Area4

Area 4 Festival - Flugplatz Borkenberge, Lüdinghausen - 24.-26. August 2007
(Text: Bastian Messerschmidt / Fotos: Andreas Schulze)

Einfach haben es die Veranstalter mit ihrem Area4 (
www.area4.de) nicht. Bandabsagen wie Fruchtfliegen hätten jede andere Agentur (ausgenommen Lieberberg) längst die Segel streichen lassen; nicht so jedoch FKP Scorpio. Hier will man unbedingt ein Festival im Westen etablieren. Das ist mehr als löblich und in Anbetracht der Schwierigkeiten kann man hier nur gutes Durchhaltevermögen wünschen. Als im ersten Jahr (2005) erst The White Stripes und dann The Mars Volta absagten, sah alles noch nach einem unglücklichen Start aus. Doch 2006 hatte man mit der Absage von Audioslave gleich das ganze Festival gekippt.
Und nun? Neuer Versuch in 2007. Fettes Line-Up, Ausweitung auf drei Tage und eine gute Location sollten den Stein noch einmal ins Rollen bringen... Ob es geklappt hat und wer dieses Jahr mit Fischvergiftung im Bett geblieben ist, lest Ihr hier:






Freitag, 24. August

Überschaubar ist das erste, was mir in den Sinn kommt, als ich das Gelände erreiche. Als Bestätigung meiner Gedanken erreicht mich im Laufe des Tages die Nachricht, dass nur ca. 7999 Leute mit mir diese drei Tage verbringen werden. O.k., dann hat man wenigstens Platz...
Und den hat man bei
Leo Can Dive zu genüge. Lediglich eine Hand voll Menschen hat es an diesem Freitagmittag auf das Festivalgelände geschafft. Schade, denn die vier Jungs aus Duisburg spielen ihren guten IndieRockPostPunk Mix mit viel Leidenschaft und erledigen ihren Job als Opener des Festivals mehr als gut.
Kurz ein paar Worte zum Gelände: Flugplatz. Gute Aufteilung. Kurze Wege. Genug Toiletten (Wasserspülung und Dixi). Genug Duschen. Grillplatz. Supermarkt. 'Ne Art Freefalltower. St. Pauli Stand. Gute Preise. Gute Besserung...


Nun zu
The Datsuns. Die Neuseeländer RetroRock Formation macht ordentlich Alarm und bekommt 'ne Menge Applaus. Und mittlerweile hört man den auch, da sich die Zuschauerzahl langsam in einen vierstelligen Bereich schraubt. Gute Stimmung, gutes Wetter, gute Songs, so kann es weitergehen.


Donots, Ibbenbüren. "Saccharine Smile"," We got the Noise", "Room with a View"," We're not gonna Take It". Um nur einige der Fakten zu nennen. Die Jungs machen ihren Job richtig gut und rocken das stetig in seiner Quantität wachsende Publikum gekonnt in den späten Nachmittag. Der Start verlief also reibungslos. Was kann dieses Fetival jetzt noch erschüttern?


Soulfly! Cavalera und seine Bande walzen schonmal den Rasen für den Rest des Wochenendes platt. Dass der Wald rund um das Gelände nach diesem beherzten und leider auch extrem routinierten Auftritt noch steht, ist wohl nur dem Können des Försters zuzurechnen. Soulfly spielen sich 45 Minuten lang durch ihre Alben und gehen gut ab. Man merkt jedoch, dass dies das ca. 90.000 Konzert von Cavalera ist und dementsprechend wirkt der Mann auf mich auch etwas zu abgeklärt. Aber besser Routine als Fischvergiftung. Auch dem Publikum war's egal und hier wurde schonmal geschaut, wie CirclePit tauglich das Gelände ist. Mir schien, als hätte der Flugplatz diesen Test bestanden.

