BANG YOUR HEAD 2004 - Balingen, Messegelände 25.+26.06.



Nun war es also mal wieder soweit. Das BYH geht in die neunte Runde und es hatte wieder einige Überraschungen zu bieten. Wieder auf dem Messegelände, wieder mit super Programm und wieder mit vorbildlicher Organisation. Alle Auftrittszeiten wurden +/- 5 Minuten eingehalten und die Sanitäranlagen waren hervorragend in Schuß. Beste Vorraussetzungen also für ein gelungenes Festival; wäre da nicht - doch dazu später mehr!
Auch die sonst so gescholtenen Preise für Speis und Trank gingen durchaus in Ordnung im Vergleich zu anderen Events dieser Größe. Doch nun genug des Lobes, widmen wir uns nun dem, weswegen wir alle da waren (oder auch nicht; und gerade an Euch möchte ich ein lautes "Pech gehabt, Chance vertan" richten, denn was sich an diesem Wochenende in Balingen ereignete, wird wohl Geschichte schreiben) den Bands.

In Balingen bangten für Euch: Bastian & Simone




TAG 1
Den Anfang machten in diesem Jahr CAGE aus San Diego. Hat sich die Band auch im Medienbereich schon einen Namen gemacht, so ist doch noch sehr wenig los vor der großen Bühne. Der Sound ist dafür schon sehr klar und druckvoll, und auch CAGE geben sich große Mühe, das spärliche Publikum zu unterhalten. Dies geling ihnen durchaus, auch wenn mir das alles zu sehr nach Judas Priest klingt. Aber es hat durchaus Unterhaltungswert.




Wenn ich recht informiert bin, haben die nun folgenden RUFFIANS in ihrer Karriere nur eine EP, mit selbigem Namen, aufgenommen, oder? Naja, Carl Albert steht nicht mehr mit auf der Bühne (ach?) und wird ersetzt durch einen Herren namens Rich Wilde (muß man den kennen? Bitte melden: bastian@amboss-mag.de). Dafür ist Mr Craig Behrhorst (Ex-Lääz Rockit) dabei. Man spielt erwartungsgemäßen US-Metal und reißt damit auch nicht mehr als CAGE zuvor.




Nun aber! SHOK PARIS stehen auf der Bühne und... tja... ichweißjaauchnicht, aber irgendwie sind die alt und fertig. Vic Hix ist zwar dabei, aber auch hier ist nicht das los, was ich erwartet hätte. Ist die Metal Gemeinde übersättigt was alte Helden betrifft? Sind SHOK PARIS gar keine alten Helden? Keine Ahnung, aber gut sind sie nicht mehr. Die Luft ist raus.





KINGDOM COME fand ich schon immer scheiße. Ich mag Lenny Wolf nicht und auch sonst ist mir die Musik viel zu belanglos! Heute kommt noch hinzu, dass der feine Herr Wolf angeblich eine Erkältung hat, aber machen wir uns mal nix vor: besser singt der sonst auch nicht. Hier hat man nicht viel verpasst, wenn man schlief, aß oder trank; also tat ich eben jenes nach einigen Liedern des "kommenden Königreiches".




So entging mir auch der Auftritt von BLAZE; zumindest optisch. Denn hören konnte ich vom Auto aus zumindest, dasa hier die Hütte ganz schön gebrummt hat. Da war schon so einiges los und BLAZE gab dem Mob, was er erwartete. Gewohnte Setlist, gewohnte Routine und gewohnt guter Sound. Alles in Butter und aufgrund der 550 km langen Anreise, welche um 04:00 Uhr an diesem Morgen begann, entschlummerte ich selig zu den Klägen eines Maiden Stückes, oder war das von Wolfsbane? Egal!




Geweckt hat mich dann die liebreizende Stimme von Ralf Scheepers, der gerade "Angel in Black" ins Publikum schmetterte. Da war was los. Puh! Ich habe PRIMAL FEAR jetzt schon 3mal live gesehen und es war immer gleich - gleich gut. Wenn man die Musik mag, ist das die Band der Stunde. Beständiger als Priest und besser - ohne Frage. Man spielt Hit auf Hit und begeistert die Massen in gewohnter Poser Manier. "Running in the Dust "darf dabei genausowenig fehlen wie "Under Your Spell". Super Sound und super Gesang von Herrn Scheepers. Großartig.




Nun kamen ANTHRAX und rockten alles nieder, was sich nicht bewegte. Sehr starker Auftritt der New Yorker Thrasher, die mit allen erdenklichen Hits über den großen Teich kamen. Neben dem großartigen "Mad House" und dem neuen Mega Hit "Safe Home" zocken die Jungs um Scott Ian und John Bush noch Knaller wie "Antisocial" runter. Lediglich der Sound war etwas übersteuert, so dass Charlie Benante mehr als präsent war. Aber trotzdem der bisherige Höhepunkt des Festivals.





