Gothic Rock aus Leidenschaft THE ANGINA PECTORIS im Interview


Endlich nach drei Jahren Pause meldeten sich die Urväter des deutschen Gothic Rocks zurück. Neben der Maxi "Dying Heart" erschien auch das Cover vom Barry Manilow Klassiker "Mandy". Das neue Album wird in kürze erhältlich sein. Die Stücke, die sie bereits vorab Live spielten, lassen großes erwarten. Die Band um den exotischen Sänger Joelen Mingi bewies in den letzten Jahren vor allem ihre Live Fähigkeiten. Wie in dem Sprichwort "Der Prophet bedeutet nichts im eigenen Land" beschrieben, feiern sie im entfernten Ausland riesige Erfolge. Es wird also Zeit das man unser Land der Kulturbanausen, diese Band ein bißchen näher bringt. Leider war die zu Ende gegangene Tour nicht mit Zuschauer Reichtum gesegnet, was hauptsächlich an den völlig inkompetenten Booker lag. Der es nicht verstand, diese Band korrekt zu promoten. Die Werbung beschränkte sich auf nicht vorhandene Zeitschriften. Trotz aller Widrigkeiten konnte diese Band mit ihrem neunzig minütigem Programm im Herforder Spunk überzeugen. Anlaß genug, für uns, Licht in die dunkle Musik zu bringen.
Mit Sänger Joelen Mingi (s. rechts) sprachen Andreas und Eller.

Seid ihr bis jetzt zufrieden mit der Tour?
Ja, so weit, so gut. Wir sind sehr enttäuscht von unserem Booker. Der überhaupt nichts gemacht hat, dafür. Wir wußten vorletzte Woche Freitag, noch nicht wo wir hin müssen. Es war alles total unorganisiert. Dazu ist alles sehr schlecht promotet worden. Aber die Fans sind klasse.

Ihr seid früher oft mit Fields verglichen worden, was wohl auch an eurem Outfit lag.
Das kam auch daher, daß wir in der gleichen Plattenfirma waren. Aber das Outfit hat überhaupt nichts mit denen zu tun. Ich mag, die Equals, eine Band aus den '50ern. Die waren auch die ersten, die so sich so kleideten. Ich bin in den '80ern so wie jeder andere hier rumgelaufen, vielleicht noch extremer. Tja lange, lange her.

Wie alt bist Du?
32

Ihr habt vorgestern in Köln auf den Song "Mandy" verzichtet, warum?
Es kommt immer auf die Stimmungslage an, was wir spielen. Ein Programm läßt sich halt variieren, Und in Köln paßte dieses Stück halt nicht so gut.

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, so eine alte Schnulze zu covern?
Ich finde das Lied hat eine gute Message. Es kommt halt darauf an, wie man covert. Der Song klingt bei uns ganz anders, allein schon durch meine Stimme, die Gitarren, Streicher usw. Außerdem findet man beim genauen hinhören einige Überraschungen. Wir haben aber im großen und ganzen das Fundament beibehalten.

Ihr geht ja jetzt in Asien auf Tour. Was erwartet ihr dort?
Full House! Wir haben z.B ausverkaufte Hallen in Tokio.

Liegt das an euch, oder der japanischen Vorband (s. links Foto v. Speed ID) ?
Hauptsächlich an uns. Weil wir halt von Channel 5 richtig promotet werden (Erneut ein Seitenhieb auf den deutschen Booker). Das ist einer der größten Fernsehsender dort. Außerdem arbeiten wir im Ausland nur mit Major Companys zusammen.

Du sprichst 4 Sprachen, hast du mal darüber nachgedacht in einer anderen Sprache zu singen?
Nein. Ich schreibe meine Songs halt immer auf Englisch. In dieser Sprache kann ich mich halt am Besten ausdrücken, warum sollte ich dann eine andere Sprache wählen. Ich will ja beim Texten nicht dauernd ins Wörterbuch schauen müssen. Japanisch würde sich lustig anhören, ist aber nicht geplant.

Euer neues Album läßt lange auf sich warten?
Es ist bereits fertig. Wir haben ein super Cover dafür entworfen. Es ist aber mittlerweile zum zweiten Mal vom Preßwerk falsch gepresst worden. Es wird eine Überraschung werden. Es geht um die Texte der einzelnen Songs und was wir da dargestellt haben. Bestimmte Personen dafür zu finden, ist schon schwierig. Es steckt auch viel Arbeit drin, aber es hat sich gelohnt. Laßt euch überraschen.

