FEUERTANZFESTIVAL - 27.06. in Wuppertal, Waldbühne
Als kleine Vorgeschichte sei erwähnt, dass ich mich an diesem heißen Freitag Abend zwischen zwei Veranstaltungen entscheiden musste und wohl die falsche wählte. Ich Pappnase hab auf ein geniales Boa Konzert verzichtet, selbst schuld.

Kommen wir nun zum Wesentlichen.
Was verstehen Leute in Wuppertal von einem Feuertanz Festival? Sehr wenig scheint mir.
Ich zitiere aus dem Info: Pyroshow, Mittelaltermarkt, stilvolles Ambiente.
Wo soll ich anfangen die Veranstalter auseinander zu nehmen? Mittelaltermarkt: gab es nicht, es sei denn man bezeichnet eine Holzbude als jenigen. Pyrotechnik: Davon hab ich schon weitaus mehr in Hallen gesehen, die sich noch strikter an Feuerbestimmungen halten müssen. Stilvolles Ambiente: stimmt ja mal, auch wenn die Bühne in dem Steinbruchartigen, mit grünen Pflanzen überdeckten Innenraum mit ihrem gelben Zeltdach ein wenig deplaziert wirkte. Zu den musikalischen, informativen und zeitlichen Wirren später mehr.

Nachdem man den Wuppertaler Schilderwald hinter sich ließ und mehr durch Zufall auf dem Parkplatz zum botanischen Garten landete, wir nach kurzen Fussmarsch durch ein sehr schönes, romantisches Waldgebiet die Eingangspforte erreichten und die Regelungen bzgl. der Gästeliste sehr reibungslos verliefen, waren bereits "Schattenleben" mittendrin in ihrem Programm. Mittelalter und heftige Gitarren sind nichts neues, allerdings eine Sängerin, welche sich höchst selbst mit sphärischen Keys begleitete, schon. Knapp 300 lauschten zu diesem Zeitpunkt den angedüsterten, altertümlichen Klängen. Trotz der sehr hellen Stimme, teils ein wenig piepsig klingend, konnte sie trotzdem eine vokalistisch druckvolle Darbietung abliefern und ließ immer wieder ihren Kollegen an Bass und Gitarre Zeit, sich in dezenten Solis zu verwirklichen. Wer jetzt dachte, dass auf diesen gelungenen Beginn aufbauend langsam den Höhepunkt entgegen gesteuert wird, sah sich leider getäuscht.

CEPHAGIA waren derart abseits des guten Geschmacks, dass mir kurzzeitig schlecht wurde. Da es mir nicht gelungen wäre, mein Gegessenes über die in weißen Hemden und schwarzen Perücken gekleideten Pappnasen (zurück, weil zu nett) Idioten zu ergießen, schluckte ich selbiges herunter, wie das sehr mäßig gekühlte Bier. Sagt mal, ihr Musikverarscher, soll das nun J.B.O. für ganz Arme sein, oder eine komplette Verarschung aller Nicht-Gehörlosen? Welches kranke Hirn lässt derartiges Schwachmatentum auf einem Mittelalter-Festival auftreten? Mit euern Covern von Britney, Falco undsonstwas gehört ihr aufs Schützenfest und dabei gleich richtig vermöbelt. Sorry, ausgepfiffen meinte ich. Waren die Anwesenden jetzt tolerant, dumm oder Gehörlos, man weiß es nicht, allerdings gaben die selbsternannten Kommödianten auch noch eine Zugabe.

Puuh, überstanden dachte man, allerdings gab es schon das nächste Problem. BLOODFLOWERZ waren nicht da. Angeblich im Stau stecken geblieben, vielleicht auch angesichts von CEPHAGIA mit dem Wunsch: "Ein Königreich für Taubheit" wieder abgereist.

Nach mindestens neunzig Minuten Wartezeit, in denen der Besucher im dunklen gelassen wurde, kam dann eine saublöde, natürlich zum Festival passende Ansage, nach dem Motto: Bloodflowerz kommen nicht ,aber ihr wolltet ja sowieso eher Schandmaul, die spielen dafür 15 Minuten länger. Kein Wort von Stau, es wurde so dargestellt, als hätten Bloodflowerz einfach so ganz kurzfristig abgesagt. Selbst wenn dergleichen geschehen ist, wäre nicht eine Entschuldigung angebrachter, als das Ganze noch positiv auszumalen und damit eine Band zu diffamieren?

So betraten dann Schandmaul die Bühne und für kurze Zeit schien jeder Ärger verloren. Mit ihrer Mischung aus Folk, Mittelalter und Rock begeisterte die Combo das mittlerweile auf eine Anzahl von 1500 Besuchern angewachsene Publikum. Wie immer war die Band perfekt aufeinander abgestimmt und lieferte eine Show ab, bei der man merkte, dass die spielende Komponente ebenso viel Spaß hatte wie die Hörende. Zwar konnte der Auftritt nicht annähernd an ihre vergangene Tour anknüpfen, aber erneut begeisterten Songs wie "Herren der Winde" oder das verträumte, tiefromantische "Dein Anblick". Glücklich jenige, welche sich hierbei an einen Partner schmiegen konnte. Aufgrund des Ausfalls von Bloodflowerz schaffte es die Band kurzfristig ihr Programm um 15 Minuten zu verlängern. Hervorragend das exzessive Flötenspiel in Verbindung mit Mandoline, teilweise hatte man den Eindruck, dass sich hier jemand vollkommen ausleben möchte. Sänger Thomas brachte uns die alten Geschichten mit kleinen Erzählungen näher, leider wirkte das Gesamte sehr einstudiert, weil man die gleichen Worte irgendwie schon mal vernommen hatte. Sei verziehen, weil es erneut ein gelungener Auftritt war und die Band auch noch, im Gegensatz zum Veranstalter, tröstende Worte für Blodflowerz hatte. Eine kleine Geste, welche die Band noch sympathischer machte. Die Frage stellt sich, ob sie auf der Bühne wahrhaftig eine riesige Party feiern oder diese inszenieren. Ich glaube ersteres, weil der Funke sonst niemals derart aufs Publikum überspringen würde.

Den Abschluß boten dann die Berliner von IN EXTREMO, welche ihren Mittelaltersound wesentlich härter verzierten. Überraschend, dass schon einige ihre neue Hymne "Küss mich" lauthals mitsingen konnten. Es war einer von zwei neuen Songs, welche die Band geschickt in ihr Gesamtprogramm einfügte. Höhepunkt war allerdings, das von Beginn an geforderte "Vollmond". Martialisch mit rauer Stimme bot ansonsten der meist im Mittelpunkt stehende Sänger ein perfektes Repertoire. Ihr hundert Minuten dauernder Auftritt diente dann auch dazu, die klägliche Lichtanlage zu bewundern. Denn damit schafften sie es gerade, die anbrechende Dunkelheit dezent zu erfassen und dann kam auch die spärliche Pyrotechnik zum Vorschein.

Ich oute mich jetzt in der Hinsicht, dass ich nicht bis zum Schluß geblieben bin, weil einfach zuviel Schei... passiert ist und ich einfach nicht verstehen kann, was sich manche Veranstalter erlauben. Es reicht einfach nicht, irgendwo im Wald eine Bühne stehen zu haben und Bands zu verpflichten. Was vom Feuertanz blieb, war ein bitterer Geschmack, der trotz allem von der romantischen Melodie von "Dein Anblick" überdeckt wurde. Danke Schandmaul, Danke In Extremo, Danke Schattenleben. Schämt euch Veranstalter, schämt euch Caphagia. (andreas)