SERENGETI-FESTIVAL :: Die Serengeti lebt!
Festivalgelände in Schloss Holte-Stukenbrock vom 27.06.2009 bis 28.06.2009

Vom SERENGETI-FESTIVAL (www.serengeti-festival.de) hatte ich bisher noch nicht viel gehört, was aber auch nicht so schwer ist, denn schließlich gibt es in diesem Jahr erst die vierte Auflage und die Jahre zuvor wären Band-technisch auch nicht unbedingt mein Ding gewesen. Aber in diesem Jahr hat das SERENGETI-Team mit den Bands definitiv das große Los gezogen:
SOULFLY, ANTHRAX, DOWN, BLOODHOUND GANG, CARBURETORS, PETER PAN SPEEDROCK und viele mehr veredeln den ersten Festivaltag und ich bin mehr als aufgeregt, als wir in aller Früh unseren "Tourbus" packen, um den Heimathafen zu verlassen und nach Schloss Holte zu fahren. Dort angekommen merken wir, dass auf dem Parkplatz am Hallenbad schon mal wild gecampt wird und wir fühlen uns beim Frühstücksbierchen gleich wie zu Hause. Die Anwohner, die vielleicht 2 Stunden vorher ins Schwimmbad gegangen sind, staunen nicht schlecht, als sie sehen, wie man den Parkplatz mit Zelten und vielen Menschen umgestalten kann. Aber es bleibt alles relaxt und entspannt. Das Wetter scheint uns hold zu sein und die Sonne kommt raus, um mir im Laufe des Tages einen fetten Sonnenstich und bohrende Kopfschmerzen zu verpassen und sogar das beliebte Hausmittel Gerstensaft mit Kohlensäure versagt und kuriert mich einfach nicht von dem Sonnenstich, egal, wie viel ich auch trinke.

Das Festivalgelände ist klein. Aber nicht zu klein, denn es passen genug Menschen drauf und man hat schnell das Gefühl unter Gleichgesinnten eine große Party feiern zu wollen. Auch wird man nicht mit zu vielen Verkaufsbuden konfrontiert, sondern es gibt nur einen Merchandise-Stand, eine riesige Theke, zwei Getränkewagen, drei oder vier Futterkrippen, ein oder zwei Stände mit Klamotten, Taschen und so weiter und das war's! Kein Overkill an Schnickschnack und Gedöns, sondern bei dem Festival kümmert man sich um das, was wichtig ist: Musik!




Als wir das Festivalgelände betreten, haben die MONSTERS OF LIEDERMACHING bereits Fahrt aufgenommen. Ich habe zwar schon viel über diese Musikerkommune gehört, aber live erlebt habe ich sie noch nie. Das kann man aber getrost als Verlust betrachten, denn schon lange gab es keine dermaßen unterhaltsame Liveshow, wie die von den MONSTERS, witzige Texte, teilweise herrlich derb und immer mit einem Augenzwinkern oder sogar zum Schenkelklopfen, geben die Musiker aus ganz Deutschland ihre sexuellen Präferenzen, ihren Türfetisch oder das Thema Hartz IV zum Besten und das in einer sprachlichen Versiertheit, wie man sie bestenfalls von anspruchsvollen HipHop-Bands kennt, mit der musikalischen Grazie eines Johnny Cash oder Bob Dylan. Den Anwesenden macht die Show ebenfalls Spaß und nach der Show werden aus dem Fotograben erst mal fleißig CDs und T-Shirts verkauft. Toller Start in den Tag!




Weiter machen die KAMIKAZE QUEENS, die ihre Rock'n'Roll / Rockabilly -Show mit dezenten Verweisen auf das Berlin der 20er-Jahre aufpeppen wollen, was aber nur bedingt funktioniert. Die Mucke ist einfach zu unspektakulär, um für richtig Stimmung zu sorgen, auch wenn mal ein Kontrabass zum Einsatz kommt und die Tollen der Herren und die aus den Achtziger in unser Jahrzehnt teleportierte Frisur der einen Queen perfekt sitzen. Es reicht halt nicht, einen Song lang auf Kurt Weil-Rhythmen zu machen und sich einen Zylinder aufzusetzen um als burlesk durchzugehen. Vielleicht sollte man die Ernsthaftigkeit dieses Gedankens forcieren, dann hat man auch einen höheren Wiedererkennungswert! Nette Unterhaltung nebenbei, mehr nicht.