:: Setlist Soulfly:
Babylon
Prophecy
Seek'n Strike
Roots
Jumdafuckup
Bring it
Mars
Bleed
Tree of Pain
Refuse / Resist
Arise
L.O.T.M.
Porrada
Eye for an Eye


Leider ein wenig an mir vorbeigegangen sind
International Noise Conspiracy. Was ich hörte, gefiel mir gut, und der Reaktion des Publikums nach zu urteilen hat es allen Anwesenden gefallen.


Eagles of Death Metal stehen auf dem Plan und da hier alles reibungslos läuft und es kaum eine Verzögerung gibt, stehen diese auch schnell auf der Bühne. Jesse Hughes ist wohl eine der zehn coolsten Säue auf diesem Planeten, legt er doch ein paar Posen hin, die sich mancher wohl gerne für immer ins eigene Repertoire nageln würde. Eben wegen des Nagelns.


Tja, und nun ist es also soweit. Erste Absage.
Silverchair liegen mit 'ner Fischvergiftung flach. Das enttäuscht nicht wenige Mädels und mich. Schade. Und nächstes Mal auf Tour bitte nur Wasser und Brot.


Dafür spielen
NoFX etwas länger, was den Herren mehr Gelgenheit gibt, Deutsche doof zu finden und Bands wie My Chemical Romance zu dissen. Alles in allem eher langweilig und auf Dauer auch nervig. Immer gleiche Melodien in leicht abgeänderter Reihenfolge gepaart mit Sprüchen gegen die Leute, die den Amis heute die Rosinenbrötchen bezahlen. Wem es gefällt...

:: Setlist NoFX:
1. Intro
2. Dinosaurs Will Die
3. Franco Un-American
4. Perfect Government
5. Leaving Jesusland
6. What's The Matter With Parents Today?
7. Eat The Meek
8. Louise
9. Stickin' In My Eye
10. It's My Job To Keep Punk Rock Elite
11. What Now Herb?
12. Murder The Government
13. I'm Telling Tim
14. Instant Crassic
15. Can't Get The Stink Out
16. See Her Pee
17. I Wanna Be An Alcoholic
18. Fuck The Kids
19. Juice Head
20. Radio
21. Leave It Alone
22. Seeing Double At The Triple Rock
23. The Brews
24. Straight Edge
25. Bob
26. Reeko
27. She's Nubs
28. Linoleum
29. Bottles To The Ground
30. Whoops, I OD'd
31. Kill All The White Man
32. Idiot Son Of An Asshole






Samstag, 25. August

Turbostaat legen mit "Der Frosch hat's versaut" los und weisen damit den Weg der nächsten 25 Minuten. Feinster DeutschPostPunk mit so starker Rachut-Schlagseite, dass man meinen könnte, der Jens steht da auf der Bühne. Sicher waren Flamingo und Schwan schon sehr starke Verfechter des Genres, aber Vormann Leiss legt da noch 'ne Schippe nach. Turbostaat haben gute Laune und zu dieser frühen Zeit auch schon einiges an Publikum vor der Bühne. "Harm Rochel" wird genauso gespielt wie "Schalenka, Hase". Super Start in den Tag.




Und mit
Itchy Poopzkid wird es noch besser. Der letzte Hochnebel verzieht sich schnell bevor er bei der Wall of Death mitmachen muss, die Itchy Poopzkid gerade entfesseln. Die drei Jungs sind super drauf und lassen einige Hits von "Time to Ignite" vom Stapel. Die Meute dankt es mit Applaus und Pogo. Ohne zuviel vorwegzunehmen, hier spielte gerade die viertbeste Band des Wochenendes...





Muff Potter gehören ohne Frage zu den Deutschrock Bands der Stunde. Da wo Tomte zu soft sind und Kettcar zu lange für das neue Album brauchen, legen Nagel und Co einen routinierten Auftritt hin und sorgen so für zufriedene Gesichter unter den zahlreichen Anhängern der Münsteraner. Gespielt wird ein Querschnitt aus den letzten drei Alben, wobei "Wenn, dann das hier" immer noch am besten zu gefallen weiß. Nagel's Stimme einzig gefällt mir live so gar nicht. Alles zu rau und krächzig... Bitte Honigmilch trinken vor dem Auftritt im Kamp! Danke.



