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WACKEN OPEN AIR :: Rain Or Shine
Wacken vom 02.-04.08 2007
(Fotos: offizielle Pressebilder www.metaltix.com & Holger)



Mittlerweile dürfte ja schon jeder wissen, was sich im Vorfeld des 2007er Wacken Open Air abgespielt hat. Nach 6 Tagen Dauerregen (350 Liter pro Quadratmeter) waren auf dem Festival- und dem Campinggelände Schlamm unter, weswegen die Veranstalter sich sogar am Donnerstagnachmittag noch nicht einig waren, das Festival stattfinden zu lassen oder nicht. 40 Sattelzüge mit 150 Tonnen Stroh und Häcksel wurden angekarrt, nachdem es am Donnerstag nicht mehr geregnet hatte. Wäre dies der Fall gewesen, wäre es das erste Mal in der 18-jährigen Wackengeschichte, dass das Festival hätte abgesagt werden müssen.



So war es nicht wunderlich, die Aussage des Verkehrsrundfunksprechers zu hören, dass es wegen der Anreise des Wacken Open Airs auf der A23 zu einem kilometerlangen Stau gekommen ist. Was zu dem Zeitpunkt aber niemand wissen konnte war, dass auf Grund des Schlammes ein Teil der Campingplätze nicht mit dem Auto befahren werden durfte. Donnerstagmorgen so gegen 3.30 Uhr hat sich die Schlage mit den hupenden Autos und gröhlenden Metallern dann endlich weggeschlängelt und jeder war froh im seinem Zelt zu liegen, weswegen bei vielen Leute die Anreise- bzw. Mittwochsparty wohl in Wasser fiel.



Der Donnerstag war ursprünglich als "Night to remember" geboren worden, doch mittlerweile ist es schon ein "Day to remember" geworden, denn schon um 17 Uhr ging es mit BLITZKRIEG los. Außer der Metallica Coverversion diente es allenfalls zum Aufwärmung für Sodom. Nichtsdestotrotz ein guter Opener. Ich habe mich ja fast gesträubt, mir SODOM zum ich weist es echt nicht wievielten Mal anzugucken, da meine Thrash-Vorliebe sowieso eher im schwedischen Bereich angesiedet ist. Um so besser fand ich es, neuere Songs zu hören, denn die Klassiker hängen einem echt langsam zu den Ohren raus. "Blood on your lips", "Among the Weirdcong" und "Tombstone", Songs die ich bisher noch nicht Live vernommen hatte. Irgendwas war da noch mit Gastmusiker, aber keine Ahnung wer das war, bin nicht so der Thrasher und ich wollte mir noch TYR angucken, aber Viking Metal ist auch nicht mehr das was es mal war. Ich habe so viel Gutes im Vorfeld gehört, aber bestätigen könnten sie es nicht. Überwiegend jüngeres Publikum lockten die Faörianer an und luden zum Mitsingen und Tanzen ein, insofern man noch Platz im Zelt fand.



Die wirklichen Höhepunkte am Donnerstag waren alle jenseits der 50. ROSE TATTO, die seid eh und je für Partystimmung sorgen, bringen mich immer und immer wieder dazu, das Tanzbein zu schwingen und mich kotzt es immer und immer wieder an, dass die Leute nur dastehen und zugucken, als ob sie 'ne Kuh kaufen wollen. Leute, Rock'n'Roll muss fließen und nicht stocken. Was für Langweiler, macht keinen Spaß unter solchen Leuten rum zu "springen", echt. Ob der Alkohol noch nicht die passende Promillegrenze erreicht hat oder ob der Stress der vergangenen Nacht noch in den Gliedern steckte, weiß man nicht.



Zumindest war bei SAXON diese Langeweile nicht mehr zu spüren. Zwei Stunden "Heavy Metal Thunder" der exquisitesten Art ließen kein Bein still stehen und kein Haar auf der Schulter liegen. "Crusader", "Wheels Of Steel", "Denim And Leather", "Princess Of The Night" waren die Mitbrüller des Abends. Biff Byford, unglaublich, wie man in dem Alter noch so abgehen kann.



Am Freitag hatte wohl jeder den Anreisestress vom Mittwoch vergessen und auch die letzten Schlammlöcher waren bei leckeren hochsommerlichen Temperaturen der Sonne erlegen, so dass sich die einen oder anderen festgefahrenen Autos wieder bewegen ließen und ihren Bestimmungsort erreichten. Nach einem "Black Winter Day" sah es zumindest nicht aus und sich wegen einem Song durch die Massen zu drücken, war es mir nicht wert, AMORPHIS anzugucken. Da schwell ich lieber in Erinnerung an die alten Nuclear Blast Festivals zurück, man, was warn das für Konzerte. Aber irgendwie hatte sich die Running Order etwas nach hinten verschoben, Grund hierfür war ein Feuer, welches sich vor der True Metal Stage entfacht hatte. Die Berge von Stroh, die man über den Schlamm gedeckt hatte, kamen wohl durch eine Zigarettenkippe in brand. Ob das neue Rauchverbot 2008 auch für's Wacken in Kraft tritt?



