12. BARTHER METAL OPEN AIR :: Heidenspektakel in schönster Location
Freilichtbühne in Barth am 20.+21.08.2010
u.a. mit Helrunar, The Vision Bleak, Adorned Brood, Sargeist, Hellsaw, Behexen, Eis, Thornium, Fimbulvet, ...


Nach den erst heißesten und dann regnerischsten Tagen in diesem Sommer ließ die Hoffnung, doch noch ein Festival zu erleben bei dem man keine nassen Füße bekommt, im Vorfeld stark nach. Zur Auswahl standen noch Party.San oder das Barther Metal Open Air. Nachdem, wie ich hörte, das Party.San wohl vollends im Wasser versunken ist, hatte ich die richtige Wahl getroffen und mich geduldet, um aufs Barther Metal Open Air fahren zu können, was nicht leicht war, wenn man in diesem Jahr noch auf keinem Festival war und einem die Kimme juckt. Schon am Einlass traf ich bei strahlendem Sonnenschein die Mitarbeiter und sah deren ungeputzten Stiefel (Party.San) und habe es nicht bereut.



Nach sechs Stunden Fahrt bei Sonnenschein und einigen wenigen Regentropfen endlich in Barth angekommen, wirkte das ganze Dorf völlig ausgestorben, wie ein seelenloses Kaff, wo ab und an hier und da ein paar Metaller in ihren Autos kramten. Nachdem ich mein Auto geparkt hatte, strahlte schon der Eingangsbereich eine angenehme Atmoshphäre aus. Der mitten in einem kleinen Wald gelegene schattige Zeltplatz, unweit von der Freilichtbühne entfernt, hat etwas von einem Naturpark, der einem sofort in seinem Bann zieht. Leichte Verwunderung machte sich breit, denn die Metaller mochten irgendwie nicht ganz ins Bild passen, aber schon jetzt habe ich mich gefragt, warum ich nicht schon früher hierher gefahren war, stattdessen quälte ich mich sonstwo durch die Meute. Wenn ich ein bisschen philosophieren könnte, würde ich Seitenweise diese hammergeile Location beschreiben, aber lasst euch einfach gesagt sein: es ist wahrlich die Schönste.

Ersten "Trubel" im Eingansbereich der Bühne vernahm ich, als: "Nächstes Jahr sollten wir die Karten begrenzen" geraunt wurde. Es waren dieses Jahr mehr Leute als sonst da, was bei dem Wetter und bei dem Billing auch kein Wunder war. Völlig ahnungslos war ich trotzdem überrascht, wie klein dieses Festival doch war. Ich empfand es nicht, als wäre hier viel los, auch später als es voll wurde, hatte man immer noch reichlich Platz um sich. Wie im Film oder im Traum wanderte ich oberhalb der Freilichtbühne meine erste Runde an den Ständen vorbei. Ich dachte immer, dass Barther Festival wäre irgendwo weit im Süden gelegen. Da die da aber so komisch reden und es mit Sicherheit noch länger zu fahren wäre, hatte ich nie wirklich Interesse kundgetan, dort mal hinzufahren. Umso größer war die Enttäuschung bei dem Gedanken an das, was ich all die Jahre verpasst habe. Während die Schweden IRRBOSS ihre Songs zockten, hing ich meinen Gedanken nach. Auch wenn es dem Journalisten Dasein widerstrebt: Bei so einer Location sind einem die Bands, ich glaube echt egal. Gerade wollte ich eine erste Runde über den Zeltplatz bzw. Park schlendern, kam mir der Sänger von GEIST/EIS mit dem breitestem Grinsen überhaupt entgegen - und ich glaube, meines war bestimmt nicht schmaler, zumal ich alleine war und es das erste bekannte Gesicht für mich war. Doch begGEISTerung auf höchstem Level war das vorherrschende Gefühl, denn ich habe bestimmt 2-3 Stunden gebraucht, um dort richtig anzukommen, bis ich mich so langsam daran gewöhnt hatte.



Dass das erste und einzigste Festival dieses Jahr nach 14 Jahren mein schönstes werden sollte, war mir unbewusst jetzt schon klar. STORMNATT und THORNIUM boten zwar guten Black Metal, doch was ein Zufall war, dass beide Schlagzeuger die 160er UpTempoParts nur mit einer 80 Bassdrum gespielt haben, hat mich sehr gewundert - na ja, das üben wir noch mal oder? Eigentlich wollte ich mir NIDHÖGG angeschaut haben, doch ich habe so viele coole Leute kennen gelernt und gequatscht wie auf keinem anderen Festival, deswegen gingen reichlich Bands an mir vorbei.



Der erste Auftritt unter dem Namen EIS lief für die Bielefelder unterdessen reibungslos über die Bühne. Einzige Veränderung war, dass Sänger Chyper D. Rex den ausgestiegenen Tastendrücker mit ersetzt hat. So bekam man den ein oder anderen Hechtsprung vom Mikro hinter das Keyboard zu sehen. Neben einigen Songs vom aktuellen Album durften "Stille Wasser" und "Winters Schwingenschlag" natürlich nicht fehlen. EIS überzeugten auch mit neuem Namen eine eisige Atmosphäre und ließen verlauten, dass Black Metal weitaus mehr sein kann als ständig die gleichen drei Akkord Punk Riffs runter zu schrebbeln. Einziger untypisch waren die Shirts der Band... "I fuck the Bassplayer" geht ja noch, aber ob "You get what you pay for" den GEIST des Black Metals vertritt, weiß ich nicht, eher nicht.