Alles kann selbst der geneigte Metalcore Redakteur sich nicht ansehen, daher werden
From Autumn to Ashes nur beim Sonnenbaden erhört. Klingt gut, wenn auch sehr bekannt. Metalcore eben, wie ihn zuletzt ja viele gemacht haben. Dass die Jungs 'nen Slot um drei Uhr Nachmittags haben, verwundert mich indes schon, da mir nicht klar war, dass man hierzulande 'nen höheren Status hat als Muff Potter. Gerockt hat's jedenfalls den Kollegen und mich auch im Liegen. Nett.

:: Setlist FATA:
everything i need
on the offensive
recounts and recollections
where to draw the line
milligram smile
alive out of habit
the after dinner payback
travel
underpass tutorial
pioneers
death cult social club




Als wir zu den ersten Tönen von
Art Brut aufbrechen wollen, stellen wir entsetzt fest, dass Art Brut Blackmail Songs spielen. Und wie Blackmail klingen. Und Blackmail sind. Tausch der Slots ohne Ansage oder Ähnliches ist schon Mist. Im Nachhinein wird bekannt, dass Art Brut noch unterwegs sind und wohl ausgefallen wären, wenn Blackmail nicht eher spielen würden. Blackmail gefällt das Spiel von Art Brut nicht, und so hat der feine Herr Abay auch keine große Lust auf den Auftritt. Die Frage ist nur, ob er später besser gewesen wäre, so besoffen wie er jetzt schon war. Egal, Blackmail reißen ihre Songs runter, spielen gelangweilt und wären besser auf der Games Convention geblieben. Aber man will ja Geld verdienen und da spielt man dann halt überall und nölt am nächsten Tag wie doof das doch ist. Hätte ich die Band nicht schonmal um Längen besser gesehen, ich würde nie wieder einen Gedanken an sie verschwenden. Aber zu wissen, dass sie mehr können, schmerzt auch!




Art Brut - Top of the Pops. Soviel bleibt hängen vom Auftritt der Engländer. Für immer. Und sonst? Da mir die Band zuvor nur vom Namen her bekannt war, dachte ich eigentlich, ich bekäme mal was Unbekanntes zu hören. Doch weit gefehlt. Und das lag nicht etwa an übermässigem Airplay oder der enormen Hitdichte der Band, sondern vielmehr daran, dass die Songs alle wie bei den Arctic Monkeys klingen. Und die kenn' ich wiederum. Ich will hier nicht sagen, die Band klaut bei der Band, Gott bewahre; ich kenn mich wie schon erwähnt nicht so aus mit Art Brut. Weiß also auch nicht, wer eher da war. Was ich weiß ist jedoch, dass mir Art Brut gefallen haben, wenn auch nicht die volkommene Überzeugung eingesetzt hat. Zu beliebig und gleichförmig kam mir das alles vor.




Als
The 69 Eyes danach "Framed in Blood" spielen, kann man der Band einen gewissen Charme nicht absprechen. Doch auf diesem Festival ist der Gothic Look der Jungs nicht so passend. Es ist jetzt mittlerweile 5 Jahre her, dass ich die Band das letzte Mal gesehen habe, und es hat sich einiges verändert. So sieht man inzwischen aus wie eine Mischung aus Skid Row und HIM, und die überwiegend neuen Songs, die gespielt werden, sind kompositorisch nicht mehr auseinanderzuhalten. Eher belangloser Auftritt der Finnen, die mit 'nem Lost Boys Soundtrack Intro loslegen und ihr Set mit eben dieser Eigenkomposition beenden.




