21. OPEN FLAIR - Eschwege Werdchen 12.08.-14.08.2005

Wir wollten in diesem Jahr einmal richtig rocken und da uns das Angebot auf den sonstigen Gothic -und Metalfestivals nicht dazu animieren wollte, machten wir uns auf nach Eschwege. Dort angekommen konnten wir uns davon überzeugen, dass das "Open Flair" seinen Namen zurecht trägt: Uns erwartete ein kleines Fachwerkhäuserstädtchen, mittendrin die Werra und ringsherum bergiges Gelände, auf denen diverse alte Bauten zu erblicken waren. Mittendrin lag das Festivalgelände und nicht weit davon entfernt die Zeltplätze.
Aufgrund des Wetters entschlossen wir uns allerdings, den Wohnwagen auf dem richtigen Campingplatz zu parken, der auch nicht viel weiter entfernt ist und neben dem ein Baggersee liegt, der bei besserem Wetter umsonst genutzt werden kann. (carolin)


www.open-flair.de


FREITAG
Nachdem der Wohnwagen mit dem Sonnendach bestückt war (welches uns allerdings eher als Regenschutz diente) und die extra besorgten Flaggen gehisst waren, ging es los, das Festivalgelände zu erkunden.
TELE spielten gerade auf der großen Bühne und zogen die ersten Zuschauer an. Gerockt werden konnte hier natürlich nicht richtig, da sie wohl doch eher ins Gitarrenpop-Genre einzureihen sind. Mir ging es wie bei dem ersten Mal als ich TELE live gesehen habe: ich habe nach spätestens zwei Liedern einfach nicht mehr zugehört.


Mit ANGELIKA EXPRESS erging es mir ähnlich, allerdings haben wir sie auch nur vom Campingplatz aus gehört, weil mittlerweile der Hunger überhand genommen hatte und man gestärkt in den folgenden Abend gehen wollte (hier noch mal vielen dank an die Leute aus Bad Hersfeld, die uns freundlicherweise auf ihrem Grill grillen ließen!).


Wieder am Festivalgelände angekommen, versuchten JULI gerade die Stimmung anzuheizen. Diese wollte allerdings nicht richtig aufkommen. Ob es nun am einsetzenden Regen lag oder daran, das Sängerin Eva live nur selten einen Ton trifft, sei dahin gestellt. Ich brauchte doch etwas länger, bis ich "Die perfekte Welle" überhaupt erkennen konnte und fragte mich, warum die Leute unbedingt eine Zugabe wollten. Kommentar von der männlichen Seite: "Naja, wenigstens ist sie hübsch anzuschauen." Versteht mich nicht falsch, ich kann mir JULI gut im Radio anhören, aber live war das wirklich nicht mein Fall.



Nun betraten SUCH A SURGE die Freibühne (nebenbei bemerkt: die Bühne lag in einem kleinen Baumkreis... mit sehr viel "Flair") und nach dem Intro hinter einem Vorhang, der von Lichtkreisen beleuchtet wurde, rockte sofort der gesamte Platz. Die mittlerweile etwas älter gewordenen Herrschaften waren wohl selber überrascht, dass sie noch so viele Leute zum Springen, Pogen, Tanzen etc. bringen können. Bei einem gut gewählten Mix aus Liedern von der neuen Scheibe "Alpha" und alten "Klassikern" wie "Jetzt ist gut", "Schatten" oder "Silversurger" blieb hier keine Achsel trocken. Spätestens bei "Alles muß raus" ließ sich auch der letzte Zuschauer zum "Mitsingen" überreden.


Nach diesem großartigen Gig wollte es uns erst nicht richtig gelingen, die richtige Stimmung für FARIN URLAUB zu gewinnen. Aber natürlich schaffte es Farin zusammen mit seinem Racing Team, wie immer, uns in seinen Bann zu ziehen. Wenn wir bei Liedern wie "Mehr" und "Wie ich den Marilyn-Manson-Ähnlichkeitswettbewerb verlor" noch etwas ruhiger waren, so war die Stimmung spätestens bei "Porzellan" und natürlich bei "Springen" wieder obenauf. Wenn ca.15000 Menschen gemeinsam hüpfen, kann man gar nichts anderes machen, als Spaß zu haben. So wurde dann auch bei etwas unbekannteren Lieder begeistert vom Publikum mitgeklatscht, "Robärt" (der Mann mit der Trompete) besungen und Farin, dem selbsternannten Halbgott, gehuldigt, wie er es verlangte.