Unbeschadet von dem kleinem Feuerchen, das die Feuerwehr sofort im Griff hatte, ging es weiter mit THERION. Nach dem begeisterten Auftritt 2005 auf'm Summer Breeze durfte ich diesen nicht missen. Die schwedische Gothic Metal Legende muss man einfach mal gesehen haben. Eine der wenigen Bands, die mit mehr als 10 Leuten auf der Bühne ihre Kunst darbieten. Christofer Johnsson, dem nach seiner Vollrasur wieder Haare wachsen, ist noch immer eine bedeutende Persönlichkeit der Band und wurde wie immer unterstützt von seinem Chor aus Männern und Frauen. Bei der Anzahl der Alben und Lieder und vor allem der Namen bzw. Vielfalt ist es schwer zu unterscheiden. Und seien wir mal ehrlich, Namen sind doch Schall und Rauch.



Das gleiche galt auch für ENSLAVED, die Vikinger aus dem All, so wie ich sie seit dem "Below the lights Album" nenne, habe mich wie THERION sehr verzaubert. Da ich sie schon auf der Tour mit Vreid gesehen hatte, waren die Lieder keine große Überraschung für mich, aber dennoch überwältigend. Für die Oldschool Black Metaller wohl nicht mehr so das Wahre, aber wer immer aufgeschlossenem Neuem gegenübersteht, sollte sich auch die etwas neueren Scheiben antun. War echt ein abgespacedter und musikalisch sehr facettenreicher Auftritt mit Genre untypischen Soundeffekten und Gitarrenlinien. Vikinger aus dem All, wie ich schon sagte, hihi. Und bei kaum einer Band aus dem Bereich riecht es so nach Gras ;-)



Worüber ich mich aber ärgerte war, dass ich den Auftritt von POSSESSED verpasst habe, da wartet man stunden lang auf eine Band, die man sich angucken kann und regt sich über fehlgeleitete Bands wie DIR EN GREY auf und dann so was. Der Sänger hat den Auftritt im Rollstuhl absolviert, weil er vor ein paar Jahren mal niedergeschossen wurde. Echt hart so was. Nun Grund hierfür war, dass wir sage und schreibe 1 Stunde gebraucht haben, um Campingground T zu erreichen, um einen Freund dort anzutreffen. Wenn das so weiter geht, muss das Alphapet bald noch erweitert werden. Wenn ich an mein erstes Wacken 1998 zurück denke, ist es unfassbar was dort los war. Aber trotz des vorhergegangenen Wetters hat es schon Jahre gegeben, in den das Chaos größer war. Na ja und dann wieder 'ne Stunde zurück. Nachdem wir und von dem langem Marsch wieder erholt hatten, war die Sonne schon wieder ein ganze Stück weiter gewandert.



Über Publikumsmangel brauchten sich BLIND GUARDIAN ja noch nie beschweren und wenn auch die Musik immer die gleiche ist, so war ich diesmal fasziniert von der Leinwandpräsentation, die sich fast nur mit dem Thema "Herr der Ringe" beschäftigte, welche aber selbstverständlich nicht mit dem Film zu tun hatte. Farbenwechsel, welche ich seit meinem letzten Pilz-Trip nicht mehr gesehen habe, so unglaublich Fantasy dass die Sinne der Augen schon fast die Sinne der Ohren übertraf und man die Musik vergessen zu schien. Immerhin hatte der Sound CD-Qualität und man hätte genauso gut bekifft mit halb zuen Augen auf der Rückbank eines Opels hinter'm Lidl sitzen können. Nein, Spaß beiseite. Die unglaubliche Atmosphäre lässt sich nicht so leicht davon gleiten. Denn jeder, der noch Kraft zum Luft holen hatte, hatte auch die Kraft, diese singend wieder aufzupusten. Gewaltige Stimmchöre, die man bestimmt kilometerweit hören konnte. Hmm ja wie weit eigentlich, liebe Wacken-Veranstalter? Kann man das nicht mal messen oder in Erfahrung bringen?



Da SAMEL bei mir schon längst verschissen haben und es bei 1349 im Zelt viel zu voll war, war ICED EARTH noch der einzige Höhepunkt gewesen, den man sich hätte antun können. Dieser Reaper Owens war auf der CD ja gar nicht mal so schlecht, zumindest "Gettysburg" fand ich echt gut gelungen, aber live ist das echt sehr gewöhnungsbedürftig, um es nicht all zu schlecht zu machen.