Gefallen, das ist so ein Wort, dass man bei der nächsten Band auch öfter benutzen würde, wenn man der Fotograf dieses Berichtes wäre. Bin ich aber nicht. Und ich konnte dem Auftritt von
Juliette and the Licks nichts, aber auch rein gar nichts abgewinnen. Belangloser Rock zusammen mit mittelmäßigem Gesang einer vollkommen überdrehten Schauspielerin. Frau Lewis wirft sich auf den Bühnenboden, rollt sich herum, springt und zieht Grimassen. Die Band spielt solide und post ein wenig hinter der Frontfrau hinterher. Mein Eindruck ist, dass viele der Anwesenden nur mal schauen wollen und nicht gerade euphorisch abgehen. Was soll's, auf 'nem Stadtfest, auf 'ner Umsonst und Draußen Bühne, nach 3 Bratwurst und doppelt soviel Bier sind die bestimmt super. Vielleicht aber auch nur, weil das Alternativprogramm aus 'ner Top40 Cover Band und Roland Kaiser besteht. Hier ist das Mist.




Ganz im Gegensatz zu
The Hives. Neues Outfit, neues Logo und bald auch neues Album. Von eben diesem werden vier Songs gespielt, von denen "Tick Tick Boom" am besten gefällt. Weiter gibt es die üblichen Verdächtigen wie "Hate to say i told you so", "Die Alright", "Walk Idiot Walk", "No Pun intended", "Two timing touch and broken Bones", sowie "Diabolic Scheme", welches mit dem grandiosen 'Stillhaltepart' versehen ist, den man auch schon auf der letzten Tour bewundern durfte. Der Rest der Hives Show ist hinlänglich bekannt, zelebriert man das Ganze doch schon seit den Anfangstagen. Selbsthuldigung, Nötigung zur Fremdhuldigung, Rotzen, Cool gucken, debil gucken, posen posen posen und abgehen wie auf Speed. Rundum gelungener Auftritt der Schweden, aber bitte beim nächsten Mal weniger unbekannte Songs dafür, "B is for Brutus".




"This is how it goes". Ich kann mich wieder nicht halten. Dieser Song, von diesem hammer Debütalbum, geht live so ab. Wahnsinn.
Billy Talent rocken derb drauflos und reissen alle mit. Sogar mich. "Devil in a midnight mass". Ich schlaf gleich ein. Dieser Song von diesem vollig überbewerteten Album, langweilt mich auf Anhieb. Billy Talent. Zweiter Versuch. Wieder gescheitert. Wie schon auf der Tour macht auch hier Sänger Benjamin Kowalewicz auf mich den Eindruck eines krächzenden Nichtsnutz. Wie gut die auf Platte sind, besonders auf der ersten, und wie langweilig live... Wie kann das sein? Alle anderen finden die gut... Mich rockt das nicht. Erst "Line and Sinker" läßt mich wieder Kopfnicken. Überbewertete Band mit langweiliger Live Präsenz.

:: Setlist Billy Talent:
This Is How It Goes
Devil In A Midnight Mass
This Suffering
Line & Sinker
Navy Song
Worker Bees
The Ex
Surrender
River Below
Where Is The Line?
Pins And Needles
Perfect World
Sympathy
Try Honesty
---------------
Fallen Leaves
Red Flag




Nach den ersten zwei Tagen lässt sich also sagen, dass die Veranstalter dieses Jahr wohl ins Schwarze getroffen und ein sehr gemütliches, noch recht kleines Festival aus dem Bodem gestampft haben. Aber noch liegt alle Hoffnung auf dem morgigen Tag. Dann nämlich werden die allmächtigen
Tool dieses Billing noch vollenden und alles Vorangegangene in den Schatten ihrer Live Show stellen. Hoffe ich...