Nach eineinhalb Stunden (incl. Zugabe) hüpfen, mitsingen und Laolawellen mitgestalten waren wir dann völlig kaputt! Deswegen haben wir uns MIA nur auf dem Rückweg nebenbei angehört. Die Stimmung war sehr gut und bei "Hungriges Herz" haben die Zuschauer so laut gesungen, dass man auf dem Campingplatz nichts mehr von der Musik hören konnte. So entschlummerten wir zu den letzten Klängen aus den Boxen des netten Nachbarn vom Campingplatz, um fit in den neuen Tag zu starten.


SAMSTAG
Nach einem ausgiebigen Duschgang und einem ausgiebigen Frühstück starteten wir gut gelaunt in den zweiten Festivaltag, an dem uns auch das Wetter wohl gesonnen war und der Himmel die Schleusen netterweise zuließ.


Am Festivalgelände gaben gerade FLYSWATTER ihr Bestes, um die wenigen Zuschauer, die sich um diese frühe Zeit schon vor der Bühne befanden, aufzuwecken. Es gelang ihnen recht gut, wir konnten uns dennoch nicht sehr lange mit ihnen beschäftigen, da die Vorfreude auf die nächste Band unsere ganze Aufmerksamkeit forderte. Da auf der Bühne schon das legendäre Kennzeichen, das Foto und der Hut positioniert waren, wurden schon früh gute Plätze eingenommen, was nicht schwer viel, da sich dort nur ca. hundert Leute aufhielten.



Doch das sollte sich schnell ändern, als EL*KE die Bühne betraten und die Menge rockend anzog. Schon recht früh wurden die Singles "Adrenalin" und "Dach" gespielt, die Menge tobte, die Seiten der Gitarre rissen seitenweise (während des Konzerts rissen fünf von ihnen!!!) und EL*KE schienen selbst erstaunt zu sein, wie gut alle mitsingen konnten, obwohl ihre CD " Wilder Westen" erst am Montag vorher erschienen ist. Egal ob schnellere Stücke wie "Verboten Scheißegal" oder ruhigere Stücke wie "Elke sein" gespielt wurden, die Band wurde frenetisch gefeiert. Als Zugabe wurde so auch mit dem Kommentar vom Sänger: "Weil es einfach so gut passt." einfach noch einmal "Ihr seid so geil" gespielt und somit waren Publikum wie auch die Band mehr als zufrieden.


Zu begeistert, um uns zu diesem Zeitpunkt noch eine Band anzuschauen, gingen wir zurück zum Camingplatz, gönnten uns ein wenig Ruhe zu den ruhigen Liedern von VIRGINIA JETZT! und holten ein wenig Luft für den Abend.



Als nächste Band stand EXILIA auf dem Programm und wie immer zog Sängerin Mascha die "Pommesgabeln" magisch in die Höhe (sogar die eines kleinen Mädchens, vielleicht sieben Jahre alt, welches während des ganzen Konzerts auf Papas Schultern brav die bekannten Finger in die Höhe hielt). Der Mob grölte die Singles "Coincidence", "Can't break me down" und "Stop playing god" natürlich am lautesten mit, aber auch der Rest des Debutalbums "Unleashed" wurde nicht vernachlässigt. Als Bonbon gab es dann noch einen Vorgeschmack auf das neue Album, welches im Januar 2006 erscheinen soll und ein "Enter Sandman"-Coverstück. Bis dahin waren alle zufrieden, anstrengend wurde dann nur die bestimmt zehnminütige Verabschiedung und Bandmitgliederlobhudelei von Mascha, da es der letzte Deutschlandauftritt in diesem Jahr sein sollte. Bei einer Gesamtspielzeit von einer Stunde war das dann doch etwas übertrieben.