Der Samstag begann wie der Freitag geendet hat: Sonne pur - und die um den Körper liegende Wärme brachte gänzlich gute Laune an den Tag. Frisch und munter ging es los und die erste sehenswerte Band war auch gleich ein Gothic Metal Klassiker 1sten Grades, MOONSPELL. Oh je, wie man als Frau so Gothic sein kann, dass man um 14 Uhr mittags in der parallen Sonne in engen Lackklamotten rumlaufen kann, ist mir echt ein Rätsel. Nun denn, MOONSPELL boten eine sehr gute Show mit einer, wie es fürs Wacken auch angemessen ist, recht harten Songauswahl. Ich habe mir auch sagen lassen, dass die neue Scheibe wieder mehr Back To The Roots ist. Nachdem letztes Jahr STRATOVARIUS nur einen Gastauftritt hatten, durften sie dieses Jahr für ein volle Stunde die Wackenbühne erobern. Mit "Hunting high and low" wurde eine Stunde erstklassiger Powermetal eingeläutet.



Dann endlich konnte man sich endlich wieder auf eine bolzige Black Metal Band freuen, von wegen, SECRETS OF THE MOON, haben so stark nachgelassen, dass sogar echt Langeweile aufkam. Wenn ich mich recht entsinne, waren das wohl alles nur neue Songs. Verstehe ich nicht, obwohl "Carved in stigmata wounds" doch so stark und druckvoll war. Auch die finnischen SWALLOW THE SUN rissen mich nicht wirklich vom Hocker, nachdem was man alles so gelesen hatte war ich recht enttäuscht, irgendwie alles nur Fußstapfentreter.



Worauf man sich aber immer verlassen kann sind DESTRUCTION, Schmier und seine Jungs haben mich noch nie enttäuscht und es kamen Erinnerungen vom Reunion Konzert 1999 hoch. Dass sie den Auftritt nicht toppen konnten, war mir klar, aber ein Thrash Metal Brett ohne jedes Gleichen. Auch die finnischen Metal Bands NORTHER und TURIZAS haben ihre Fangemeinde nicht enttäuscht. Warum aber zwei Bands des gleichen Genes wieder mal zur selben Zeit spielen mussten, kann keiner erklären und ist mal wieder Wacken typisch.



Ein Highlight für das Wacken Open Air und ein Highlight für die weiblichen Fans waren ohne Zweifel TYPE O NEGATIVE. Peter Steele, der letztes Jahr schon mit Carnivore auf dem WOA vertreten war, verwandelte die Bühne wieder in einem Wald mit vier stämmigen Bäumen. Alleine der Anblick von Type O Negative lässt es einem kalt über den Rücken laufen. Was bei dem Anblick an Wärme verloren geht, kommt aber mit der Musik wieder zurück.



Es war einfach zum Haare raufen. Da wartet man den ganzen Nachmittag auf Bands, die man sich angucken kann und eine tote Zeit nach der anderen und dann spielen wieder alle Bands, die man sehen will, zur gleichen Zeit. Da MOONSORROW mich live schon einige Male überzeugt haben, war IMMORTAL absolut Pflicht. Eigentlich könnte man Wacken auch mal zwei Mal im Jahr stattfinden lassen, einmal im Sommer und einmal im Winter. Denn wenn es eine Band gibt, zu der Schnee die allerbeste Bühnenshow wäre, dann zu Immortal. Frontmann Abbath, der die Truppe mit Horg und Apollyon (Aura Noir) für die Wackenshow wieder re-unioniert hatte, gab das volle Brett an kaltem eisigem Black Metal. Neben "Unsilent Storm To The North Abyss", "Unholy Forces Of Evil", "The Sun no longer rises" von den alten Scheiben und "One by one", "Sons of Northern Darkness" und "Tyrants" von "Sons of Northern Darkness" durften "Battles in the North" und "Blashyrk" nicht fehlen. Absolut geile Re-Union Show. Schade, das es bei dem einem Konzert bleibt, aber wer weiß das schon? Und wie man das Wacken Open Air kennt, wird es sich nicht die letzte Re-Union Show gewesen sein. Ich hätte mir noch gerne den Corpsegrinder und Cannibal Corpse angeguckt, aber die Augenlieder waren so schwer, dass ich es nicht mehr schaffte, aber unweit der Bühne sorgte der Grinder auch im Zelt für Zwergfellgekitzel. Was für ein Organ und was für ein Druck, echt heftig.



Panorama W:O:A:

Damit ging das weltweit größte Heavy Metal Festival zu ende, das nach offziellen Angaben zum ersten Mal mit 60.000 zahlenden Besuchern ausverkauft war. Und auch 2008 wird es voll. Für das vom 31.07.-02.08. stattfindende Festival sind nach Angaben des Veranstalters bereits 40.000 Tickets verkauft (Stand Januar 2008). Wer den Headliner IRON MAIDEN und die weiteren Bands wie NIGHTWISH, CHILDREN OF BODOM, AT THE GATES, CREMATORY, AVANTASIA, GORGOROTH, OPETH etc. sehen möchte, sollte sich eines der voraussichtlich letzten 25.000 Tickets sichern. http://www.ics-int.com / http://www.wacken.com (holger)



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