CASTLE ROCK 5 - Mülheim 03.07.04

Das Castle Rock geht in die fünfte Runde und wie in den Jahren zuvor prangte seit zwei Monaten "AUSVERKAUFT" auf der Internetseite. Erneut bot man ein ausgewogenes Programm zwischen Mittelalter, Gothic, Dark Pop und Metal.






Nachdem wir kurz vor Beginn den Schlosshof betraten, hieß es erst mal das erste Unwetter schadlos zu überstehen, welches sich dann pünktlich zum Beginn des Openers THE CASCADES verzogen hatte. Die Berliner nutzten die 30 Minuten Spielzeit um ihre neue, dritte CD vorzustellen. Bereits bei "Spells and Ceramonies" wurde deutlich, dass man live die Saiten etwas energischer spielte. Es folgten "Sea of Love" und "Revolution come" bevor man mit dem etwas elektronischeren "Hexeneinmaleins" einen Text von Goethe intonierte. Der bereits zu Beginn recht gut gefüllte Burghof ließ die ersten Tanzeinlagen offenbaren. Mit "dissapointed" beendete die Band einen gelungen Auftritt, der natürlich ein wenig zu kurz geriet.





Die vom Papier her vermeintlich härteste, weil metallischste Band des Tages war ADORNED BROOD. Ihre Art des Folk Metal schien dann auch nicht bei allen Besuchern auf Gefallen zu stossen, war doch die Musik stellenweise recht hart und der männliche Gesang auch mit Black Metal Kreisch Vocals belegt. Da wusste man auch gleich, wo die Wurzeln der Band liegen, die es aber auch durchaus versteht, schöne Melodien und eine schöne, folkige Atmosphäre hervorzuzaubern - passend zum Ambiente des heutigen Veranstaltungsortes. Immer wieder auflockernd waren Flötenspiel und weiblicher Gesang zwischen hart angeschlagenen Saiten. Ein Spiel der Gegensätze, die diese Band immer wieder gut unter einen Hut bringt. Die Fans der Band, die in den vorderen Reihen kräftig Stimmung machten, freuten sich vor allem über die neuen Songs "Felidae" und "Der Sandmann", aber auch über altes Material in Form von "Erdenkraft" oder dem "Totenmarsch".




Nachdem ADORNED BROOD die Stimmung kräftig angeheizt hatte wurde es mit dem Kammerorchester CHAMBER ein wenig besinnlicher. Im Mittelpunkt stand der Österreicher Max, welcher nicht nur mit seiner betörenden Stimme und dem eindringlichen Akustik-Gitarren-Spiel überzeugte. Er besitzt auch Witz, welchen er immer wieder in seinen Ansprachen herausließ. Das Teile der Band 10 Stunden zuvor noch in Istanbul auf der Bühne standen, merkte man keinen Moment. Und auch die Wirren des Wetters konnten die Combo nicht stören.





Die betörenden Klänge von Chamber waren gerade beendet, da lugte auch schon wieder die Sonne hinter den Wolken hervor und begrüßte die MA-Elektro-Rocker von SALTATIO MORTIS. Die Band hat sich mittlerweile von einer spaßigen Mittelalter-Combo für familiäre Mittelaltermärkten zu einer spieltechnisch und songwriterischen auf höchsten Niveau stehenden Band entwickelt. Zwar steht der Witz immer noch auf der Bühne, aber vor allem textlich hat man eine ernste Komponente hinzugewonnen, was Songs wie "Heuchler" oder "falsche Freunde" beweisen. Beim ersterem wurde heuer Bush darauf hingewiesen, dass die Zeit der Kreuzzüge eigentlich vorbei sei. Auf die übliche derbe Konversation zwischen Mümmelmann und Lästerbalg musste bei "Hör die Trommeln" und "Tanz" noch verzichtet werden, die verbrachte Lästerbalg nämlich zurückhaltend hinterm Key. Doch danach lieferten sich die beiden wieder ihren humoresken Disput, welcher vom Publikum mit lauten "Schweinskram-Rufen" begleitet wurde. Einen Ausflug in die Kindheit gab es erneut mit der Interpretation von "eine Insel" (Augsburger Puppenkiste), leider wurde dieser Song erneut rein Instrumental geboten. Bis auf eine Ausnahme beschränkte sich die Band auf die beiden modernen Alben, die mit verspielter Elektronik glänzen und mit eindringlichen Ohrwurm-Refrains ausgestattet sind. Auch Feuer und Pyro Technik dürften nicht fehlen.