GOD FORBID sprechen da schon eine andere Sprache, denn ihre Mucke bügelt dir mal munter die Falten aus dem Sack (sofern vorhanden) und kracht hervorragend aus den Boxen. Nenn ich das mal Hardcore, was die Jungs um das Frontschwergewicht Byron Davis, rauszimmern, denn die rohe Gewalt und die hammerschweren Breakdowns lassen das Herz eines jeden Hardcore-Fans höher schlagen. Die politische Meinung tut die Band ebenfalls gerne kund und das saugeile Backdrop zeigt, dass man seine Heimat nicht bedingungslos lieben muss. Tracks kenne ich leider keine, aber das wird sich schleunigst ändern, denn wenn die Durchschlagskraft auf den CDs ähnlich hoch ist, wie Live, dann ist das genau mein Ding. Fetten Respekt!




Auf die nächste Band habe ich mich sehr gefreut und ich werde nicht enttäuscht! PETER PAN SPEEDROCK sind einfach feinster...ähm, Speedrock, halt. Voll auf die zwölf, ohne Pause, immer nur geradeaus! MOTÖRHEAD, AC/DC, RAMONES und eine Portion holländische Rotzlöffelhaftigkeit machen den Gig aus und ein Querschnitt durch das musikalische Schaffen der Gruppe runden einen guten Gig ab. Allerdings sehe ich es als bewiesen an, dass man so eine Band auf einem Festival prima antesten kann, aber wenn man sie in der richtigen Location sieht wird sie einem nicht nur gefallen, sie dürfte aus dem Zuschauer einen regelrechten PETER PAN SPEEDROCK-Jünger machen. Geil!



THE NEW BLACK. Gefällt mir auf Platte nicht. Gefällt mir Live nicht. Der Mix aus allem, was die Musikschatulle hergibt (Grunge, Rock'n'Roll, Alternative, Metal) spricht mich absolut nicht an, auch wenn ich einige Stimmen höre, die absolut begeistert waren (Grüße nach Göttingen!). Naja, ich fand es gut, nur mal auf der Decke rumzuhocken und Gerstensaft gegen den Sonnenstich zu schlürfen. Hätte die Band allerdings etwas leiser gespielt, hätte ich mich besser unterhalten können, aber man kann ja nicht alles haben ;o)




ELVIS JACKSON starten den Gig eher verhalten und der Funke will bei den "normalen" Punksongs nicht überspringen, aber spätestens bei dem Track, der Trompete, Ska, Punk und derben Blastspeed-Metal kombiniert erregen sie (nicht nur) meine Aufmerksamkeit und von da an haben sie mich im Griff. Sänger David Kovsca-Buda in seinem todschicken Outfit flitzt, trommelt die Bongo, macht Kopfstände und animiert das Publikum gar fein und die Mucke tut ihr übriges dazu, damit die Serengetianer die Band vom Fleck weg in ihr Herz schließen. Ja, die Vergleiche zu NO FX sind nicht unberechtigt und die Slowenen liefern einen guten Gig ab!




Die CARBURETORS sind eine geile Band, das weiß ich ja schon seit längerem, aber dass sie zu einer der besten Bands des Festivals mutieren, hätte ich nicht geglaubt. Der Fast Forward Rock'n'Roll der Band trifft einfach voll ins Schwarze und Hits wie "Rock'n'Roll Forever" oder "Fast Forward Rock'n'Roll" kommen live so unglaublich gut rüber, dass man getrost sagen kann, dass ich mich frisch verliebt habe. Hinzukommt, dass die Band permanent Gas gibt und post, was das Zeug hält. Sehr geil kommt auch, als Kai Kidd mit seiner Klampfe durch das Publikum läuft und ordentlich weiterrockt. Definitiv ein Highlight des Festivals!




Zu STATIC X kann ich persönlich nicht viel sagen. Die waren musikalisch immer Kacke und werden es auch immer bleiben. Seelenloser moderner Metal mit einem Möchtegern-Psycho am Mikro mit einem beschissenen Haarschnitt. Um die Show aufzupeppen haben sie sich einen partiell ausgestopfte Dame mit einfliegen lassen, die mit schwarzen Kreuzen auf ihren Silikonventilen herumhüpft wie Kelly Bundy bei der Präsentation des neuen "Allanté". Echt, genauso sah das aus! Permanentes Auf- und Ab-Gehüpfe und eine Oberkörperdrehung nach links und recht war alles, was die Dame draufhatte. Professionell ist definitiv anders. Die Band zockt war professionell ihren Gig runter, aber beeindruckt hat mich das jedenfalls in keinster Weise.