Als nächstes waren CHILDREN OF BODOM an der Reihe und die hatten an diesem Wochenende eh einen schweren Stand, da sie die härteste Band auf dem Billing waren. Ob es an diesem lag oder ob man einfach nur zuviel geprobt hatte, läßt sich jetzt mit Sicherheit nicht mehr sagen, aber die Jungs waren einfach zu statisch und unmotiviert. Dazu kommt noch der ultra schlechte Sound und fertig ist das Fiasko. Ich mag die Band wirklich gerne, aber was sie hier lieferten war unter aller Sau. Zwar spielte man große Songs wie "Needled 24/7", "Bodom Beach Terror", "Silent Night Bodom Night" und das herrausragende "Everytime I Die", aber eben zu routiniert. Kein Leben, keine Liebe... vielleicht war das ja auch gewollt?!?





GOTTHARD dagegen wirkten wie mit einer Frischzellenkur behandelt. Die Schweizer Hardrock Institution spielte mit einer Energie, die in diesem Alter seines Gleichen sucht. Die Menge nahm die Einladung zum gnadenlosen Rocken gerne an und feierte Hits wie "Make my Day" und "Standing in the Light" ab, als gäb's kein Morgen. Das machte Spaß und Lust auf mehr; und mehr sollte es geben.




Was nun folgte, wagte wohl niemand zu hoffen, und doch, ich schwöre es, ist so passiert wie es im folgenden berichtet wird:
Die Umbaumusik verstummt und ein uns allen bekanntes Intro erklingt. Wir befinden uns in einem Krankenhaus. Eine Schwester betritt den Raum und meckert rum. Sie gibt uns eine Spritze, macht den Fernseher aus und verlässt den Raum mit den Worten: 'Sweet dreams you Bastard' und wir erinnern uns...
Scott Rockenfield betritt die Bühne als erster, gefolgt von den übrigen Musikern. Es wird "Anarchy X" gespielt. Dann "Revolution Calling". Geoff Tate betritt die Bühne und was nun folgt ist wahrlich unglaublich: QUEENSRYCHE spielen eine Stunde "Operation:Mindcrime" und nichts anderes!!! Nicht ein (in Zahlen 0!!!) neueres Lied kommt aus der PA. Mr. Tate ist super bei Stimme und hat nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. Mir kommen angesichts des Sets fast die Tränen und als man dann als Zugabe noch '"Take hold of the Flame" spielt, brechen alle Dämme.
Geoff Tate trägt zwischendurch noch eine Jeans-Jacke mit Bush Jr. Konterfei auf der Rückseite und dem Wort 'LIAR' darüber.

Ein großartiger Auftritt den NICHTS an diesem Wochenende noch toppen kann! Vielen Dank, Queensryche!




Fehlt noch einer! Und der kam, sah und siegte. Volles Haus bei ALICE COOPER. Ich kann ja mit der Musik nicht sonderlich viel anfangen. Ist halt Hardrock. Alter Hardrock. Aber kennen tut man das ein oder andere Lied ja doch. Die Show war jedenfalls großartig. Jeder, der mal in den Genuß kam, einen ALICE COOPER Auftritt auf Video oder Live zu sehen, weiß wie charismatisch der Mann ist. Er zieht alle in seinen Bann und läßt dazu auch nichts anbrennen.
"No more Mr nice Guy"; "Schools Out" und "Poison", um nur die gängigsten zu nennen (mehr kann ich auch nicht benennen). Super Sound, Super Stimmung und super Wetter runden diesen ersten Festival Tag ab.







TAG 2
Der Tag der lebenden Leichen, äh Legenden.


Doch los geht es mit den deutschen Manowar. MAJESTY spielen ihren Metal vor einer erstaunlich großen Menge. Aber die Leute wissen schon, warum sie so früh aus den Federn gesprungen sind. Großartige Songs und ein super Sound machen diese Band zu einem sehr gelungenen Opener für Tag Zwei.





Zeit für Legenden Part 1:
EX- Wardog und Tension Fronter Tom Gattis steht mit seiner Band BALLISTIC auf der Bühne und zelebriert Thrash Metal, der begeistern könnte. Wäre da nicht diese Belanglosigkeit, die die Songs umgibt. Auch wenn das Album seitens der breiten Presse in den siebten Metal Himmel gelobt wurde, ich kann beim besten Willen nichts mit der Musik anfangen. Aber wer es mag...




Zeit für Legenden Part 2:
Mal abgesehen vom großartigen Schriftzug (man drehe ihn mal um!!!) und des sehr an Tygers of Pan Tan errinernden Bühnenoutfits kann ich mich auch mit den Jungs von ANGEL nicht so richtig anfreunden. Heavy Metal wie man ihn in den 70ern noch mochte und sicherlich auch brauchte. Doch heute interessieren sich herzlich wenig Leute für die Band. Der Sound ist gut und auch die Songs sind nicht schlecht, aber ich denke, dass niemand mehr Frank DiMino und Co braucht!




Zeit für Legenden Part 3:
OMEN OMEN OMEN!!!
Schon im Vorfeld freute ich mich auf dieses Urgestein des US Metals. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Band brachte einen passablen Querschnitt ihrer Karriere und spielte unter anderem die Klassiker "Battle Cry", "Die by the blade" und "Deathrider". Lediglich mit den Höhen hat der Sänger etwas zu kämpfen. Ansonsten eine herrvorragende Leistung, die von einem wiedererstarkten Publikum mit frenetischem Applaus belohnt wurde.