Ihr spielt auch einige Songs vom "Insomnia" Album, leider nicht den Titelsong selbst?
Mit der Aufnahmequalität des Albums war ich nicht zufrieden, man merkt halt, daß wir es in sehr kurzer Zeit aufgenommen haben. Wir hatten auch unsere Ideen nicht so richtig umsetzen können. Es ist ein Album für sich, ich hätte halt noch ein bißchen Betreuung dazu gebrauchen können. Zum Titelsong: Es ist sehr schwierig, diesen Song Live umsetzen, wir sind Perfektionisten, und wollen halt das Beste geben. Dafür haben wir von dem Album z.B. "the Exit" gespielt. Wir sind nicht wie die anderen Bands, die ihre Songs runter spielen. Sondern es muß die Songaufstellung passen. Uns liegt viel daran, daß wir die Zusammenhänge finden. Wir versuchen auch, wenn wir ein neues Album rausgebracht haben, die Songs den gegebenen Songstrukturen anzupassen. Das heißt das wir ältere Songs nicht so spielen, wie es auf dem Album war, sondern passend zum "neuen" Sound.

Heißt dies, daß euer aktuelles Album härter ist?
Eigentlich nicht. Das ist halt das gute dabei. Wir sind halt eine Live Band, dadurch kommen die Songs ein bißchen härter als auf den Alben. Wir genießen es halt auch Live auf der Bühne zu stehen. Wenn wir genauso klingen würden, könnten wir auch gleich Playback spielen. Für uns muß es da einen Unterschied geben. Wenn wir ein Song Live spielen, verändert er sich immer wieder. Ein Song ist noch nicht ein Song, wenn er fertig geschrieben ist, er entwickelt sich.

Ihr habt früher auch ein weibliches Mitglied gehabt, was ist aus ihr geworden?
Oh. Es ist unsere Ex-Bassistin, und sie war meine Lebensgefährtin. Ich war 10 Jahre mit ihr zusammen. '96 bei der Tour hat es sich so ergeben, daß wir halt getrennte Wege gehen. Sie macht also gar nicht mehr mit, damit fehlen auch die ganzen Background Vocals.

Wie seid ihr mit eurer Vorband zufrieden?
Es ist in dem Sinne keine Vorband. Wir trinken zusammen, nach dem Konzerten umarmen wir uns. Es herrscht halt ein gutes Klima unter den Bandmitgliedern. Das ist auch vollkommen anders als bei unserer '96er Tour. Bei der jede Band die Beste sein wollte.

Wie ist das Gefühl vor nur 20 bis 30 Leuten zu spielen?
Es ist egal ob nun 1000 Leute oder nur 1 Person da rumstehen. Es kommt darauf an wie du sie bewegen kannst. Im Endeffekt ist es egal wieviel Leute da sind, hauptsache die und wir haben unseren Spaß. Wir lieben die Musik, die wir machen. Das ist keine Show, sondern das sind wir. Wenn gar keine Leute da sind spielen wir auch. Wir haben einfach Spaß an der Musik. Wie ihr heute auch sehen konntet. Es kommt natürlich auch immer darauf an, wie man die Leute anspricht. Auch solche Sachen wie heute, das kleine Geburtstagsständchen für den Fan. Das macht normalerweise niemand anders.

Warum habt ihr in anderen Ländern (Japan) einen höheren Bekanntheitsgrad?
Wir haben uns nicht, wie viele andere Bands, hier in Deutschland darum gedrängelt eine Position oder einen Marktplatz zu finden. Unser Netzwerk hat sich halt verstreut. Es ist einfach so gekommen, durch Freunde oder andere Bands im Ausland. Es hat sich jemand aus Tokio, unsere CD in USA gekauft, dann kam sie nach Tokio, und kam erst mal als Bootleg raus. Durch Mundpropaganda wurden wir halt bekannter, es läuft in Asien ganz anders ab, als in Europa. Es ist dort wie eine Magie, irgendwann bildet sich durch deine Musik eine Szene. Ich weiß nicht, es ist schwer zu beschreiben. Wenn wir dort nächste Woche auf der Bühne stehen, ich glaube, die Tränen werden laufen. Die erwarten uns schon seit einem Jahr. In Asien werden wir auch ganz anders eingestuft, da streiten sich die Fernsehleute, wer uns jetzt exclusiv bekommt.

Danke für das Interview und viel Spass bei eurer restlichen Tour.