ASP lieferte erneut eine begeisternde Show ab. Wie Nosferatu höchstpersönlich betrat er die Bühne und sorgte mit dem Opener "We where Shadows" gleich für ausgelassene Stimmung im Publikum. Nicht zuletzt sein spitzbübisches Lächeln macht den Frontmann sympathisch, er besitzt trotz seinem extravaganten Aussehen, welches er wie immer mit einem Sexy-Talar unterstrich, etwas liebevolles. Angesichts der immer energischer werdenden Stimmung lief er dann auch zur Höchstform, wälzte sich auf dem Boden und sang sich die Seele aus dem Leib. Zwischen den Stücken liess er immer kurze Ansagen oder ein verschmitztes Danke ertönen. Der Klassiker "Sing child" wurde ebenso wohlwollend aufgenommen, wie die neuen Stücke. Insgesamt war es ein Best Of Programm, welcher sämtliche Hits der Band beherbergte und mit "Ich will brennen" in einem finale Furioso gipfelte.





DIARY OF DREAMS hatten ein schweres Zepter zu übernehmen. Und leider waren sie nicht in der Lage, die Stimmung zu halten. Zu emotionslos waren die Songs dargeboten. Für mich war es das 5. DOD Konzert innerhalb von 14 Monaten und die Band spielte zum xten Mal das gleiche Programm. Mehr kann man natürlich auch bei einer Spielzeit von knapp unter einer Stunde nicht verlangen. So zog ich mich an dem perfekt intonierten "Traumtänzer" hoch, bei dem Adrian mit traurigem Gesicht fast in Melancholie versunkener Statik einen betörenden deutschen Text intonierte. Heuer waren es wirklich die eher ruhigen Stücke der Band, welche überzeugen konnten. Die Tanzflächenfüller wie "Brother sleep" oder "Amok" konnten nie den Funken übertragen (Ausnahme war "Butterfly Dance"). Man muß aber auch sagen, dass Adrian es versäumte, den Funken zu entzünden. Ein Grund mögen auch die Soundprobleme gewesen sein, mit dem die Band fast den gesamten Set über zu kämpfen hatte. Wer das Glück hatte, DOD Anfang des Jahres in Belgien erlebt zu haben, weiß was Adrian und seine Mannen für Stimmung verbreiten können.



Was ich bis jetzt an Berichten las, wurden die Headliner von HAGGARD überall mächtig abgefeiert. In diese Lobeshymnen kann ich nicht einsteigen. Die Verbindung zwischen straightem Metall und balladesker Klassik, sowie Grunts-Gesang und betörender Chöre funktionierte eben nicht so reibungslos wie auf CD. Es klang nie als Einheit, eher wie zwei unterschiedliche Konzerte, welche zusammengemixt wurden.
Die textliche Reise ins Mittelalter und deren berühmten Personen war musikalisch in den ruhigeren Passagen, wo die klassischen Instrumente und die Sopranistinnen zum Einsatz kamen am besten. In den harten Songs überspielten die energischen Drums und straighten Saiten die orchestrale Untermalung. Hinzu kamen kleinere technische Probleme.





FAZIT: Wenn man ins fünfte Jahr geht, bleiben Vergleiche nicht aus. Rückblickend muß ich sagen, Haggard war nicht der beste Top Act, da gab es in der Vergangenheit bessere. Das Wetter war auch erstmals nicht wohlgesonnen. Ansonsten begeisterte wie in jedem Jahr die familiäre Atmosphäre, das freundliche Personal, das Ambiente des Schlosshofes und die zivilen Preise. Ein Problem war die doch recht begrenzte Anzahl an Toiletten. Hier muß man irgendwie Abhilfe schaffen, weil es nicht geht, das vor allem das weibliche Publikum für einen Toilettengang eine komplette Band verpasst. (andreas + eller)