Nun betrat eine Legende die Hauptbühne, die TOY DOLLS luden zu ihrer Abschiedstour (oder doch nicht ?) ein, das passende Intro: "The Final Countdown" von Europe erklang, diverse Witze über das Alter und Verabschiedungen wurden gemacht und der Punk war einfach los. Nach kurzer Zeit wurden die Bierbäuche präsentiert und auch wenn ich kaum Lieder von den TOY DOLLS kenne, habe ich mich ständig beim Mitwippen ertappt. Zum Schluß wurden dann auch noch die zwei Klassiker "Nellie, the elephant" und "Yul Brunner was a skinhead" zum Besten gegeben und alle Punks und Nicht-Punks waren perfekt auf die Hosen vorbereitet.



Doch während wohl die Panik einen guten Platz zu ergattern vor der Hauptbühne losging, freuten wir uns viel mehr über die nächste Band auf der kleinen Bühne. Während manch einer noch verwirrt geguckt hat, als die ersten "Scheißkapelle"-Rufe erklangen, klärten BOPPIN'B nach dem ersten Lied auch die Unwissenden gleich auf, dass sie genau diesen Ruf immer wieder nach der Frage "Do you feel alright?" hören wollen und spielten daraufhin natürlich den gleichnamigen Song. Ab nun hieß es nur noch "Rock'n'Roll" und bei Covern von Sascha, Tom Jones, den Bee Gees etc. blieb nun keine Hüfte mehr ruhig und selbst der letzte Tanzmuffel musste sich irgendwie bewegen. Neben den hauptsächlich von der "Bop around the pop" stammenden Songs faszinierte aber wie immer mehr die Bühnenshow. Frankie (Saxophon) stand wie immer mit Michael (Sänger) spielerisch in Konkurrenz, während Didi mit seinem Kontrabass diverse "Stunts" vollbrachte und z.B. weiterspielte, während er auf seinem Kontrabass stand, unter ihm lag, oder zusammen mit Frank den Gitarristen Golo auf den Schultern trug, während alle Drei weiterspielten.´Spätestens jetzt rief auch der letzte begeistert "Scheißkapelle" und egal, welche Musikrichtung man sonst bevorzugt, diese fünf Jungs muß man einfach lieben!!!



Und schon waren wir beim absoluten Headliner des Tages angelangt. Die T-Shirts von ungefähr einem Drittel der Festivalbesucher zeigten auch dem letzten Unwissenden, wer an diesem Tag das Sagen hatte: DIE TOTEN HOSEN betraten die Bühne und sofort wurden Fahnen geschwenkt, die Jim Beam-Luftgitarren ausgepackt und wer beides nicht zur Hand hatte, hat einfach seine Stimme benutzt, um sich als Hosen-Fan zu outen. Es wurde ein regelrechter "Best Of"-Mix gespielt mit Liedern wie "1000 gute Gründe", "Hier kommt Alex", "Bayern", "Friss oder Stirb", "Schön sein", um nur einige zu nennen. Auch die Politik durfte nicht fehlen und Campino wetterte gegen Herrn Stoiber und seine Bayernliebe, worauf die Junge Union relativ schnell ihren vorhandenen Wahlstand für diesen Abend geschlossen hat. Nach eineinhalb Stunden gab es noch eine Zugabe mit "Bonnie und Clyde" und "Alles aus Liebe" und das anschließende fünfzehnminütige Feuerwerk machte diesen Abend schon fast perfekt.


Aber ein wenig mehr Spaß durfte noch sein und so durften wir noch den Auftritt der MONSTERS OF LIEDERMACHING genießen. Die sechs Jungs fühlen sich dazu berufen, die Welt von der spießigen Vorstellung über Liedermacher zu befreien - und das ist ihnen wirklich mehr als gelungen. Zuerst klampfte Burger das Schröders-Lied "Tot in der Nordsee", die eingefleischten Fans tobten und die Stimmung ließ auch bei den Liedern der anderen nicht nach. Mein Favorit ist immer noch der "Flotte Totte" der mit dem "Lied über Türen" oder mit "Ich brauch 'nen Döner" bestimmt auch noch einige neue Freunde an diesem Abend gewonnen hat. Aber auch "Frische Mische" und Rüdiger ?????????????????? versüßten uns die folgende Stunde und bescherten reichlich Bauchmuskelkater.


