3. Batcafe Festival - Halloweeen Special 27.10.

Der ganze Abend startete schon mit Irrungen und Wirrungen. War ja auf Homepage (www.batcafe.de) und auch auf den Flyern der Einlass für 21 Uhr angegeben, so bekamen wir recht kurzfristig einen Anruf aus Hannover, dass New Days Delay schon um neun auftreten sollten. Also nur das Aufmotzsparprogramm durchgeführt und die nötigen Reste im Auto vollbracht. Der Autobahngott war uns sogar hold und so kamen wir dann auch ohne nennenswerte Zwischenfälle in Hannover an. Doch dann haben wir einen großen Fehler begangen. Wir haben der Wegbeschreibung der Internetseite vertraut. Böser Fehler, wirklich ein sehr böser Fehler. Als wir dann beim Flughafen rauskamen, dachten wir uns schon fast, dass es nicht richtig sein könnte. Aber irgendwann kamen wir doch an und fanden uns auf einem Hinterhofgelände wieder, dass den Namen Underground noch echt verdient. Wie einst der Haverkamp, nur in schöner. Eine wirklich mehr als nette und passende Örtlichkeit für dieses Festival. Doch eine weitere Überraschung: Außer uns waren doch tatsächlich ungefähr zehn Leute da. Das sah dann wohl auch der Veranstalter ein und gab New Days Delay noch etwas Aufschub. Also lungerten wir noch etwas rum, bevor dann endlich so viele Menschen vor Ort waren, dass der Begriff Publikum auch irgendwie gerechtfertigt war.



NEW DAYS DELAY

Ich hatte ja zugegebenermaßen ein wenig Angst vor diesem Konzert. Ich höre diese Band wirklich schon seit Jahren mit sehr viel Begeisterung. Doch der Ruf, der der Band bezüglich ihrer Live-Qualitäten anhaftet, machte mich doch etwas nervös. Ein schlechter Live-Auftritt kann einem ja durchaus die Musik einer Band für alle Zeiten verleiden. Und das wäre ja doch schade gewesen. Aber meine Bedenken zerstreuten sich relativ schnell. Grade Insa, die ja doch bei bisher gelesenen Konzertkritiken immer eher schlecht weg kam, quäkte so wunderbar ins Mikro, dass es eine wahre Lust war. So sollte sich Frauengesang im Death Rock anhören. Auch der Rest der Band legte eine solche Spielfreude an den Tag, dass die Begeisterung sehr schnell auf das Publikum überschwappt, welches dann auch sehr schnell das Tanzbein mitschwang. Ein sehr überschwänglicher Fan konnte sich gar nicht mehr halten und machte sogar einige begeisterte Radschläge vor der Bühne. Das nenne ich Einsatz. Als dann auch noch mit "Vermutlich hysterisch" mein absoluter NDD-Lieblingssong gespielt wurde, war meine Welt ein bisschen rosaner und ich sehr zufrieden.



GHOST OF LEMORA

Nach dem New Days Delay-Auftritt dann eine weitere Überraschung: Nicht Ghost of Lemora waren die Headliner, sondern The Essence. Man konnte regelrecht die Fragezeichen über den einzelnen Köpfen sehen, waren doch ein Großteil der Zuschauer (wie auch ich) nur wegen Ghost of Lemora hier, die immerhin ihren ersten Deutschland-Auftritt hinlegten.
Doch der Saal war mittlerweile gut gefüllt und die Stimmung sehr gut. Das Publikum war an diesem Abend eh sehr angenehm und nett. Die meisten eher die Old-School-Fraktion und ich habe seit Jahren das erste Mal wieder einen Tellerträger gesehen. (Ich dachte ja schon eigentlich, die wären ausgestorben, aber Todgesagte leben eben doch länger. )
Als Ghost of Lemora dann auch endlich auf die Bühne kamen, war das Publikum schon hin und weg. Gleich beim ersten Lied tummelten sich die Tänzer vor der Bühne und hatten offensichtlich ihren Spaß. Musikalisch war das Auftritt auch super gut. Ich hatte ja etwas bedenken, dass der Rest eher so in Belanglosigkeit abgleitet, wie das ja doch häufig bei "One-Hit-Wonder-Goth-Rock-Bands" ist. Aber Ghost of Lemora scheinen keine dieser Bands zu werden. Die Spielfreude dieser Band war einfach nur super ansteckend. Der Sänger ( der im übrigen verteufelte Ähnlichkeit mit dem Säner der Boomtown Rat hatte) sprang und hupfte über die Bühne und sang sich die Seele aus dem Leib. Seine etwas merkwürdige Mikrofonhaltung hätte ihn sogar fast das Leben gekostet. Man sollte sich aber auch nicht unbedingt das Mikrokabel um den Hals legen und dann mit dem Mikro rumwirbeln. So was kann böse ins Auge gehen. Auf jeden fall war es ein sehr gelungener und begeisternder Auftritt, der mit "Dread the day" einen gelungenes Ende fand.



THE ESSENCE
Als letzte des Abends: die vermeintlichen Headliner The Essence.
Vermeintlich, weil ein guter Teil des Publikums den Saal schon nach Ghost of Lemora verlassen hatte. Somit war es wieder um einiges leerer. Irgendwie wollte diese Band aber auch nicht in das Konzept des Abends passen. Waren alle anderen Bands vorher noch zum letzten Check selber auf der Bühne, so wurde hier alles von einem "Roadie" gemacht. Irgendwie fehlte hier das charmante "Zum-Anfassen", was die beiden Bands vorher auch so sympathisch gemacht hatte. Irgendwie wirkte das alles zu professionell. Und so blieb auch das ganze Konzert. Hatte mich vorher hauptsächlich die Spielfreude der anderen Bands begeistert, so hatte ich hier eher das Gefühl, dass The Essence nur ihre Playlist runterduddelten. Irgendwie fehlte da etwas. Musikalisch war das ganze zwar einwandfrei, aber für mich konnte sich die Cure-Cover-Band nicht genug vom Original lösen und so war das ganze nur ein netter Cure-Cover-Auftritt ohne große, eigene Ideen. Eigentlich schade.



Aber so im Großen und Ganzen hat der Abend mir wirklich sehr gut gefallen. Die Location war richtig nett und die ganze Atmosphäre und Stimmung war einfach fantastisch. Schade, dass wir auf der Party am Schluss schon so zeitig los mussten, denn die war musikalisch gesehen eine wahre Freude. Als einzigstes Manko bleibt nur der Kuddelmuddel mit dem Einlass. Wenn man schon mit 21 Uhr flyert und das auch so auf der Homepage steht, dann sollte man doch bitte auch tunlichst dabei bleiben und ein bisschen an die armen Mädels denken, die sich dann ihre Wimperntusche bei 180km/h irgendwo auf der A2 draufschmieren müssen. (miria)