Dann kommt die erste wirklich große Band des Abends. DOWN mit Phil Anselmo (v), Kirk Windstein (g), Pepper Keenan (g), Rex Brown (b) und Jimmy Bower (d) sind angereist, um in der Serengeti eine Stoner Rock-Session abzufeiern und es wird eine großartige Feier. Mit den Songs kann man ja gar nichts falsch machen, aber Phil Anselmo war in vergangenen Jahren ja auch gerne mal als Wirrkopf in der Metalpresse und ich bin gespannt, was er uns zu sagen hat. Eine Menge. Er ist, sobald er auf der Bühne steht, ein perfekter Entertainer, voller Respekt und Charisma. Er feuert das Publikum an, rotzt sich frei und bringt die Songs perfekt rüber. Die Band spielt sich in einen Rausch und spätestens bei "Stone the Crow" oder "Bury me in Smoke" bin ich hin und weg. Das ist ganz großes Kino. Man merkt, dass DOWN und ANTHRAX eine innige Freundschaft pflegen, denn Phil macht laufend Ansagen in Richtung ANTHRAX und Charlie Benante lässt es sich nicht nehmen etwas mitzutrommeln und während eines Outros tauscht er mit Jimmy Bowers im fliegenden Wechsel die Plätze, sehr cool! Auch bei DOWN wünsche ich mir schleunigst einen kleinen Gig zu besuchen, aber momentan sieht es nicht danach aus, als ob sich der Wunsch erfüllen würde.




Tja, dann kommt der Grund, warum ich den ganzen Tag schon so aufgeregt war (ja Anett, man sieht es mir zwar nicht an, aber...!) ANTHRAX!!! Scheiße, wie wird der neue Sänger Dan Nelson seine Sache machen? Er muss ja nicht nur in die Fußstapfen von Joey Belladonna treten, nein er muss auch noch die Lücke schließen, die einer der besten Heavy Metal-Sänger der Welt, nämlich John Bush, hinterlassen hat. Und mal ganz ehrlich: ich habe gehofft, dass es gut wird, aber dass es so wahnsinnig geil wird, hätte ich nie für möglich gehalten! Seit 20 Jahren bin ich ANTHRAX-Fan und diesmal wurde ich von der Spielfreude mal wieder weggeblasen. Klar, Scott Ian (g) mosht nicht mehr soviel wie in den Achtzigern, aber das Alter geht ja an uns allen nicht spurlos vorbei, gelle?! Dafür ist Frank Bello (b) immer noch der ultimative Aktivposten, der bangt, schreit, animiert und satt herumgroovt. Rob Caggiano (g) ist sowieso eher der ruhige Pol und Drummer Charlie Benante ist einer der wirklich geilsten Trommler unter der Sonne. Das beeindruckendste ist allerdings, dass Dan Nelson auf die Bühne kommt und man in einer Nanosekunde weiß, dass er zur Band gehört und er durch seine Präsenz die Aufmerksamkeit sofort auf sich zieht. Zusätzlich zur Präsenz liefert er genau das ab, wovon ich zwar träumte, aber es kaum zu hoffen gewagt habe: er ist definitiv das Bindeglied zwischen Belladonna und Bush! Sowohl die hohen, langen Parts kommen knackig, als auch die heftigen Parts werden perfekt umgesetzt und alles in allem ist er eine perfekte Mischung für einen Metal-Sänger! Wer es nicht glaubt, kann ja mal bei Youtube oder ähnlichem suchen, dann wird man wissen, was ich meine.

Zwar stammt nur das saugeile "Only" aus der Bush-Phase, was ich persönlich sehr schade finde, aber "Indians", "Caught in a Mosh", "I am the Law", "Antisocial" oder "Madhouse" sind ja nun wirklich mehr als eine Entschädigung. Vom anstehenden Album, welches im Oktober erscheinen und "Worship Music" heißen wird, spielt man "Fight 'em till you can't" und der Song knallt richtig, meine Brüder und Schwestern! Dazu kommt noch eine Coverversion des REFUSED-Hits "New Noise" (der mir in der ANTHRAX-Version deutlich besser gefällt als das Original) und als absolutes Highlight revanchiert sich Phil Anselmo und zusammen mit ANTHRAX bringt er die CELTIC FROST-Coverversion von "Dethroned Emperor"! Wie fuckin' geil ist das denn? Für mich definitiv ein magischer Moment und lasst es euch gesagt sein: nach den ganzen Business-Querelen und unternehmerischen Fehlentscheidungen sind ANTHRAX zusammen mit Dan Nelson bereit, ganz oben in der ersten Liga mitzumischen. Wenn der neue Longplayer das hält, was die Liveshow und der neue Track versprechen, wird es ein Knaller! Danke, ANTHRAX!




