird in der ersten Hälfte des Songs dazu aufgerufen, auf sein Innerstes zu hören und sich somit nicht nur von verstandesmäßigen (rationalen) Überlegungen leiten zu lassen. Dazu wird die Metapher oder das Symbol des "Schwarzen Schlags" verwandt.

Gibt es mittlerweile Überlegungen für Live Auftritte?
Eric: Überlegungen gibt es schon lange, aber leider noch keine konkreten Planungen. Das Problem ist, daß die feste Besetzung nur aus Yvonne und mir besteht. Wir brauchen also Gastmusiker. Ein Konzert sollte auch einen ansprechenden optischen Rahmen bieten und da stellt sich wieder das Problem der Finanzen! Ich bin aber recht zuversichtlich, daß wir im kommenden Jahr auch live an den Start gehen können.

Wird euer nächstes Album wieder in Eigenregie produziert?
Eric: Falls wir in der nächsten Zeit kein Label finden: sicherlich! Die Musik für das kommende Album ist schon größtenteils geschrieben, einige Texte fehlen noch. Es gibt mal wieder eine kleine Richtungsänderung, daher weiß ich noch nicht, ob ich das Album vielleicht unter einem anderen Projektnamen veröffentlichen soll. (Damit der geneigte Hörer nicht schon wieder irritiert wird...) Grobe Planungen habe ich auch für ein Konzeptalbum (musikalisch aufbauend auf das "BLACK LOVE" - Material); mit der Arbeit werde ich aber wohl erst im kommenden Jahr beginnen. Über das Thema wird jetzt jedoch noch nichts verraten. Eine Eigenproduktion ist immer ein finanzieller Drahtseilakt, aber ich denke, daß wir bislang mit einem kleinen Budget doch bemerkenswerte (Eigenlob!) Resultate erzielt haben. Der große Vorteil ist natürlich die absolute künstlerische Freiheit, die wahrscheinlich im Rahmen eines Platten-vertrags so nicht gegeben wäre.

Wer ist bei euch für das Cover-Artwork verantwortlich?
Eric: Die Covergemälde des aktuellen Albums sowie der "NIGHTFALL" - und der beiden GOTHICA - Wiederveröffentlichungen als auch der neue TBOBW - Schriftzug stammen alle von Thomas Hofmann, einem (wie ich finde) sehr guten Graphiker aus Halle/Saale, den ich über das Internet kennengelernt habe. Das Cover zu "AD NOCTEM" gestaltete Jens Büttner, der Bassist von Le cri du mort. Bis auf "AD NOCTEM" bin ich für das übrige optische Erscheinungsbild (CD-Booklet, Infoheft usw.) von TBOBW verantwortlich.

Hat das verträumte Sauerland (Ich bin in Altena geboren) Einfluß auf eure Musik?
Eric: Das Sauerland ist verträumt??? Na, ich weiß nicht. Nein, Einfluß hat die sauerländische Umgebung nicht auf die Musik. Eigentlich sind da eher wild-romantische Gegenden wie Schottland, Irland, die amerikanischen New-England-Staaten oder Canada (welche ich in verschiedenen Urlauben besucht habe) eine Inspiration. Aber Iserlohn ist so schlecht nicht gelegen, irgendwie auf der Grenze zwischen Natur (Sauerland) und naher Großstadt (Ruhrgebiet) - ohne größere Fahrstrecken. Leider hegt die Waldstadt Iserlohn nicht viel Interesse für heimische Künstler, es kommt mir manchmal so vor, als würden wir hier bewußt ignoriert. Anstöße in dieser Richtung kommen dann schon mehr aus den Nachbargemeinden wie Altena, dort wird das alljährliche BurgRock-Festival organisiert und dabei auch Newcomern eine Chance gegeben.