Sonntag, 26.August

Da
Boozed ihren Auftritt leider abgesagt haben und mir The Draft (HotWaterMusic hin oder her) und The Films am Arsch vorbei gehen, beginnt der Sonntag für mich und meine Begleiter erst um 14:00 Uhr in Bielefeld. Abfahrt. Auf der CD: Sparta, ...trail of dead und Tool Tool Tool. So geht es los und wir sind unnötigerweise noch zu den beiden letzten Songs von Jingo de Lunch wieder auf dem Gelände. Unnötig ist ohnehin ein Wort, welches charakteristischer für diese Band nicht sein könnte. Da hat man mal irgendwann eine Scheibe gemacht, die ein paar Leuten gefallen hat, wird zum Kult aufgewertet und macht 'ne Reunion. So ein Blödsinn. Die Hähne von damals interressiert heute doch eh nur noch der BAT und nicht mehr die Ideale von früher. Ein paar ganz Junggebliebene sehen sich den Unfug an, und Sängerin Yvonne gibt sich den Rest des Tages voll publikumsnah und dödelt über's Gelände ohne auch nur einmal angesprochen zu werden. Was dagegen bei der Autogrammstunde von The Films los ist, ist schon Wahnsinn. Warum wollen alle, dass ein paar Kinder auf 'nem weißen Blatt Papier unterschreiben??? Selbst wenn man 'nen Waschmaschinenkaufvertrag noch drüberlegen würde, der wäre ohne Einverständnis der Eltern gar nicht gültig...




Egal, jetzt ist
Madsen. Und die haben wohl mit mehr gerechnet. Mehr Menschen, mehr Krach, mehr wasweißdennich. Trotzdem ist FrontMadsen Sebastian gut drauf und macht Späßchen und Grimassen. Die Band lässt sich feiern und gibt ein paar nette Cover Einlagen zum besten. Stimmung steigt stetig und am Ende sind alle zufrieden. Das war jetzt das fünfte Mal, dass ich die Jungs sehe und mal vom Auftritt auf dem Eulenfest abgesehen (ausser Konkurrenz, da Alternativprogramm siehe oben) waren sie nie besser.

:: Setlist Madsen:
Intro
Ein Sturm
Diese Kinder
Immer Mehr/Ain't Nothing Like The Real Thing Baby (Marvin Gaye)
Goodbye Logik
Fighting All Over The World (oder so, von wem war das gecovert?)
Vielleicht
99 Problems (Jay-Z)
Panik
Die Perfektion
Du schreibst Geschichte





Nun aber...
Sparta. Die At the drive in Splittergruppe hat sich im Gegensatz zu The Mars Volta vorgenommen, mal endlich innerhalb von 4 Minuten auf den Punkt zu kommen. Und sie schaffen das und lassen trotzdem kein bißchen Genialität auf der Strecke liegen. Sehr gute Band mit gutem Publikumszuspruch. Am Bühnenrand tummeln sich Musiker von Madsen, Trail of dead, The Films und so weiter und Sparta lassen keinen der Fans im Regen stehen. Man spielt sich durch den kleinen aber feinen Backkatalog und hat lediglich mit ein paar Soundproblemen zu kämpfen. Doch der Überhit "Taking back Control" lässt mich fröhlich lächelnd über das Gelände streifen.




Die Spannung steigt weiter und als nächstes wird die Bühne voll. Zwei Keyboards, zwei Schlagzeuge. Man weiß nie, was einen erwartet, wenn
and you will know us by the trail of dead auf die Bühne gehen. Heute erwartet die zahlreichen und abfeiernden Fans ein sehr tight gespieltes Set, welches auf alte Songs wie "It was there when i saw you" sowie neue wie "Naked Sun" zurückgreift. Höhepunkte sind aber ganz klar die Kracher von "Worlds Apart" (weiß hier eigentlich einer wovon ich rede???). "Will you smile again", "The Rest will follow" und "Caterwaul" sind einfach so große Songs, dass man froh sein kann, wenn man nicht wahnsinnig wird beim Auftritt der Texaner. Eine genaue Zahl Bandmitglieder kann man heute wieder nicht nennen, weil hier ständig Instrumente gewechselt werden und der Roadie auch gerne mal über die Bühne tanzt und die Leute anfeuert. Am Schluss fällt nur ein Keyboard um. Alles andere bleibt heile und ich sage DANKE nach Texas für die Rettung der Rockmusik.