Danach geht es steil bergab. Warum die BLOODHOUND GANG so unglaublich beliebt ist, weiß ich nicht, aber musikalisch hat es ungefähr den Nahrungswert einer handvoll Matsch.
Unterhaltungstechnisch ist es auf einem Niveau, dem ich mich auch gerne mal hingebe, aber um die Höhepunkte zusammenzufassen: Jimmy Pop erfreut sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an SCOOTERs-Song "I feel hardcore", Evil Jared schenkt in der ersten Reihe Jägermeister aus, zieht Jimmy Pop auf einer Kiste sitzend mit einem um seinen Schniedel gebundenem Seil durch die Gegend, trinkt ein Liter Bier auf Ex, kotzt das Glas wieder voll und trinkt es wieder aus.
Noch Fragen, Euer Ehren? Nee, ich auch nicht. Musikalisch gab es die Hits der letzten Jahre, die jeder kennt, aber auch der Übersong "Fire, Water, Burn" wird gelangweilt runtergehobelt, ohne dass bei mir Freude aufkommen mag. Bei den meisten anderen ist es allerdings anders und die erfreuen sich an dem Schauspiel, aber ich warte dann doch lieber auf...




...To God the Most High... SOULFLY! Die Truppe um Max Cavalera ist eine der geilsten Bands überhaupt und eine der großartigsten Livebands auf diesem Planeten und sie haben den Headlinerstatus zu Recht inne. "Blood Fire War Hate", "Prophecy", "Refuse/Resist", "Roots Bloody Roots" (welches in "Jumpdafuckup" und dann in "Eye for an Eye" übergeht), "Seek 'n' Strike", "Doom", "Living Sacrifice" oder der CAVALERA CONSPIRACY-Knaller "Sanctuary" sind Göttergaben der modernen Metal-Kante und es gibt für die verbliebenen Fans genug Platz zum Moshen und Circle Pit-Chaos. Geil!
Marc Rizzo ist so ein großartiger Gitarrist, das wird einem besonders live bewusst, wenn er seine Soli runterrattert, Bobby Burns hält sich beinahe unauffällig im Hintergrund und Joe Nunez trommelt um sein Leben, denn egal ob es anspruchvolle Tribalparts sind oder schnelles Geprügel, der Mann hat einfach Klasse. Besonders geil ist auch wieder die Aktion, dass Max es sich nicht nehmen lässt, einen Zuschauer auf die Bühne zu holen, der mit der Band zusammen trommeln darf, großartig! Max, der mittlerweile aussieht wie der kleine Bruder vom Yeti, ist voll bei der Sache und irgendwie macht er den Eindruck auf mich, als wäre er offener und kommuniziert mehr mit dem Publikum, was einen guten Eindruck hinterlässt.

Die gute Stunde wird souverän genutzt und nach dem überfallartigen Auftritt ziehen wir uns erschöpft, sonnenstichig, angetrunken und glücklich in unseren "Tourbus" zurück und verbringen die Nacht in netter Gesellschaft auf dem Parkplatz. Etwas Schlaf tut Not, denn wir werden den zweiten Tag des SERENGETI-FESTIVALS nicht mehr erleben, da wir uns in aller Herrgottsfrühe auf den Weg nach Duisburg machen werden, um dem DEVILSIDE einen Besuch abzustatten.

Mein Fazit zum SERENGETI-FESTIVAL ist allerdings, dass es ganz knapp vor perfekt war! Die Organisation, die Bands, das Gelände, das Wetter und auch die Bier- und Essenspreise waren ok, aber die Preise am Merchandise-Stand waren schlichtweg unverschämt, denn 25 Euro für ein T-Shirt ist schon eine ganze Menge. Aber da kann ja das SERENGETI-Team nichts dazu, aber es ärgert mich halt. Ansonsten: sollte es im nächsten Jahr ein ähnlich grandioses Line-Up geben, möchte ich mich gerne wieder auf eine Safari in die Serengeti begeben. Gratulation meinerseits und tausend Dank an Henrik von der VIBRA AGENCY!! (chris)


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