Das neue Album tendiert in Richtung Neo-Folk. Diese Richtung ist in letzter Zeit sehr in Verruf gekommen. Hast du Angst das deine Musik falsch verstanden werden könnte?
Eric: Bei jeglicher künstlerischer Betätigung besteht des Gefahr des Nicht- oder Mißverstandenwerdens. Da der Neo-Folk, wie Du richtig sagst, in Verruf geraten ist und ihm rechte Tendenzen vorgeworfen werden, sehr ich natürlich die Gefahr da mit hineingezogen zu werden. Um es einmal klarzustellen: mit rechtsradikalem Gedankengut und derartiger Politik habe ich NICHTS zu tun. Aus dieser Ecke möchte ich keinen Beifall und ich will mich auch nicht aus popularitäts- oder tabubrechenden Gründen in Szene setzen. Wegen einiger schwarzer oder besser gesagt brauner Schafe sollte aber nicht gleich ein ganzes Genre wie der Neo-Folk verteufelt werden! Man muß genau hinschauen und hinhören was die einzelnen Interpreten zu sagen haben und sich dann eine Meinung bilden. Vorverurteilungen aufgrund von Gerüchten oder Stimmungsmache gibt es nur zu leicht. Und die ganze Thematik meiden, um bloß nicht anzuecken, möchte ich auch nicht. Bei meiner Beschäftigung mit dem Neo-Folk geht es mir zum einen um die ruhige und traumhafte Musik und zum anderen um die Erforschung und Wiederbelebung sogenannter heidnischer Traditionen, wie z.B. die Feste des Jahreskreises.

Was sind Deine Einflüsse, beziehen sie sich rein auf die musikalische Seite?
Eric: Nein, die Einflüsse sind vielfältig. Im musikalischen Bereich ist die "schwarze" oder "gotische" Musik (wie immer man diese Stilrichtung auch nennen will) natürlich ein sehr wichtiger Faktor. Aber ich höre ebenfalls gerne Pink Floyd, Kate Bush, Peter Gabriel, Musik aus den 80gern und 70gern sowie mal gängige Popmusik. Nicht-musikalische Einflüsse stammen aus der Literatur und Filmen. Ich bin Science Fiction - Fan, mag Dark - Fantasy und manchmal etwas Horror. Die Geschichten von H.P. Lovecraft und das Necronomicon waren z.B. ein bedeutender Einfluß auf dem "Nightfall" - Album. Da ich mich auch sehr für Philosophie, Geschichte, Astronomie und allgemein gesagt, alles Mysteriöse und "Nicht-Alltägliche" interessiere, fließt das eine oder andere natürlich in die Gestaltung der Musik und der Texte ein.

Gerade im düsteren Bereich ist die Musikszene sehr überlaufen, was ist dein Argument sich gerade eure Scheibe zuzulegen?
Eric: Oh je, hinsichtlich meines eigenen Werkes kann ich natürlich nicht objektiv sein und Werbung zu betreiben liegt mir nicht so. Aber sagen wir mal zu: "Black love" ist ein eigenständiges Werk, das nicht auf Kommerzialität und kurzlebige Trends schielt,sondern schon eine eigene Nische im "schwarzen Markt" besetzt. Ein melodisches und melancholisches Album zum Zuhören, beim dem man auch nach mehrmaligem Hören etwas neues entdecken kann. Wohl das bislang ausgereifteste Album von TBOBW.