Auch GERNOTSHAGEN knüppelten für eine Pagan Band gut drauf los, doch alles in allem sind GERNOTSHAGEN auch wiederum nur eine Pagan Band, die die Tonleiter rauf und runter spielen. Bei mir konnten sie keine guten Akzente setzten, eben sowenig wie FIMBULVET. Die Österreichischen HELLSAW erinnerten mich ein bisschen an Carpathian Forest, Black Metal mit Groove gefällt mir, aber eigentlich war es schon viel zu spät und ab da an war ich nur noch Besucher, und danach am schlafen. Geiler Abend.

Dafür, dass ich am Freitagabend AGANTYR ganz und SARGEIST zum teil verpasst hatte und der Alkohol und die Müdigkeit mich frühzeitig ins Auto geführt haben, ging es mir am Samstagmorgen recht gut. Nach einem tiefen Zug aus der Wasserflasche noch einmal umgedreht, hörte ich, während ich mich meiner Notdurft entledigte, schon die erste Band auf der Bühne. Wie mir Andere sagten, war es aber schon die Zweite. Na, wer so lange schläft, darf auch wieder fit sein. Auf dem Berg angekommen, bat mir der werte Herr vom Nocturnal Empire Stand erst mal ein Mittagessen an. Sehr nett muss ich sagen. Und das Essen war genau so gut wie MODER. Die Melodic Death Metaller aus, wie ich mich recht erinnere, Greifswald knüppelten von Beginn an mächtig drauf los. Leider war der Sound nicht so besonders, aber die CD, die wir getauscht haben, ist der reinste Hammer. Schwedentod in Reinstform.

AHNENGRAB folgten und waren die einzige Pagan Black Metal Band an diesem Wochenende, wo ich sagen konnte, ich habe ein paar Melodien vernommen, die vorher noch nicht kannte. Zwar machte einem der Sound es nicht gerade leicht, aber mehr Inovation als bei den anderen Bands war sofort zu merken. Als erste und einzigste Thrash Metal Band auf dem Barther Metal Open Air wurden ersatzweise LOST WORD ORDER geordert. Die ehemaligen SPECTRE DRAGON auch aus Bielefeld hatten von Beginn an die Meute auf ihrer Seite. Die wenigen Kuttenträger in Blue Jeans und Turnschuhen dankten der Band für den thrashigen Sound, der übrigens jetzt besser war, mit Headbangen und einem kleinem Circle Pit, dem einzigen an diesem Wochenende. Fans und Band waren sichtlich zufrieden. Kein Überthrash, aber hat voll reingehauen. Prost Mätty!

Nach dem Knüppel aus dem Sack und den toten LICHTERN in weiß, die sich musikalisch ein wenig gesteigert haben, wurde es gegen Abend wieder feierlich. ADORNED BROOD ließen die Gläser erklingen, doch leider meist nur mit Coversongs wie "Druken Sailer" oder "7 Tage", schade eigentlich, wo sie so viele gute alte Sachen haben. Genauso schade ist es, dass wenn man besoffen ist, die Zeit an einem so schnell vorbei rauscht, dass man kaum etwas (von den Bands) mitbekommt. Wie gesagt, ich habe echt viele cool Leute getroffen und stand selten alleine rum. Von HELRUNAR fand ich es super, dass sie "Ich bin die Leere" mit auf der Setlist gehabt haben, und wie ich vorhergesagt hatte, wurde auch ein neues Stück vom kommenden Album "Sol" präsentiert. Mit BEHEXEN schien es eine Wiederholung des vorhergegangenen Abends gewesen zu sein. Ich weiß es nicht besser, aber belehre mich einer eines besseren, wenn ich sage, es gibt ein Punkt, wo Black Metal einfach nur noch nach Black Metal klingt.

Alles in allem kann man sagen, dass es ein sehr gelungenes Festival war. Mit sehr gutem Wetter, guter Musik, coolen und interessanten Leuten, fairen (Bier) Preisen (2 Eur für 0,4l) und einer sehr schönen und entspannenden Location, ließ das Barther Metal Open Air 2010 für meine Wenigkeit keine Wünsche offen. Sonntag gegen 13 Uhr nach einer Stärkung beim örtlichen Chinesen hatte ich mich noch mit einem Pärchen aus Berlin und einem Typen aus Trier auf den Weg zur Ostsee gemacht. Wir folgten seinem Geheimtipp nach Graal-Müritz, wo es ein Dorf namens Torfbrücke gibt. Dort reicht der Wald bis an den Strand ran und nach einer freien kulturelleren Abkühlung scherzten wir bis in die späten Nachmittagsstunden. Nächstes Jahr nehme ich mir auf jeden Fall 10 Tage Urlaub und gucke mir Rügen an. Nach sechseinhalb Stundenrückfahrt, angekommen um 22.30 Uhr, klingelte um 5.50 Uhr der Wecker und ich dachte nur, ich bin in einem Albtraum. Die Realität hatte mich wieder in ihrer härtesten Form. Und während ich den Schlossern am liebsten ihre Hämmer in den A. geschoben hätte, saß ich vor meinem Schaltschrank und hätte fast geheult und am liebsten gesungen: "Ich will zurück an die Ostsee, ich will zurück ins Heidenland". www.barther-metal-openair.de (holger)


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