Ein rundum gelungener Tag und wir schliefen mit dem festen Vorsatz ein, am nächsten Tag auch mal das Kleinkunstzelt zu inspizieren, wozu wir bis dahin noch gar nicht gekommen sind.


SONNTAG
Das Erwachen an diesem Tag war mehr als unschön, denn es goss in Strömen, wir mussten um zwölf Uhr vom Campingplatz verschwunden sein und hatten die nächste Zeit erstmal damit zu tun, uns mit Kaffee wach und alle Sachen einigermaßen trocken in den Wohnwagen zu bekommen.


So sind wir auch erst gegen dreizehn Uhr auf dem Festivalgelände angekommen, haben uns noch einen Kaffee gegönnt und THE JIGS von einer Bierzeltbank aus beobachten können. Diese bemühten sich deutlich, die verkaterten Zuschauer ein wenig zum Rocken zu bewegen und in Ansätzen gelang ihnen das auch. Musik und Gesang erinnerten ein wenig an Mando Diao und für diese Uhrzeit war das ein durchaus akzeptabler Auftritt.


Nun wollten wir eigentlich endlich unserem Vorsatz folgen und Hennes Bender im Kleinkunstzelt anschauen. Leider hatten so viele Leute vor uns die gleiche Idee, das das Zelt schon aus allen Nähten quoll und die Luft unerträglich war, bevor er überhaupt angefangen hatte. Da aber nicht viele wieder aus dem Zelt heraus kamen, scheint es wohl gut gewesen zu sein.


So mussten wir uns anderweitig die Zeit vertreiben, bis endlich MADSEN die Hauptbühne betraten. Leider gab es sofort Probleme mit der Gitarre, was dazu führte, das der Gitarrist Johannes auch noch den Rest seiner eh schon sehr wenig vorhandenen Gesichtsfarbe verlor. Nichts hat geholfen, so das Sänger Sebastian kurzerhand "Im Dunkeln" allein spielte. Danach war dann auch die zweite Gitarre wieder konzerttauglich angeschlossen und MADSEN spielten fast ihr gesamtes Album, wobei die Singles "Immer mehr" und "Die Perfektion" auch hier am meisten Stimmung hervorriefen. Auch wenn im Refrain von "Unsichtbar" live deutlich weniger Druck herrscht als auf CD, wurde lauthals mitgesungen und das Publikum war für einen verregneten Sonntagnachmittag erstaunlich gut gelaunt. Auch das neue Stück "Happy End" wurde präsentiert und nach der Zugabe "Shoppen gehen" gingen auch Madsen gut gelaunt von der Bühne, obwohl sie vorher noch aussahen, als hätten sie die letzten drei Wochen durchgefeiert.


Was für andere der Startschuß sein sollte, war für uns der Schlusspfiff... der Regen wurde immer stärker und die Aussicht noch fünfeinhalb Stunden im Regen auf OOMPH! Zu warten, war nicht sehr verlockend. Ich denke, sie und auch SILBERMOND hatten einen schweren Stand bei dem Wetter und bei den vorangegangenen Tagen, aber auf diversen Bildern hat man gesehen, dass die Leute auch hier noch zahlreich gefeiert haben und 'ne Menge Spaß hatten!


FAZIT

Abschließend bleibt mir nur noch einmal, zu sagen, dass das Open Flair wirklich ein sehr gelungenes Festival ist, und dass es sehr erstaunlich ist, dass es schon das 21. Mal stattgefunden hat. Dieses Jahr war aber das erste, in dem es mit 15.000 Besuchern ausverkauft war, was wohl dem guten Billing zu verdanken war, das selbst uns überzeugt hat, nicht zum zeitgleich stattfindenden M'era Luna zu fahren.
Ein Festival mit dem Hauch von Volksfestcharakter dank Kinderprogramm, Kleinkunst und Feuerwerk ist eine gute Idee und ich freue mich schon sehr auf das nächste Jahr!