Zeit für Legenden Part 4:
Puh, schon wieder eine uralt Hardrock Band, aber diesmal eine sehr gute. LILLIAN AXE wurden empfangen wie Könige und das zu recht. Man spielte sich den Arsch ab und brachte Hits wie "Letters in the Rain" und "Deepfreeze" zum besten. Das war großes Kino und ging gut ab. Doch ein wenig Ruhe im Schatten sollte sich ein jeder gönnen, angesichts der hohen Temperaturen und des hohen Sonnenstandes. So lauschte ich den restlichen Klängen Ron Taylors und Co von einer kleinen Rasenfläche hinter der Süßigkeitenbude aus.





Zeit für Legenden Part 5:
Immer noch im Schatten sitzend spielten DEATH ANGEL auf und wurden abgefeiert wie keine andere Band, die ich an diesem Wochenende gesehen habe. Mark Osegueda und Rest machten keine Gefangenen und rotzten sich durch ihre Bandhistorie. Vom legendären "Act III" gab es beispielsweise "Disturbing the Peace" zu hören, ob das schon ein Statement für das war, was später noch folgen sollte, bleibt wohl für immer offen. Aber DEATH ANGEL wurden noch 20 Minuten nach ihrem Auftritt wieder auf die Bühne geschriehen. Groß!!!




Zeit für Legenden Part 6:
Und noch einmal... Nun also Bombast Power Melodic Metal... oder so... Bod Catley und Tony Clarkin kann man heute nichts vorwerfen. Oder, doch... bei einer beschränkten Spielzeit von 60 min. spielt man nicht zwei neue Lieder. Obwohl das Erste, und gleichzeitig auch der Titeltrack des im August erscheinenden neuen Albums "Brand New Morning", ziemlich gut war. Wie man es halt so gewohnt ist von MAGNUM. Der Sound war wie so oft an diesem Wochenende wieder super. Mir persönlich ist die Musik zu Keyboard lastig. (spielt der Keyboarder eigentlich auch bei Dimmu Borgir???)





Zeit für Legenden Part 7:
Doctor Doctor und Rock Bottom!!! Muß ich noch mehr sagen? Na gut: Phil Moog, Pete Way, Paul Raymond, Vinnie Moore und Jason Bonham! Reicht es jetzt? Dann ist ja gut. UFO waren super. Das fanden auch die anwesenden Metaller, so dass die Musiker schon wie Headliner abgefeiert wurden... Das auch zu recht. UFO ließen keine Wünsche mehr offen.





Zeit für Legenden Part 8: der letzte Teil.
Nach der Absage von WHITE LION mußten sich die Organisatoren was einfallen lassen. Und das haben sie!!! SEBASTIAN BACH kam in einem Satz auf die Bühne gesprungen und stand die nächsten 60 Minuten gar nicht mehr still. Das Publikum nahm sich ein Beispiel daran und feierte zu alten Skid Row Songs und dem "Time Warp" ordentlich ab. Einen Höhepunkt erreichte der Auftritt/Arschtritt als Sebastian Bach "Stop The War" Sprechchöre anstimmte. Diese wurden lange gehalten und sorgten für ein wohliges Gefühl, nicht nur unter ICED EARTH Fans zu sein. Doch dazu später mehr (oder weniger)





TESTAMENT sind ähnlich wie Primal Fear eine Bank im Metal Bereich. Nach der Genesung Chuck Billys trashten die Bay Area Veteranen über das Messegelände und ließen nichts anbrennen.. Ich mag die Band nicht sonderlich, aber den Anwesenden scheint es sehr gefallen zu haben. Blöd war nur, das Testament ihren Soundcheck um eine halbe Stunde überzogen und somit am Ende den Saft abgedreht bekamen.
Hier gibt es ein offizielles Statement dazu




Nun kommen wir zu dem Thema das schon bei Queensryche und Sebastian Bach angesprochen wurde: KRIEG !!!
Nach einem kriegsverherrlichenden Album wie "The Glorious Burden" gibt es in meinen Augen keine Daseinsberechtigung mehr für eine Band wie ICED EARTH!!!
Daher habe ich auch nach Testament die Heimreise angetreten. Ich werde diese Art des Patriotismus nicht unterstützen und schon gar nicht dafür applaudieren.






FAZIT
Alles in allem war es wiedermal ein sehr gelungenes Festival. Ich bin rundum zufrieden, und freue mich schon auf nächstes Jahr; auf das Zehnjährige, denn da stehen schon ein paar Bands fest:

TWISTED SISTER
MOTÖRHEAD
DORO
NEVERMORE
GAMMA RAY
JAG PANZER
DEMON
KROKUS
AXEL RUDI PELL
u.v.m.

werden 2005 für gute Laune und gesellige Stimmung sorgen.


Fazit:
QUEENSRYCHE, QUEENSRYCHE, QUEENSRYCHE, QUEENSRYCHE!!