Mando Diao fangen später an und hören dafür eher auf. Sie streiten sich Gerüchten zufolge auf der Bühne und sind arrogant. Sie rocken. Mit zwei Hits. Der Rest: langweilig. Rock für kleine Mädchen und solche, die es werden wollen.



Alles hängt im Leben von einer Erfahrung ab. Soll ich den
Tool Teil so beginnen? Dann wird das hier mehr Blog als Bericht. Ich mach es mal einfach, da ich eh mal vermute, dass der Großteil unserer Leser kein Verständnis für eine ausführliche Beschreibung meiner Gefühlswelt während des Auftritts von Tool haben wird. Daher das Wichtigste in aller Kürze.
Der Sound ist laut, lauter als bei allen Bands zuvor. Jedoch muss man sagen, dass nach kleineren Problemen mit Gitarre und Gesang beim Opener "Jambi" beim zweiten Song "Stinkfist" alles perfekt über das Gelände verteilt wird. Jenes ist nun zum ersten Mal an diesem Wochenende richtig gut gefüllt und man hat den Eindruck, Teil von etwas Größerem zu sein. "Stinkfist" wird in der extended Version gespielt und überzeugt mit großer Bildgewalt völlig. Diese Bildgewalt wird auf vier große Leinwände am hinteren Teil der Bühne projeziert und findet Unterstützung in der perfekt, weil ewig lange eingestellt, abgestimmten Lightshow. Weiter gehts mit dem Klassiker "46&2". Und alles bleibt so großartig und perfekt, dass ich kaum genug Superlative finde. "Schism" wird danach auch in einer ext. Version gespielt und gerade der schnelle Zusatzpart hat es in sich. Es folgt mit "Rosetta Stoned" ein fast 15 Minuten MultimediaOverkill, der für die Passagiere des Sportflugzeugs über uns wie eine Massengehirnwäsche aussehen muss. Das älteste Stück der Show ist heute "Flood". War es letztes Jahr erst "Sober" (Hamburg Juni) dann "Swamp Song" (Oberhausen Dezember), wurde "Flood" nun schon auf dem M'era Luna und jetzt auch hier präsentiert. Die Nebelmaschinen geben alles beim darauffolgenden Beginn von "Lateralus", welches um ein Drumsolo kurz vor Schluß erweitert wurde. Denn nun wird es Zeit für die Lasershow. Ich dreh durch und alle anderen die Köpfe in alle Richtungen. Man weiß gar nicht, wo man vor lauter Stimulation zuerst hinblicken soll. Nur Maynard bleibt ein Schatten auf der Bühne. Nicht einmal kann man sein Gesicht sehen und bis auf kurze Ansagen ist er einfach nur die Stimme der Götter. Justin und Adam sind ebenso über jeden Zweifel erhaben, wie der auch an diesem Abend herausragende Danny. Nach dem folgenden "Viciarious" ist Schluß. Besser kann ein Festival nicht enden. Nie mehr. Es sei denn, Tool spielen wieder als allerletzte Band. Dann, vielleicht.

:: Setlist Tool:
Jambi
Stinkfist Ext.
46&2
Schism Ext.
Rosetta Stoned
Flood
Lateralus Ext.
Vicarious



Meinen Glückwunsch an die Veranstalter für ein hervorragend organisiertes und auch preislich angenehmes Festival. Ich hoffe, dass wir das Area4 auch in den nächsten Jahren in diesem Umfeld und auf diesem perfekten Gelände genießen dürfen. Wer nicht da war, hat auf jeden Fall das Festivalhighlight des Jahres verpasst.


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