Da ihr bis jetzt nicht live auftretet, ist es sehr schwer eine Fangemeinde aufzubauen. Seit ihr trotzdem mit dem Zuspruch zufrieden?
Eric: Nein, mit dem Zuspruch sind wir gar nicht zufrieden. TBOBW gibt es schon eine ganze Weile und der Bekanntheitsgrad und der Zuspruch sind sehr gering. Ob das nur an den fehlenden Liveauftritten liegt, glaube ich eigentlich nicht. Silke Bischoff z.B. sind ohne Liveauftritte sehr populär geworden. Erst nachdem sie mit Konzerten anfingen, ging es kurioserweise mit ihnen bergab (obwohl es da aber anscheinend um persönliche Probleme ging). Die Schwierigkeiten liegen meiner Meinung darin begründet, daß es zu viele Bands und zu viele Veröffentlichungen gibt. Die Masse der monatlich erscheinenden CD's ist kaum mehr zu überblicken. Wer kann sich alles kaufen und hat dann noch Zeit alles zu hören? Dann wird meist einem bekannten Act der Vorzug vor der Veröffentlichung einer unbekannteren Band gegeben. Das gleiche Problem bei den Konzerten und Festivals: die Besucherzahlen gehen vielfach zurück, weil es ein Überangebot gibt. Die Zuschauer gehen dann lieber zu den bekannten und etablierten Bands als zu Newcomern oder Bands, die Musik abseits der ausgetretenen Pfade machen. Dazu kommt, daß es technisch jetzt sehr leicht möglich ist eine CD aufzunehmen und zu publizieren. Dies trägt zwar zur Demokratisierung der Kunst bei, macht es aber immer schwieriger die Spreu vom Weizen zu trennen. Und so steht ein schnell am Wochenende zusammen-geschustertes Album gleichberechtigt neben einer monatelangen und aufwendigen Produktion.

Habt ihr überhaupt schon mal ein Interview gegeben?
Eric: Ja natürlich, dieses Interview ist sogar schon das zweite in dieser Woche! Ansonsten gab es Interviews für mehrere in- und ausländische Fanzines sowie bislang zwei Radiointerviews.

Ist das Internet eine gute Plattform um seine Musik bekannter zu machen?
Eric: Prinzipiell schon. Das Internet bietet auch unbekannten und wenig finanzkräftigen Bands die Möglichkeit, sich gut, preiswert und weltweit zu präsentieren. Ganz im Gegensatz zu kostspieligen Werbeanzeigen, deren Wirkung schnell verpufft und die (in entsprechender Größe, um überhaupt wahrgenommen zu werden) von "kleinen Bands" gar nicht bezahlt werden können. Das Problem ist aber auch hier wieder das Überangebot. Selbst absolute Newcomer, die noch keinen Song aufgenommen haben, verfügen über eine eigene Homepage. Wer kann diese Informationsflut noch verarbeiten? Wie groß ist die Chance, daß ein potentieller Interessent auf die eigene Homepage stößt und dort auch noch etwas verweilt? Unsere Page wird z.Zt. komplett neu gestaltet, um dann in vereinfachter Form wieder an den Start zu gehen. Ziel ist eine minimale Ladezeit und die schnelle Übermittlung und Verfügbarkeit der relevanten Informationen.

Was für Leute willst Du speziell mit deiner Musik ansprechen?
Eric: Ich habe keine spezielle Zielgruppe im Auge, aber ich denke daß sie sicherlich am ehesten Leute aus der Schwarzen Szene ansprechen könnte, aber natürlich auch szene-unabhängige, introvertierte und nachdenkliche Menschen, die für Anregungen, Gefühle, Ideen und Stimmungen abseits des sogenannten Mainstreams aufgeschlossen sind.

Hast Du eine bestimmte Lebensphilosophie?
Eric: Sicherlich, aber die Ausführungen hierzu würden den Rahmen des Interviews sprengen. Ich hänge keiner bestimmten Lehre oder Glaubensrichtung an, sondern versuche immer wieder neues zu lernen, Fragen zu stellen, nichts als gegeben hinzunehmen und lehne Dogmen ab. Persönliche Freiheit und Individualität sind mir sehr wichtig.

Lebst Du mit oder für die Musik?
Eric: Sowohl als auch, aber (leider oder vielleicht zum Glück ?) auf keinen Fall VON der Musik. Musik ist schon lange ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, zuerst der passive Musikgenuß und dann der Wunsch oder das Bedürfnis selber Musik zu machen. Da ich einem "ganz normalen" Job nachgehe, habe ich zudem die finanzielle Möglichkeit meine musikalischen Vorstellungen realisieren zu können. Allerdings fehlt es mir dadurch an Zeit, um mich ganz der Musik und den damit verbundenen Belangen widmen zu können.